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Am nächsten Tag standen wir früh auf, da ich insgeheim hoffte, dass Nathanael noch unterwegs war.

Wir wollten meine Klamotten und alles weitere holen.

Als wir das Haus verließen und in Richtung daheim fuhren, wurde mir ganz flau im Magen.

Was könnte schon Schlimmes passieren? Kathi war bei mir. Er hätte gar keine Chance gegen uns. Oder?

Wir parkten Kathis schwarzen BMW direkt vor der Haustür, um so schnell wie möglich wieder weg zu kommen.

Dann stiegen wir aus und liefen zur Tür.

Es knackte, als ich den Schlüssel ins Schloss steckte und die Türe aufsprang.

Es war komisch hier.

So leer und still.

Die Liebe war wohl mit mir aus dem Haus gezogen...

Ich lief nach oben und wie erwartet war niemand da.

Erleichtert nahm ich meine große Tasche aus dem gemeinsamen Schrank und begann, alle meine Sachen hinein zu stopfen.

Klamotten, Duschgel und alles, was ich sonst noch so mein Eigen nennen konnte.

Am Nachttisch unseres Ehebettes stand ein gerahmtes Foto.

Nathanael, wie er seinen kräftigen Arm zärtlich um meine Schultern legte und sich an mich schmiegte.

Wo war diese person hinverschwunden?

Dieser Junge, der alles für mich gemacht hat. Auf mich aufgepasst hatte. Dank dem ich mich immer sicher gefühlt hatte.

Er war weg.

Trotzdem brachte ich es nicht übers Herz, dieses Bild hier zurückzulassen. Ich schob es vorsichtig in die Tasche.

Dann lief ich ein letztes Mal durch die ganze Wohnung und suchte in der Papiermülltonne nach meiner zerissenen Kette, doch sie war nirgends.

Ich musste mich beeilen; wer weiß, wann er nach Hause kam!

Hatte er die Kette vielleicht weggeworfen?

Ich hasste ihn, doch wollte ihn nicht ganz hergeben. Immerhin war er ein Teil meiner Vergangenheit.  Ich war hin und hergerissen, doch ich wollte diese Kette.

Sie war sein erstes Geburtstagsgeschenk an mich gewesen.

Ich ließ mich erschöpft aufs Bett fallen. Auf das Bett, in dem wir schon so oft zusammen gelegen hatten. Auf dem Bett, auf dem letztes Mal, als ich hier lag, alles kaputt gegangen war. Nicht nur die Kette, sondern auch mein Herz.

Eine Träne flüchtete aus meinem Auge und rann eilig meine Wange hinunter.

Ich wischte sie weg und schlug wütend auf sein Kopfkissen links von mir.

Warte, hat da nicht irgendwas geknistert?

Ich schlug die Bettdecke auf und da lag sie: meine Kette.

Ich war mir sicher, dass sie kaputt sein musste, doch überraschenderweise war sie repariert.

Ich schaute mir die Ösen einzeln an.

Da! Ich wusste es! Ein Glied war verbogen. Vermutlich das gerissene. Aber repariert.

Ich nahm die Kette und drückte sie mir an die Brust.
Nathanael... hallte es mir durch den kopf. Nathanael... irgendwo in meinem Kopf hörte ich seine Stimme von damals... ich bin nicht perfekt, aber ich liebe dich...

Merry X-mas 《Sunrise Ave》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt