Allein

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Wir schrecken auseinander, hoffentlich schnell genug. Sirius und ich schauen zur Tür. Es ist nicht James oder Peter. Auch nicht Lilly. Professor Slughorn steckt seinen Kopf zur Tür herein und lächelt uns breit zu. Zu breit. Am Arm zieht er Severus hinter sich her. Sein Gesicht ist blass, eines seiner Augen ist geschwollen. Er wirft uns einen Blick zum. Ich schaue weg, aber Sirius blickt ihm spöttisch entgegen. "Na Schnievelus", er grinst. "Hast du dir selber eine reingehauen um endlich Mitleid zu bekommen?'' Snape geht nicht auf ihn ein und lässt sich stumm von Slughorn zu einem leeren Bett führen. Madame Pomfrey kommt um Severus zu verarzten und Slughorn geht langsam aus dem Raum. Severus beobachtet uns. Sirius rückt näher zu mir, ich wünschte, er würde es lassen. Ich lasse meinen Blick zurück zu dem Buch gleiten, das in meinem Schoß liegt. Auf dem Papier sind Tränenflecken. Meine Versuche mich auf die Buchstaben zu konzentrieren sind sinnlos. Beobachtet von Sirius UND Severus. Also warte ich einfach. Darauf, dass etwas passiert. Irgendetwas, worauf ich reagieren kann.
/Sirius/
Am Nachmittag darf ich gehen. Ich konnte nicht mehr mit Moony reden, Severus hat sich keine Sekunde ablenken lassen. Also sah ich Moony bloß zu, wie er seine Hausaufgaben machte. Jetzt ziehe ich mir einen Pullover über und schlüpfe in meine Turnschuhe. Ich greife nach meiner Tasche und sammele meine Habseeligkeiten ein. Ich beuge  mich hinunter zu Remus und umarme ihn kurz. Unauffällig schiebe ich ihm die Karte des Rumtreibers zwischen die Finger und flüstere: "Es ist nicht deine Schuld." Seine Finger schließen sich um das Pergament und langsam lasse ich ihn los. Blass sinkt er zurück in die Kissen. Er sieht aus, als ob er gleich wieder anfangen will zu weinen. Ich drücke kurz seine Hand. Dann verlasse ich den Krankenflügel.
/Remus/
Na toll. Alleine mit Severus. So unauffällig wie möglich breite ich die Karte des Rumtreibers auf meinem Buch aus und tue so, als würde ich lesen. In Wahrheit beobachte ich den kleinen Punkt namens Sirius. Langsam schlendert er in Richtung Gryffindorturm. Vor dem Portraitloch verharrt er kurz zusammen mit den Punkten von Lilly und James. Dann klettern sie in den Gemeinschaftsraum und bewegen sich nicht mehr. Vermutlich sitzen sie am Kamin und James erzählt seine zum Gähnen langweiligen Quiditchwitze und Lilly rollt mit den Augen. Der Punkt von Peter nähert sich dem Gemeinschaftsraum, doch kurz vorher dreht er ab und verschwindet im Gewirr der Schüler. Was macht er denn da? Na ja, egal… Ich starre den Rest des Nachmittags auf Sirius' Punkt, bis Madame Pomfrey am Abend zu mir kommt um meine Wunden zu begutachten. "Alles gut verheilt.", sagt sie und lächelt mich an. Ich glaube sie mag mich, den kleinen, armen Werwolf. "Wenn sie möchten, dann können sie heute wieder oben schlafen", sie lächelt. "Aber kommen sie morgen bitte noch einmal her, damit ich nach ihren Wunden sehen kann." Ihr Lächeln wird traurig. "Sie sind stark, Remus", sagt sie und verschwindet. Alleine sammel ich meine Sachen ein und verlasse den Krankenflügel. Auf dem Flur renne ich prompt in Lilly hinein. Sie umarmt mich kurz und lächelt mich an. "Schön, dass du es wieder geschafft hast", sagt sie. Ich nicke kurz und zwinge mich zurück zu lächeln. "Was wolltest du denn hier?", frage ich sie. Sie zuckt mit den Schultern. "Ich dachte, ich sehe mal nach Severus.", sagt sie und schaut mich an. Was erwartet sie? Eine abfällige Bemerkung wie Sirius vielleicht eine machen würde? Aber ich bin nicht Sirius. "Na dann", sage ich. "Gute Besserung von mir" Sie lächelt. "Richte ich aus", sagt sie und verschwindet im Krankenzimmer. Allein im Gang sehe ich mich um. Etwas ist unheimlich. Irgendetwas ist hier. Ich blicke genauer auf die Niesche am anderen Ende des Ganges. Etwas regt sich dort. Ein einzelner Junge tritt aus dem Schatten. Seine langen blonden Haare sind eitel in einem weißen Pferdeschwanz über die linke Schulter gelegt. In seiner Hand hält er einen kurzen Zauberstab. Lucius Malfoy kommt langsam auf mich zu. Auf seinen Zügen liegt ein böses Grinsen. "Na, ist der kleine Streber allein?", fragt er. Ich schlucke. "Was willst du?",flüstere ich. Meine Stimme ist bloß ein Krächzen. Er tritt noch näher an mich heran. "Was ich will? Na wenn du das nicht weißt-" Er schubst mich weg. Ich stolpere rückwärts und lande auf dem Boden. Aus dem Dunkeln hervor treten Gestallten. Viele Gestallten. Zu viele.

Wolfstar- Die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt