Wolfstar- Die ganze Geschichte

Die Karte des Rumtreibers

/Remus/
Müde öffne ich die Augen und blinzele in das trübe Novemberlicht das von draußen hereinfällt. Meine Augen sind total verklebt. Ich reibe eine Weile daran herum, bis ich den Raum um mich herum wieder einigermaßen erkennen kann. Peters Bett ist immer noch leer. War er heute Nacht überhaupt hier? Die Vorhänge der anderen Betten sind geschlossen. Ich schaue auf den Wecker der neben meinem Bett steht. Es ist bereits halb neun. Ich strecke mich und stehe auf. Meine Sachen vom Vortag sind verschwunden, ich gehe duschen. Unter der Dusche fallen mir dann wieder die Einzelheiten des gestrigen Tages ein. Sirius und ich im Krankenflügel. Ich allein mit Snape im Krankenflügel. Lilly und ich im Gang. Ich auf dem Boden. Regulus… Er muss schrecklichen Ärger bekommen haben.
Geduscht und angezogen, kehre ich zurück in den Schlafsaal. Die anderen haben sich immer noch nicht gerührt, wie jeden Samstag. Ich räume mein im Zimmer verstreutes Zeug zurück in den Schrank, ich mache sogar mein Bett, aber die anderen sind immer noch nicht wach, als ich damit fertig bin. Ich habe keine Lust mehr zu warten und gehe in den Gemeinschaftsraum. Weder Peter noch Lilly sind hier. Also gehe ich alleine in die große Halle, so wenig mir der Gedanke auch gefällt, ohne die anderen am Slitherin-Tisch vorbeizugehen. Regulus wird mich bestimmt kein zweites Mal retten. Die Halle ist erst halb voll. Die meisten Schüler liegen vermutlich noch faul in ihren Betten. Lilly sitzt allein in unserer Ecke, versunken in irgendein Buch. So schnell es geht, laufe ich am Slitherin-Tisch vorbei und setze mich gegenüber von ihr. Sie schaut kurz auf. "Guten Morgen" "Guten Morgen. Gutes Buch?" Sie nickt geistesabwesend, während ich nach der Marmelade greife. Eine Weile schweigen wir, dann sagt sie: "Ich mache mir Sorgen um Peter" Erstaunt sehe ich sie an. "Um Peter?" Sie nickt. "Ist dir nicht aufgefallen, dass er sich in letzter Zeit seltsam benimmt?" Ich denke einen Moment nach. "Doch schon, aber wenn es was ernstes währe, dann würde er es doch erzählen" Auch wenn ich da meine Zweifel habe, ich muss jetzt nicht auch noch Lilly verrückt machen. "Gehst du nächstes Wochenende nach Hogsmeade?", wechsele ich abrupt das Thema. Einen Moment wirkt sie nachdenklich, so als wollte sie sich weiter an dem Thema Peter festklammern, doch dann geht sie auf die Frage ein. "Ja, hat James das noch gar nicht erzählt?", sie lächelt. Wenigstens eine die glücklich ist. "Geht ihr zusammen hin?", frage ich. Sie nickt. Also hat James sie doch noch überzeugt.
Ich weiß nichts mehr zu sagen und starre den Rest des Frühstücks auf meinen Teller. James und Sirius kommen erst, als ich schon lange fertig bin. Immer noch verschlafen dreinblickend lässt sich Sirius neben mich fallen. Er sieht wirklich sehr verschlafen aus. "Hey Moony", sagt er fröhlich und beginnt sich Essen auf seinen Teller zu stapeln. "Hey", murmele ich und starre weiter auf meinen Teller. "Wisst ihr wo Peter ist?", fragt Lilly, die beiden schütteln die Köpfe. "Aber wir können doch nachsehen", sagt James und grinst Sirius an. Dieser schaut einen Moment verwirrt drein, dann breitet sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. "Moony, die Karte bitte", sagt er und grinst dabei immer noch James an. Verdammt. Wo habe ich sie denn hingepackt? Ich stehe auf. "Die muss noch im Schlafsaal sein", sage ich und laufe aus der Halle.
/Sirius/
"Ich helfe ihm suchen", sage ich ohne die beiden anzusehen und renne Remus hinterher. Ihre verdutzten Blicke brennen in meinem Rücken. Erst an der Treppe hole ich ihn ein. "Moony, warte doch mal", rufe ich. Er verharrt abrupt und dreht sich zu mir um. "Sirius?", fragt er. Ich komme neben ihm zum stehen. "Ich dachte ich komme kurz mit", sage ich so lässig wie möglich. Er nickt. "Okay, cool", murmelt er und geht weiter. Ich beeile mich hinterher zu kommen, weiß aber auch nicht, was ich zu ihm sagen soll. -Hey Moony…- Lieber gar nichts. Als wir den Gryffindor-Turm erreichen rennen wir fast in eine Gruppe schnatternder Erstklässler hinein. Das heißt, ich renne in sie hinein und knalle voll auf den Boden. Ohne mich zu beachten machen sie einen Bogen um mich und gehen weiter. Remus kniet sich neben mich. "Gehts?", fragt er, ohne mich anzusehen. Ich nicke und lasse mich von ihm hochziehen. Von einem Jungen der einen Kopf kleiner ist als ich. Ein paar Leute schauen uns komisch an, ich ignoriere sie. "Danke", murmele ich und klopfe mir den Staub von der Hose. Schweigend klettern wir in den Gemeinschaftsraum und hoch zu den Jungenschlafsälen. Remus öffnet die Tür und bleibt wie vom Donner gerührt in der Tür stehen. Es sieht aus, als habe jemand den ganzen Raum auf den Kopf gestellt. Ein Chaos, das sogar mich erschreckt. Remus läuft zu seinem Bett und hebt seine Schultasche vom Boden auf. Jemand hat sie ausgekippt. Pergament und Bücher liegen auf dem Boden verstreut, alles mit dem klebrigen Inhalt eines geplatzten Tintenfasses überzogen.Verzweifelt wühlt er in den Papierfetzen herum und fängt an zu heulen, als er nicht findet, wonach er sucht.
/Remus/
Scheiße, wo ist diese verdammte Karte? Wer weiß außer uns und Lilly überhaupt davon? Wer zum Teufel hat hier alles auf den Kopf gestellt? Schon wieder weine ich. Schon wieder sitze ich hier und weiß nicht weiter. Sirius kniet neben mir nieder. Sein Gesicht ist so finster wie noch nie. Zum ich weiß nicht wie vielten Mal in meinem Leben zieht er mich an sich. Umarmt mich ganz fest. Ich heule einfach weiter. Am Rande meines Sichtfeldes bekomme ich mit, wie Sirius seinen Zauberstab zieht und "Acio James' Umhang", ruft. Dann hält er mich nur noch fest. Es dauert ein paar Minuten, dann kommt James hereingekeucht. Vor ihm her flattert ein Umhang. Lilly stürmt hinter ihm herein. Verdutzt bleiben die beiden mitten im Raum stehen, starren auf das Chaos und den flennenden Remus in meinen Armen. Lilly löst sich als erste aus ihrer Starre und kniet sich neben uns. "Remus, was ist-", beginnt sie, unterbricht sich aber selbst. Es ist ja auch offensichtlich. James geht langsam zu seinem Bett und tastet darunter nach dem Tarnumhang. Ein erleichterter Ausdruck tritt auf sein Gesicht. "Der Umhang ist noch-", beginnt er, aber ich unterbreche ihn mit einem wütenden Blick. Mit dem Kinn deute ich auf Remus der jetzt verstummt ist, das Gesicht in den Händen vergraben. "Ist schon gut, Moony, ist schon okay.", murmele ich in seine Haare und schaue dem zerknirschten James noch einmal böse an. Lilly legt tröstend eine Hand auf Remus' Schulter und James kniet sich ebenfalls neben uns. "Der Kerl wusste ganz genau, wo er suchen muss", flüstert er grimmig."Nur deine und Remus' Sachen wurden durchwühlt. Die wussten, dass Peter und ich das Ding nicht haben." Grimmig nicke ich und fange wieder an Remus' Rücken zu streicheln. Lilly steht auf und fängt an, mit ihrem Zauberstab die Tinte aus den Büchern zu saugen. Wenn wir sie nicht hätten… Als sie fertig ist beginnt sie die Bücher einzusammeln. "Hilf mir mal", ruft sie James zu, der immer noch neben mir hockt. "Mädchen, immer am aufräumen", murmelt er, steht aber trotzdem auf um ihr zu helfen. Für einen kurzen Moment muss ich lächeln, als er so eilfertig zu ihr läuft. Das ist niedlich. Dann schaue ich wieder zu Remus. "Moony, wir finden das Ding schon wieder.", flüstere ich ihm zu. Er hebt den Kopf von meiner Schulter und schaut mich an. "Es tut mir-", beginnt er, aber da habe ich die Nase voll. Vorsichtig beuge ich mich zu ihm herunter und verschließe seinen Mund mit meinen Lippen. Nur ganz kurz. Er weicht nicht zurück, schaut mich nur leicht überrascht an und verkriecht sich dann wieder an meiner Schulter. Die anderen haben nichts mitbekommen, glaube ich. Grinsend sammelt James irgendwelche Bücher vom Boden auf und Lilly kehrt mir aus irgendeinem Grund den Rücken zu. Vielleicht haben sie doch was gemerkt.