Kapitel 2

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Den Rest des Abends hatte Hermine damit verbracht, auf sich selbst sauer zu sein und regungslos auf dem Bett zu liegen. Es war mehr als unwahrscheinlich gewesen, dass sich einmal eine solche Gelegenheit bieten würde und sie hatte einen feigen Rückzieher gemacht. Dabei war sie davon überzeugt, dass sie am Ende das, was sie nicht getan hatte, mehr bereuen würde, als das, was sie erlebt hatte. Es half nichts. Sie hatte sich dazu entschieden, abzuhauen. Und vielleicht war es besser so, denn sie hatte sich immerhin nicht zum Narren gemacht. Obwohl sie nichts getrunken hatte, fühlte sie sich am nächsten Morgen verkatert und unausgeruht. Im Ministerium angekommen, legte sie erst ihre Sachen ab und ging nach ihrer üblichen Runde durch die Abteilung hinauf zu Kingsley Shacklebolts Büro. Ihr Entschluss, Minervas Angebot anzunehmen stand fest, die Details würde sie mit der Schulleiterin klären. Sie klopfte und nach einem kurzen Moment bat sie der große Zauberer herein. Er trug einen seiner üblichen bläulich schimmernden Umhänge und strahlte sie regelrecht an.

„Hermine, wie schön, dass Sie es sich so schnell einrichten konnten."

Hermines Herz sank ihr in die Hose. Das kam ihr irgendwie bekannt vor.

„Ich... weiß nicht genau, was Sie meinen, Kingsley?"

„Haben Sie mein Memo gar nicht erhalten?"

Sie schüttelte den Kopf: „Nein, ich bin gekommen, weil ich Ihnen von meinem Entschluss, als Lehrerin in Hogwarts arbeiten zu wollen, berichten wollte. Ich habe das Angebot der Schulleitung vor ein paar Tagen erhalten und würde es gerne annehmen."

Der Zaubereiminister ließ sich in den hohen Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen.

„Nun, das sind gute Neuigkeiten für die Schülerinnen und Schüler in Hogwarts, würde ich sagen. Natürlich weniger gute Nachrichten für mich und das Ministerium, denn wir verlieren dadurch eine unserer fähigsten Mitarbeiterinnen."

„Worüber wollten Sie mit mir sprechen, Sir?"

„In Anbetracht der neuen Umstände..."

Er pausierte.

„Bitte, worum geht es? Vielleicht finden wir eine Lösung", drängte Hermine ihn dazu, weiterzusprechen.

„Nun, ich wollte Ihnen die undankbare Aufgabe übertragen, einen neuen Kollegen einzuarbeiten und dabei im Auge zu behalten."

„Im Auge behalten? Das ist eher ungewöhnlich."

„In der Tat", er seufzte und sah Hermine ernst an, „Lucius Malfoy möchte unbedingt im Ministerium arbeiten und hat dafür alle Hebel in Bewegung gesetzt, bis ich mich nicht mehr dagegen wehren konnte. Ich würde mich deutlich wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass jemand, dem ich uneingeschränkt vertraue, darauf Acht gibt, was er treibt. Ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen, warum er unbedingt im Ministerium arbeiten will."

„Ich verstehe."

Hermine rieb sich die Schläfen. Es beunruhigte sie, dass ein weiterer Teil ihres Traumes Wirklichkeit wurde.

„Wenn Sie das nicht möchten, finde ich natürlich eine andere Lösung, gerade wenn man bedenkt, dass Sie uns ohnehin nicht mehr allzu lange erhalten bleiben", sagte Kingsley.

Hermine wehrte ab: „Nein, ich werde es tun. Ein paar Wochen bin ich ja noch hier und bis dahin haben Sie eine andere Möglichkeit gefunden", sie überlegte einen Moment, dann fügte sie hinzu, „ich schätze, Sie wollen ihn in meine Abteilung einbinden?"

„Richtig."

„Dann möchte ich seine Akte einsehen."

Der Zaubereiminister wirkte einen Moment lang irritiert, dann nickte er und trat an einen großen Aktenschrank. Er tippte mit dem Zauberstab dagegen und sofort sprang eine schmale Schublade auf, aus der er eine Akte zog. Hermine nahm sie entgegen und schlug sie auf. Sie enthielt einige Eintragungen über frühere Tätigkeiten im Ministerium und über die Inhaftierung in Azkaban. Sie blätterte bis ans Ende und las die letzten Verfügungen. Tatsächlich waren die Verliese der Familie Malfoy versiegelt worden, wie sie es im Traum gesehen hatte. Unterzeichnet waren die Anweisungen vom Minister selbst.

Lumine II - WolfsbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt