Kapitel 14

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„Möchtest du lieber allein suchen oder meine Hilfe dabei haben?"

„Lieber allein", antwortete sie ihm.

„In Ordnung. Aber ich sage es gleich noch mal, ich denke nicht, dass du etwas finden wirst."

„Vielleicht ja doch", sagte sie und legte ihre Hand an seine Wange. Er griff danach und schloss kurz die Augen.

„Hier geht es zu einem schönen Erker und durch eine Tür kommst du in meinen Salon. Wenn du etwas brauchst, findest du mich dort. Oder du rufst einfach Beedy."

Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und stieg die Wendeltreppe nach oben. Hermine ging im Geheimraum umher und betrachtete die gesammelten Werke der Malfoys. Sie vermutete, dass die meisten davon auf der Schwarzen Liste standen und streng verboten waren. Warum sollten sie sonst hier verborgen sein? Immerhin gab es draußen in den Regalen genügend Bücher über die Dunklen Künste, die offen gezeigt wurden. Als sie vor dem Durchgang in die Bibliothek stand, erkannte sie das Wappen der Familie Malfoy über dem Eingang. Sanctimonia vincit semper. Reinheit wird immer siegen. Diese Familie war über Generationen hinweg reinblütig und vermutlich war das Ritual von Lucius Vater Jahrhunderte alt. All das spiegelte sich in diesen drei Worten und der Gestaltung des Wappens wider. Schlangen, Drachen und Speere wandten sich um ein großes, silbernes M auf grün-schwarzem Grund. Wollte sie wirklich ein Teil davon werden? Nein. Das wollte sie nicht, aber sie wollte mit Lucius zusammen sein und das eine ließ sich wohl kaum vom anderen trennen.

Sie zog einen Stapel in Leder gebundener Notizbücher aus einem Regal und legte sie auf den Tisch. Die eingebrannten Initialen hatten ihre Aufmerksamkeit erregt.. Sie schlug nach und nach alle auf und las die Namen, die jeweils fein säuberlich auf der ersten Seite notiert worden waren. Endlich fand sie, wonach sie suchte.

Abraxas Quintus Malfoy (*1913)

Sie blätterte aufmerksam durch die verschiedenen Abschnitte und musste feststellen, dass sich die Aufzeichnungen ausschließlich auf Zaubertrankexperimente bezogen. Einige Male las sie den Namen Horace Slughorn, der scheinbar mit Lucius Vater zusammengearbeitet hatte. Abraxas hatte unter anderem versucht, bekannte Rezepturen so zu verändern, dass sie nach der Einnahme keine Rückstände hinterließen und unaufspürbar wurden, war damit jedoch nicht besonders erfolgreich gewesen. Hermine klappte das Buch zu und biss sich auf die Unterlippe. Wenn das Ritual wirklich so alt war, dann musste sie vielleicht den Erfinder oder ersten Anwender finden.

Sie legte das Buch beiseite und wollte gerade nach dem nächsten greifen, als ihr wieder einfiel, warum sie eigentlich hier war. Sie wollte nach Hinweisen darüber suchen, dass Lucius hinter ihrem Traum steckte. Gab es vielleicht auch von ihm ein solches Notizbuch? Es dauerte nicht lange, bis sie feststellen musste, dass es zumindest nicht hier war. Sie ließ ihren Blick über die Beschilderung an den Regalen wandern und tatsächlich gab es ein kleines Fach mit Büchern über Legilimentik. Eines davon kannte sie bereits aus der verbotenen Abteilung, „Geistmanipulation", hieß es. Darin hatte sie das erste Mal etwas über Hypnokratie gelesen. Sie fuhr mit dem Finger über die Buchrücken und zog zwei davon heraus. „Tormentum Spiritus" zeigte viele Bilder von Zauberern und Muggeln, die sich vor Schmerz den Kopf hielten und schrieen. Die beiden Bücher waren sehr ähnlich. In diesem lag der Fokus aber eher auf der Bereitung von Qualen, als auf der Beeinflussung von Personen zu einem bestimmten Zweck.

„Hypnos und Imperius, Brüder im Geiste." hatte einen tiefblauen, fast schwarzen Einband mit winzigen Lichtpunkten, die wie Sterne funkelten, wenn man es hin und her drehte. Es war nicht besonders dick und sah aus, als wäre es bisher kaum aufgeschlagen worden. Die Falz knirschte, als Hermine den Buchdeckel aufklappte. Ein Autor fand sich nirgends, das war ihr bereits bei den anderen Büchern aufgefallen. Sie las das Inhaltsverzeichnis quer und musste feststellen, dass in diesem Buch wohl einige Antworten auf ihre Fragen schlummerten. Einerseits freute sie sich, dass sie fündig geworden war und vielleicht Licht ins Dunkel bringen konnte, aber andererseits bestärkte das ihren Verdacht, dass Lucius der Urheber des Traums war. Es hier zu lesen, kam ihr zu riskant vor, da Lucius jeden Moment wiederkommen konnte, daher schob sie das Buch in ihre magisch vergrößerte Tasche. Zum Glück war es keines dieser schreienden Ungetüme.

Ihr Blick fiel auf die privaten Aufzeichnungen der Malfoys und Ehrgeiz packte sie. Es musste hier irgendwo genauere Details über dieses Ritual geben. Wenn es wirklich so verbreitet unter den reinblütigen Zaubererfamilien war, musste es ja weitergegeben werden. Sie erinnerte sich, dass sie einmal in einem Geschichtsbuch gelesen hatte, dass es eine Zeit lang nicht ungewöhnlich war, dass Zauberer mit Muggeln Geschäfte machten und Kontakt hielten. Erst mit dem Geheimhaltungsabkommen von 1692 hatten sich die Zauberer zurückgezogen und mit der Abschottung begonnen. Das war auch die endgültige Geburtsstunde der Blutlehre gewesen. Irgendwann in dieser Zeit war vielleicht auch das Ritual entstanden.

Hermine wunderte sich nicht darüber, dass sie tatsächlich Aufzeichnungen von Lucius frühesten Vorfahren fand. Manche waren so alt, dass sie die Schrift kaum entziffern konnte. Es musste ein beeindruckendes Gefühl sein, einer Familie mit einem solchen Stammbaum anzugehören. Es reizte sie, alle zu lesen und über den Aufstieg der Malfoys nachzuforschen, aber dafür fehlte ihr jetzt die Zeit. Wer weiß, vielleicht bekam sie irgendwann einmal die Gelegenheit dazu. Jedenfalls konnte sie ein bisschen besser nachvollziehen, warum sich Draco immer so viel auf seine Abstammung eingebildet hatte. Das machte sein Verhalten natürlich nicht besser, aber es erklärte es zumindest ein wenig.

Zwei Notizbücher sprangen ihr aufgrund ihrer Datierung ins Auge, nämlich die von Brutus Domenicus (*1653 †1712) und seinem Bruder Maleficus Caesarion (*1657 †1761). Sie hatten während der Ratifizierung des Abkommens gelebt und vor allem Brutus war bekannt dafür, der Herausgeber der Anti-Muggel-Zeitschrift Magischer Krieger gewesen zu sein. Als sie seine Aufzeichnungen las, spürte sie immer wieder Wut in sich hoch kochen. Er glorifizierte jede Form von Muggelhass und -angriffen und hatte offenbar versucht die Zauberergemeinschaft durch gezielte Propaganda von seiner Sicht der Lage zu überzeugen. Einige, seiner Meinung nach wohl gut gelungene, Artikel seiner Zeitschrift waren hier eingeheftet und von ihm kommentiert worden. Hermine stellte allerdings schnell fest, dass Brutus kein besonders heller Kopf gewesen sein konnte. Merlin sei Dank hatte er neben seiner Hetze wenigstens keine abartige Forschung betrieben.

Bei seinem Bruder sah das Ganze anders aus. Maleficus hatte, soweit sie das beurteilen konnte, nicht versucht, öffentlich Einfluss auf die Politik zu nehmen, sondern im Geheimen geforscht. Flüche, Tränke und Gifte, es gab kaum ein Metier, in dem er sich nicht betätigt hatte. Sie merkte bald, dass sie hier auf der richtigen Spur war. Maleficus erste Frau Victoire starb im Kindbett und mit ihr sein Sohn. Charlotte seine zweite Frau brachte drei Mädchen zur Welt, die jedoch aufgrund ihrer kränklichen Verfassung alle in den ersten Wochen ihres Lebens starben. Aus Zorn über ihre Unfähigkeit, ihm einen Erben zu schenken, warf er sie aus dem höchsten Fenster dieses Hauses, woraufhin sie ebenfalls starb. Die dritte Frau, Valerica, war anders als ihre beiden Vorgängerinnen eine reinblütige Hexe. Sie bekam Zwillinge, einen Sohn, Horatius Maleficus, der jedoch 1726 im Alter von gerade einmal sechs Jahren bei einem Reitunfall starb, und eine Tochter namens Octaviana Valerica. Maleficus war schon fast 70 Jahre alt, als seine beiden Kinder auf die Welt kamen. Valerica hatte ihn im Gegensatz zu seinen ersten Frauen nicht enttäuscht. Dass sein Sohn später gestorben war, war nur ein unglücklicher Zwischenfall. Er war jedoch fest davon überzeugt, dass die Verluste in seinen jüngeren Jahren die Strafen dafür gewesen sind, dass er sich mit unreinen Hexen eingelassen hatte. Nur das reine Blut hatte überlebt und das reine Blut musste unter allen Umständen bewahrt werden. Daher widmete er sich nun fieberhaft dem Experimentieren mit neuen Flüchen und entwickelte einen Zauber, mit dem er verhindern wollte, dass seine Tochter die Familie durch unreines Blut beschmutzen konnte.

Hermine sah von den Aufzeichnungen auf, als sie auf einmal laute Stimmen hörte. Sie packte das Buch schnell zu dem anderen in ihre Tasche und trat hinaus in die Bibliothek. An der geöffneten Tür zum Flur blieb sie stehen und lauschte.

„... nicht hier sein."

„Ich lebe hier, Vater!"

„Wir beruhigen uns jetzt am Besten alle und..."

„Du hättest es ihm nicht erlauben dürfen, Narzissa. Wir hatten eine Abmachung."

„Draco ist erwachsen. Ich kann ihn nicht davon abhalten, nach Hause zu kommen, wenn er das möchte. Und ich will es auch nicht. Du musst dich damit abfinden, dass nicht immer alles nach deinem Kopf gehen kann."

„Wenn ihr mich jetzt entschuldigt."

Sie hörte, wie jemand die Treppe hinaufstieg, Schritte, die sich entfernten und eine Tür, die geöffnet wurde und krachend wieder ins Schloss fiel.

„Was machst du überhaupt hier? Sag mir nicht, dass du die Kleine mitgebracht hast."

„Sie wollte etwas in der Bibliothek nachlesen."

„Wie bitte?", Narzissa lachte spitz, „Lucius pass auf, sonst kommt sie noch deinen dunkelsten Geheimnissen auf die Spur."

„Darum ist sie ja hier. Hermine möchte eine Möglichkeit finden, das Blutritual rückgängig zu machen."

„Du hast ihr davon erzählt?"

„Warum wundert dich das?"

„Braucht Ma'am etwas? Kann Beedy vielleicht etwas bringen?", hörte Hermine da neben ihr eine leise Stimme. Sie wirbelte erschrocken herum und sah die kleine Hauselfe mit großen Augen direkt neben sich stehen.

„Äh, nein, danke. Ich habe nur gehört, dass jemand gekommen ist und wollte, ähm..."

„Machen Sie sich keine Sorgen, Ma'am. Beedy hat Sie nicht gesehen", sagte die Elfe lächelnd und tapste hinaus.

Einen Moment stand sie unschlüssig herum, dann folgte sie der kleinen Gestalt hinaus in den Flur.

„Hallo?"

Sie hörte einen Stuhl rücken und kurz darauf erschien Lucius aus dem Wintergarten.

„Brauchst du etwas?"

„Ich habe Stimmen gehört."

„Ja, Narzissa und Draco sind gerade angekommen. Ich wollte dich aber nicht bei deiner Recherche stören. Hast du etwas Interessantes gefunden?"

„Schon möglich", zwinkerte sie. Mit gesenkter Stimme fügte sie hinzu: „Es ist mir ein wenig unangenehm, dass die beiden wissen, dass ich hier bin. Ich komme mir vor wie ein Eindringling."

„Da ich dich als Gast hergebracht habe, kann davon wohl kaum die Rede sein", er lächelte sie an und strich ihr zärtlich über die Wange.

„Meinst du nicht, dass... Naja... Weil du und ich...", druckste sie herum.

Lucius lachte: „Keine Sorge, Narzissa und ich haben uns im Guten getrennt. Wir sind Freunde, du hast keine Eifersuchtsszene oder etwas in der Art zu erwarten."

„Und was ist mit Draco?"

Sein Blick verfinsterte sich für den Bruchteil einer Sekunde.

„Mach dir keine Sorgen seinetwegen. Er ist gerade... in einer schwierigen Phase."

Hermine fragte sich, was er damit meinte. Es klang so, als durchlebte er eine Art zweite Pubertät.

„Was besprecht ihr da draußen? Kommt und setzt euch zu mir", rief Narzissa.

Lucius legte ihr sanft die Hand auf den Rücken und führte sie hinaus in den Wintergarten. Es war ein wirklich schöner Raum. Exotische Pflanzen und exquisite Möbel ergaben eine wirklich exklusive Einrichtung und die Hausherrin thronte auf einer Chaiselongue, wie eine griechische Göttin auf einem der klassischen Gemälde. Obwohl es durch die sonnenbeschienene Verglasung ziemlich warm war, hatte Narzissa eine Decke über ihren Körper gelegt und bis unter die Brust gezogen. Sie richtete sich auf und streckte die Hand zur Begrüßung aus, erhob sich jedoch nicht ganz. Ihr Haar war elegant frisiert und ihr Gesicht makellos geschminkt.

„Miss Granger. Sehen wir uns nun also doch wieder", sie deutete auf einen freien Korbsessel und legte Lucius, der neben ihr stand, die Hand auf den Arm, „bring uns doch etwas zu trinken, mein Lieber. Dein Gast hat sicher Durst, nach den ganzen staubigen Büchern."

„Ich möchte nichts, danke", sagte sie rasch, doch Narzissa winkte ab.

„Papperlapapp. Sie trinken einen Schluck mit mir."

Lucius verschwand und Hermine spürte, wie die Hexe sie mit einer Mischung aus unverhohlener Neugier, Abneigung und einer Prise Mitleid musterte.

„Und? Wie gefällt Ihnen unsere Bibliothek?"

„Sie ist sehr beeindruckend, Ma'am. Eine wirklich umfangreiche Sammlung."

„Ja, das ist wohl wahr. Sie wird seit vielen Generationen und bereits mehreren Jahrhunderten gepflegt und ausgebaut. Der Zugang zu einem solchen Schatz ist einer der großen Vorzüge, den man als Mitglied einer alten Zaubererfamilie erhält."

Sie lächelte, doch es war kein freundliches, sondern ein kaltes Lächeln, das keinen Zweifel daran ließ, was Narzissa darüber dachte, dass Hermine nicht auf eine solche Familiengeschichte zurückschauen konnte. Zu ihrer Erleichterung kam Beedy mit einem Tablett herein und übergab jeder von ihnen ein Glas mit einer perlenden Flüssigkeit.

„Nicht das, Beedy", fuhr Narzissa die Elfe an. Lucius, der mit einem weiteren Getränk hinterher gekommen war, tauschte das Glas mit ihr.

„Hier, ich weiß doch, dass dir der Champagner nicht schmeckt."

Er stieß mit beiden an: „Zum Wohl."

Hermine nippte an ihrem Getränk und rutschte unruhig auf ihrem Sessel umher. Die Situation war mehr als unangenehm und sie wäre am liebsten einfach gegangen. Warum eigentlich nicht? Sie hatte wonach sie gesucht hatte und wollte endlich wissen, was es mit dem ominösen Traum auf sich hatte. Sie trank den Rest des Champagners aus und stellte das Glas auf einem kleinen Tischchen ab, bevor sie aufstand.

„Ich werde jetzt gehen."

„Aber Miss Granger, Sie gehen doch wohl nicht meinetwegen? Ich wüsste nur ungern, dass ich Sie durch meine Anwesenheit aus meinem eigenen Haus vertrieben habe", sagte Narzissa und nun war nicht einmal der Hauch einer Spur Freundlichkeit in ihrer Stimme.

„Nein, ich... Verzeihen Sie, dass ich hier eingedrungen bin. Ich habe nicht damit gerechnet, dass..."

Sie ließ den Satz unbeendet und schritt, ihre Tasche fest umklammernd, eilig hinaus in Richtung der Eingangshalle, wo Lucius sie einholte.

Er packte sie am Arm und fragte: „Was ist denn los?"

„Können wir das bitte nicht hier besprechen?", zischte sie und riss sich los.

Sie zog die schwere Tür auf und lief über den Kiesweg, der laut unter ihren Füßen knirschte. Als sie die gusseisernen Gartentore erreicht hatte, apparierte sie nach Hogwarts und rannte so schnell sie konnte das Schlossgelände hinauf zur Schule. Als sie endlich ein wenig schwankend und außer Atem ihre Räume erreichte, verschloss sie die Tür und lehnte sich von innen dagegen. Das Ganze setzte ihr ziemlich zu, ihre Beine trugen sie nicht, daher rutschte sie schluchzend mit dem Rücken das Holz entlang nach unten, bis sie die Arme um ihre Knie geschlungen hatte. Narzissas Verhalten war auffällig gewesen und sie war sich sicher, dass dort etwas nicht stimmte. Und je länger sie weinend in der zusammengesunkenen Position verharrte, desto deutlich wurde, dass mit ihr selbst auch etwas nicht stimmte. Sie fühlte sich gar nicht gut, ihr war schwindelig und sie hatte immer stärker werdende Kopfschmerzen. Wahrscheinlich hatte sie den Alkohol zu schnell getrunken. Sie drückte die Hände gegen ihre Schläfen und presste ihre Kiefer aufeinander, um den Schmerz zu unterdrücken, doch ihr Schädel fühlte sich an, als würde er bald zerbersten, während sich die Welt um sie herum langsam zu drehen begann. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie musste sich einen Moment hinlegen. Hermine versuchte sich aufzurappeln, was gar nicht so leicht war. Endlich konnte sie sich am Türgriff hochziehen und hangelte sich von Möbelstück zu Möbelstück durch den Raum, bis sie wackelig in ihrem Wohnzimmer stand. Sie warf ihre Tasche Richtung Sofa und zückte zitternd ihren Zauberstab, um ein Glas Wasser zu beschwören. Ihre Hand gehorchte ihr jedoch kaum noch und ein eisiger Griff schien sich um ihr Herz zu legen. Es fiel ihr immer schwerer, zu atmen und sie hielt sich mit beiden Händen an der Tischplatte fest. Das Drehen in ihrem Kopf wurde stärker, bis die Welt um sie herum hauptsächlich aus gräulichen Schlieren bestand. Ein durchdringendes Gefühl von Übelkeit machte sich in ihr breit und sie sank auf den Teppich, um wie ein Häufchen Elend eingerollt liegen zu bleiben.
Sie hörte noch, wie jemand gegen die Tür trommelte, doch sie konnte kaum mehr klar denken. Es krachte laut und jemand stürzte herein und rief etwas, doch es drang nicht mehr zu ihr durch. Ihr Atem war zu einem Röcheln geworden und der Schmerz in Kopf und Brust wurde schier unerträglich. Die schemenhafte Gestalt schüttelte sie und schien sich dann umzusehen. Sie stürzte zur Couch und hob etwas auf. Hermine konnte nicht sehen, was es war, denn in dem Moment wurde ihr endgültig schwarz vor Augen. Das Einzige, das sie noch wahrnahm, war ein lautes Rauschen in den Ohren. Sie war vergiftet worden. Narzissa hatte sie vergiftet, war das letzte, woran sie dachte, bevor sie das restliche Bewusstsein verlor.

Lumine II - WolfsbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt