Training

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„ Ich gebe dir für die nächsten Jahre meinen Nachtisch. Jeden. Tag."
„ Verlockend, Pinselchen. Aber ich passe."
Du seufzt entkräftet in die Lautsprecher deines Telefons und blickst auf die Akku Anzeige. Die Kälte frisst sich wirklich in dein Gerät und saugt die Akkuzahlen aus. Du startest einen letzten Versuch - alle guten Dinge sind sechzehn.
„ Und wenn ich deinen Bento Inhalt verdreifache?" Ein Lachen ertönt auf der anderen Leitung.
„ Viel Spaß, Schwesterchen. Das Camp wird dir gut tun."
„ Yukie! Ich bin keine Managerin!"
Doch die Leitung ist bereits tot. Du keuchst und blickst auf deinen schwarzen Bildschirm.
Wirklich? Von 34% auf 0 runter? Knurrend stopfst du das Telefon in die gefütterte Tasche deines Parkas und blickst auf deine beigen Stiefel. Sie wirken so langweilig wie der Schnee zu deinen Füßen. Vielleicht würde etwas Farbe-
„ Kannst du mir verraten, wieso ich um diese Uhrzeit mit dir an einer Bushaltestelle stehen soll?"
Rakūn mustert dich mit stechenden Augen, während sie ihre heiße Schokolade mit beiden Händen umklammert hält. Die schwarzen Ringe um ihre Finger pressen sich in ihre gerötete Haut und ihre Augen glühen beinahe rubinrot vor Wut. Du tätschelst ihr sanft die Schulter und ziehst den Schal um deinen Hals fester.
„ Kaori hat sich eben bei Yukie angesteckt."
„ Ahhh. Sehr schlau, zwei Mädchen als Manager vorzuschicken, die keine Ahnung von Volleyball gaben."
Du schmunzelst gegen deinen Schal an und zuckst mit den Schultern.
„ So schwer kann das nicht sein. Einfach den Ball in das Netz."
„ Das ist Basketball, du Niete. Die sind verloren."
Du zuckst schuldbewusst zusammen und ziehst dir das Accessoire höher in das Gesicht.
Die Künstlerin schlürft das Heißgetränk lautstark in sich hinein und blickt dich warnend an.
„ Ich mache das nur, weil du mir versprochen hast, danach-"
„ Ja. Den Club zu gründen. Ich weiß schon."
Sie nickt zufrieden und schlürft weiter.
Du wendest den Blick schweigend ab und blickst dich nach dem Bus um.
Doch in der morgendlichen Schwärze ist nichts zu erkennen.
Nur schemenhafte Bäume, knarrende Äste und der Wind, der euch heulend verhöhnt.
Fehlt nur noch der unheimliche Uhu, der die Stimmung komplett schaurig gemacht.
„ WU-HU-HUUUU!"
... Nicht ganz der Kauz, den du meintest, aber auch in Ordnung.
Mit gemischten Gefühlen blickst du zu Bokuto, der fröhlich durch den Schnee tollt wie ein Welpe. Akaashi trottet müde neben ihm her und vergräbt sein halbes Gesicht in seinem Schal. Seine Haare sind noch wüster als sonst, was die Vermutung nahe legt, dass er direkt aus dem Bett hierher geschlurft ist.
„ Hmm. Vielleicht sollte ich doch mehr Zeit in Volleyball investieren." schnurrt Rakūn neben dir.
Du hebst die Braue und folgst ihrem Blick, der eindeutig auf Akaashi ruht.
Du stößt ihr in die Seite und murrst warnend:
„ Wir sind dabei, um sie zu trainieren."
„ Holla, und wie ich mit ihm trainieren werde."
Am liebsten hättest du ihr eine Schneekugel in den Rachen gestopft, doch als die Jungs auf Augenhöhe mit euch sind, verstummt sie tatsächlich brav und nickt dem Setter einfach nur zu. Cool wie der Schnee um euch herum.
Akaashi erwidert den Gruß ebenso kühl.
Flirten in der Arktis - das wäre der Name ihrer Doku.
„ Hey Hey He-"
„ Hey, Bokuto."
Deine Stimme ist kühl wie der Wind und deine Schulkollegin mustert dich überrascht.
Seit dem Gespräch in deiner Küche ist eine Woche vergangen. Und statt, dass deine Schwester sich erholt und du das Missverständnis korrigieren kannst, holt sie sich noch eine Mandelentzündung UND steckt Kaori an. Zwei Manager in sieben Tagen. Ein Rekord.
Seitdem hast du eigentlich jeden Tag mit Rakūn verbracht und dich immer mehr mit ihr angefreundet, weswegen sie wohl irritiert über deine Reaktion ist. Schließlich hast du sie nicht eingeweiht. Du nickst ihr knapp zu, um sie zu vertrösten und seufzt schließlich.
Ihn nun nach den Tagen wieder zu sehen ist seltsam.
Seine Augen schimmern hell im einfallenden Licht der Laterne und seine ungegelten Haare fallen ihm wirr ins Gesicht.
Niedlich.
Du blinzelst und blickst auf die laminierte Liste in deinen Händen.
Rakūn reicht dir den wasserfesten Edding, damit du abhaken kannst.

Akaashi Keiji √
Bokuto Kōtarō √


Du hebst den Kopf und hauchst die Luft in Form einer Atemwolke aus.
„ Wo ist der Rest?"
Die Jungs zucken synchron mit den Schultern. Bokuto ist überraschend schweigsam und mustert dich eingehend, was du so gut es geht ignorierst. Doch als er plötzlich breit zu grinsen beginnt, rumort dein Magen bereits.
„ Schöner Schal."
Du weitest die Augen kurzzeitig. Natürlich. Du hast ihm seinen Schal noch immer nicht zurück gegeben. Und nun trägst du ihn VOR ihm?! Am liebsten hättest du das Brett vor dir gegen deine Stirn geklatscht, doch du zuckst die Schultern und erwiderst:
„ Danke."
Seine Augen glitzern intensiver und seine Lippen öffnen sich, als plötzlich Konoha und Komi heran gerannt kommen und die Ruhe der Winternacht mit ihrem Gegröle durchbrechen:
„ Wie nennt man einen Bokuto im Winter, Konoha?"
„ Keine Ahnung, Komi!"
Und plötzlich schubsen sie den Gemeinten in einen Haufen dicken Schnee und reißen die Arme begeistert hoch:
„ Schneeeule! HA HA!"
„ HAHAHA, der war gut!"
„ Nur du kannst über einen Witz lachen, der dich durch den Dreck zieht."
Akaashi schüttelt den Kopf und schubst die beiden Attentäter vor zu dir, damit du ihre Namen abhaken kannst.

Komi Haruki √
Konoha Akinori √


Du hebst den Kopf und blickst zu den Jungs, die sich grinsend zu Rakūn stellen, ehe ruhige Stimmen dich aufsehen lassen.
„ Hat ihr Witz geklappt?"
„ Muss auch so sein, wenn die seit Tagen daran feilen."
„ Idioten."
Du nickst langsam und hakst ab.

Washio Tatsuki √
Sarukui Yamato √
Onaga Wataru √


„ Wo ist ... Anahori Shūichi?"
Suchend blickst du dich nach dem Erstklass-Setter um und hebst die Brauen, als Bokuto sich den Schnee vom Körper klopft und lachend entgegnet:
„ Krank."
„ Wow. Drei Leute weniger. Der Winter ist tückisch."
Du seufzt erleichtert, als der Trainer Takeyuki Yamiji den Bus vor fahren lässt und lächelnd winkt. Deine Glieder schreien nach Wärme und deine Ohren nach Musik. Hoffentlich lässt Rakūn dich mithören.
„ Du sitzt neben Bokuto."
Klirr. Aus der Traum.
Entgeistert blickst du dem Setter entgegen, der dich ernst mustert und schließlich mit Rakūn in den Bus steigt. Diese lässt ihn grinsend vor - nett wie sie ist -, um die Aussicht zu genießen. Sie zwinkert dir fröhlich zu und lässt dich leise murrend die Haare raufen.
„ Willst du auch noch meine Mütze?"
Du zuckst erschrocken zusammen. Wie kann ein so lauter Mensch sich so lautlos anschleichen?
Du wendest peinlich berührt den Blick ab und schüttelst den Kopf. Doch der Eulenkopf lächelt breit auf dich herab und raunt - warm und tief an deinem Ohr:
„ Mentoren Weisheit Nummer fünfzehn: Man geht seinem Mentor nicht aus dem Weg."
Du schluckst und reibst dir über das erhitzte Ohr und danach die Oberschenkel. Die Gänsehaut, die sich von deinen Waden bis zur Kopfhaut ausbreitet, kann nur mit Wärme beseitigt werden.
„ Rein. Alle warten auf dich."
Er grinst breit und schwingt sich mit Anlauf die Stufen des Busses hinauf.
Du blickst ihm nachdenklich nach und siehst in den sternenklaren Himmel.
Hoffentlich behält deine Schwester Recht und du bereust das Camp nicht.
„ Birdie, bist du festgefroren?!"
Du bezweifelst es.


✧ Owls Goals ✧ │Reader x BokutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt