Kapitel 3

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Nachdem sie sich zu Hause noch einmal frisch gemacht hatte, apparierte Hermine am Abend in die Nocturngasse. Lucius war noch nicht da, daher wartete sie ungeduldig vor dem Eingang des Blinden Trolls. Sie befürchtete, dass er sie aus Rache für den Abend zuvor versetzen würde. Es herrschte ein ziemlich großer Andrang, immer wieder betraten grüppchenweise Hexen und Zauberer den Pub. Sie trat an das Schaufenster des gegenüber liegenden Ladens, um ihren Lippenstift zu kontrollieren, und zupfte das gepunktete Kleid und ihr Haar zurecht. Ihre braunen Locken waren allerdings widerspenstig wie eh und je.

„Für mich sehen Sie gut genug aus, Miss Granger", hörte sie da seine Stimme und zuckte schuldbewusst zusammen. Lucius stand ein paar Meter entfernt und grinste. Scheinbar hatte er sie schon eine Weile beobachtet. Er trug eine helle Hose und ein schwarzes Hemd, dessen oberste Knöpfe leger geöffnet waren.

„Wollen wir?"

Er hielt ihr die Tür auf. Der Pub war brechend voll. Sie konnte keinen freien Tisch sehen und sogar an der Theke saßen Leute, die sich angeregt unterhielten und Drinks in den Händen hielten.

„Ganz schön viel los", sagte sie, „sieht nicht so aus, als wäre noch Platz für uns."

„Warten Sie einen Moment, ich frage nach."

Hermine beobachtete, wie er sich durch die vielen feiernden Hexen und Zauberer bis zur Bar kämpfte und kurz darauf zurück kam.

„Es gibt nur noch einen Tisch in einem der Schlupflöcher. Wenn Ihnen das nichts ausmacht..."

„Das ist in Ordnung für mich."

„Gut, was wollen Sie trinken?"

„Einen Apfelwein."

„Kommt sofort. Sie können schon vorgehen."

Er nickte mit dem Kopf in Richtung des hintersten Séparée. Sie ging hinüber zum letzten freien Schlupfloch. Auf einem kleinen Tisch standen ein Väschen mit frischen Blumen und eine große, wachstropfende Kerze. Der Vorhang war auf einer Seite festgebunden und schirmte so eine Hälfte der Nische ab.

„Möchten Sie im Verborgenen sitzen?", fragte Lucius, als er kurz darauf mit zwei Gläsern zurückkam. Er stellte sie ab und zog den Vorhang ein Stück zurück, um sie durch zu lassen: „Nicht, dass jemand die Leiterin einer Ministeriumsabteilung hier in dieser Spelunke zu Gesicht bekommt. Noch dazu in meiner Gesellschaft."

„Sie arbeiten auch für das Ministerium, Mr. Malfoy", stellte Hermine sachlich fest, doch sie duckte sich unter dem Stoff durch und setzte sich, Lucius nahm ihr gegenüber Platz. Sein Gesicht war von den Lampen der Kneipe ein wenig erhellt, die Kerze spendete dagegen kaum Licht. Sie zückte ihren Zauberstab und ließ unter dem hölzernen Baldachin eine Lichtkugel erscheinen, die alles in warmes Licht tauchte.

„Jetzt haben Sie dem Ort seine ganze Stimmung genommen", lachte er.

„Ich esse nicht gerne im Dunkeln."

„Ach, es kommt darauf an. Den Nachtisch genieße ich auch mal ganz gerne, wenn es dunkel ist."

„Heben Sie sich den Gedanken an den Nachtisch für später auf", sagte Hermine und grinste.

Lucius hob das Glas und fragte: „Worauf trinken wir?"

„Auf erfolgreiche Zusammenarbeit?"

„Dann, auf erfolgreiche Zusammenarbeit."

Die Gläser klirrten und Hermine nahm einen Schluck. Da war mehr Alkohol drin, als sie erwartet hatte, sie würde sich zügeln müssen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Sie beobachteten einen Moment stumm die Menschenmenge, dann fragte er: „Sie sind also dafür vorgesehen, für mich das Kindermädchen zu spielen?"

Lumine II - WolfsbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt