Breaking Up (Prolog)

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Ocker ist eine schöne Farbe. 

Sie ist nicht so grell wie Gelb und auch nicht so dunkel wie Braun. Lächelnd ziehst du die schwarze Kappe von deinem neu erworbenen Marker und fährst mit der Mine über dein Geschriebenes. Eine sanfte, matte Markierung umrahmt nun deinen notierten Termin, auf den du gespannt wartest. 


❤ Ten treffen ❤

Lächelnd steckst du deinen Marker zurück in deine Jackentasche und fährst liebevoll über dein Bullet Journal. Strahlende Farben, feinste Schrift und der Duft nach neuem Papier schlägt dir entgegen. Mit einem zufriedenen Zucken um die Mundwinkel klappst du das kleine Buch zu und fährst mit den Fingerkuppen über den ledernen Einband. Sie fügen sich in die sanften Rillen der eingravierten Spiralen ein und verharren an goldenen Sprenkeln, die dem schwarzen Ledereinband eine fröhliche und gleichzeitig edle Wirkung verleihen.
Du verstaust deinen Schatz vorsichtig in einem Extra-Fach deines Rucksacks und stellst diesen behutsam neben dich, ehe du dich wieder deinem Getränk zuwendest und durch die Glasfront des Cafés blickst.
Feine Schneeflocken tänzeln auf dem Asphalt und hauchen der Großstadt etwas Ruhe und Gemütlichkeit ein. Angetan von der winterlichen Schönheit willst du nach deinem Rucksack greifen und einen Skizzenblock hervor ziehen, als die Tür neben dir auf geht und ein leises Glöckchen singt. Deine Hand verharrt und dein Lächeln wird breiter.
„ Mistwetter."
Fluchend klopft Ten sich den Schnee von seiner dicken Winterjacke und zerrt den Schal von seinen Lippen, um dann komplett herein zu stapfen. Du musterst deinen Freund eingehend und merkst, wie dein Herz immer lauter pocht, während er sich aus dem Anorak schält und die letzten Eiskristalle aus seinem schwarzen Haar schüttelt.
Drei Monate.
So lange habt ihr euch nicht gesehen.
Immer wenn ihr euch nach gewisser Zeit wieder trefft, ist es, als würden deine Augen sich wieder an ihn gewöhnen müssen. Sie fahren langsam über jede Einzelheit seiner Züge, als gieren sie nach jedem Millimeter, den sie noch nicht von dem Basketballspieler kennen.
Du liebst dieses Gefühl.
Noch hat er dich nicht entdeckt, sondern steuert direkt die Theke mit den Heißgetränken an. Das gibt dir die Zeit, seine Gesamtheit in seiner Perfektion zu betrachten.
Seine mandelförmigen Augen strahlen in sanften Schokoladentönen und seine langen Wimpern umrahmen seine Seelenspiegel wie ein Kunstwerk. Seine markante Nase ist leicht schief von einem vergangenen Sportunfall und seine Lippen sind immer leicht nach unten verzogen, als würde er rund um die Uhr nachdenken.
Sein dunkles Haar ist länger geworden und fällt ihm vereinzelt wirr in die Stirn, was ihm einen verwegenen Ausdruck verleiht. Dein Magen kribbelt vorfreudig, als du daran denkst, wie süß seine Lippen gleich auf deinen schmecken werden - würzig wie Zimt und auch süß wie Zucker.
Du betrachtest seine wie immer eintönige Kleidung mit einem leisen Schmunzeln auf den Lippen. Während du es liebst, dich in so vielen verschiedenen Farben wie möglich zu kleiden und immer wieder neue zu entdecken, ist er schon immer schlicht gekleidet. Weiße Shirts oder Pullover und dunkle Hosen. Seine Schuhe sind meist einfache Sportschuhe, falls er noch nach der Schule trainieren will.
Als er den Blick hebt und dich entdeckt, zuckt sein Mundwinkel leicht nach oben.
Du hingegen strahlst breit und willst dich bereits erheben und auf ihn zu stürzen, als dein Telefon in deiner Hosentasche eine Nachricht ankündigt. Überrascht bleibst du auf dem weinroten Hocker sitzen und ziehst das Telefon heraus, um eine Nachricht deiner Schwester zu lesen.

Wenn du fertig bist, komm vorbei. Hab noch Zeit, bevor ich zum Club muss :3

Du schmunzelst leise.
Seit eure Eltern in Trennung leben, seid ihr beiden sogar noch mehr zusammen gewachsen. Sie gönnt dir kaum eine Stunde in deinem Lieblingscafé und schon will sie dich sehen. Vermutlich, um von deinen Kochkünsten zu profitieren, dieses Biest. Du schreibst ihr flink zurück und stellst das Handy schließlich stumm, als den den Geruch nach kühlem Aftershave und frischen Duftnoten um dich herum wahr nimmst. Grinsend drehst du dich um und rutschst von deinem Hocker, nur um dann verwirrt inne zu halten.
Deine Augen registrieren jedes Detail und dein Herz schlägt mit jeder Erkenntnis langsamer.
Ten trägt seine Jacke noch immer - sie ist sogar nur halboffen.
Das Getränk in seiner Hand ist nicht in die helle Porzellantasse mit Aufdruck gefüllt, sondern in einen eintönig braunen Pappbecher geschüttet worden.
Und seine Augen strahlen dir nicht warm entgegen, sondern sind schwarz wie Bitterschokolade.
Er blickt dich nicht mal richtig an, sondern fixiert den Becher vor sich immer wieder, als würde der ihm eine Antwort geben - oder das Gespräch für ihn führen.
Als die unangenehme Stille zwischen euch ins unermessliche steigt und du das Gefühl hast, dass die warmen Farben der Einrichtung und der Lichter dich zu überschwemmen drohen, schluckst du und greifst mit zitternden Fingern nach seinem Handgelenk. Das Lächeln auf deinen Lippen tut weh, da du es nicht gewohnt bist, eines vorzutäuschen. Doch du hältst es wacker und umfasst seine warme Haut vorsichtig.
„ T-Ten?"
Doch er blinzelt nur und zieht seine Hand sanft, aber bestimmt zurück, um dich schließlich endlich anzublicken.
Dir wird schlecht.


✧ Owls Goals ✧ │Reader x BokutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt