6. Kapitel

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*Sophie*
"Sie ist schon wieder eingeschlafen!", hörte ich eine geflüsterte Stimme.
"Sie scheint dich zu mögen!", fuhr diese Stimme fort.
"Kann sein, ich weiß es nicht.", antwortete eine zweite Stimme, ganz nah an meinem Ohr.
"Ach komm, Nialler! Das ist doch offensichtlich!", fügte sich eine dritte Stimme hinzu.
Das, worauf ich angelehnt döste, bewegte sich ein wenig. Ich seufzte leise. Eine Hand drückte sich fester um meine Schulter und ich fiel in tiefen Schlaf.

Ich schwebte vor einem Fenster und blickte durch die schmutzige Scheibe hinein, in das schwach beleuchtete Schlafzimmer. Ich erkannte, dass es mein ehemaliges Zimmer war. Ich sah mich selbst, wütend und weinend, das Gesicht tief in meinem Kissen gedrückt. Bei jedem Schluchzer bebte mein ganzer Rücken und mein Kissen wurde langsam nass, durchtränkt von meinen Tränen. Ich legte meine Hand auf die Scheibe, wollte mein Vergangenheits-Ich dazu auffordern, zu meiner Mutter zu gehen, und mich bei ihr entschuldigen. Doch ich konnte nicht. Verzweifelt schlug ich gegen das Fenster, doch das Glas ließ nicht nach. Ich hob meine Fäuste und schlug erneut auf das Fenster ein. Diesmal fester. Vergebens! Vor Verzweiflung, fing ich an meinen eigenen Namen zu schreien, doch kein Laut drang durch meine Kehle. Dann sah ich es. Ich sah den Wagen der unsere Einfahrt verließ.
"Mom!", meine Stimme klang schrill und schmerzte in meinen Ohren. Ich lief, nein ich flog dem schwarzen Auto hinterher. Im Auto saßen meine Eltern. Das schöne Gesicht meiner Mutter war von Sorge durchflutet. Ihre Augen hatten sich ein wenig mit Tränen gefüllt. Ich fühlte mich so an, als hätte man mir mit einem Dolch das Herz erstochen, etwas in der Magengegend zog sich zusammen, und mir wurde übel. Ich drang durch die Hintertür in den Wagen ein und setzte mich in der Mitte hin. Mein Vater hatte sich zu meiner Mutter umgedreht und ihr aufgebracht entgegengeschrien. Ich konnte nicht hören, was sie sagten, aber von den Emotionen die sich in ihr Gesicht spiegelten, konnte ich schließen dass sie sich stritten. Wie so oft schon, wegen mir. Sie bogen in eine dunkle Straße, nicht weit von unserem Haus entfernt. Ich hob meine Hand und griff nach Dad's Schulter. Ich wollte ihn auffordern zurück zu kehren, nach Hause, wo sie in Sicherheit sein würden. Doch er beachtete mich nicht, er war auf Mom konzentriert, welche wild mit den Händen herum fuchtelte. Das Letzte das ich noch erkennen konnte, waren zwei Lichter, die uns rasend schnell entgegen kamen. Dann ging alles ganz schnell: das Auto geriet ins Schleudern, ich flog aus dem Wagen raus, wollte meine Eltern mitnehmen, doch ich war unfähig etwas zu tun. Ich war nur ein stummer Beobachter, dazu verdammt, in der Dunkelheit der Nacht, den Tod meiner Eltern wieder und wieder mit schlechtem Gewissen zu erleben. Ich blickte herab, zum Auto, welches von der Brücke wie in Zeitlupe hunderte von Metern in die Tiefe stürzte. Eiskalte Tränen liefen mir die Wangen runter. Ich ließ sie an meinem Kinn herunter auf meinem t-Shirt tropfen. Tausend Emotionen durchflossen meinen Körper.

Schweißgebadet fuhr ich aus meinem Traum hoch. Ich schrie, aus Angst, Panik und Verzweiflung. Ich hatte im Schlaf geweint, und meine Augen fühlten sich geschwollen an. Ich brauchte den Schmerz. Jetzt.
Zitternd stand ich auf und öffnete meinen Koffer. Darin hatte ich in einer kleinen Tasche meine Rasierklingen versteckt. Mit bebenden Händen suchte ich mir eine raus und führte sie zu meinem Arm hin. Als ich mit der Spitze der Klinge in meine Haut stach, durchfuhr mich ein Schauer. Ich wollte das Blut sehen, um meinen Schmerz für die wenigen Minuten zu vergessen. Ich musste vergessen! Immer öfter und immer tiefer fuhr ich mit der Klinge über meine Haut. Und ich vergaß langsam den Schmerz.

*Niall*
Es war schon acht Uhr Abends und Sophie hatte den ganzen Nachmittag durchgeschlafen. Ich hatte die Paar Stunden zusammen mit den Jungs verbracht, und Louis hatte mir von dem horrenden Vormittag mit Eleanor erzählt, und dass er uns Jungs total vermisst hatte. Ich hoffte insgeheim, dass er sich eingestehen würde, dass er Harry liebte. Ich shippte die Beiden so sehr, wie fast all unsere Fans.
Anne hatte das Abendessen endlich fertig. Es roch verdammt gut nach Spaghetti mit Fleischsauce. Lecker!
"Weckt jemand Sophie? Sie muss doch auch was essen...", sagte Anne plötzlich. Hastig stand ich auf und lief die Stufen hoch. Vor Sophie's Zimmertür blieb ich kurz stehen. Höflich klopfte ich an und öffnete, ohne auf eine Antwort zu warten, die Tür. Ich trat in dem Raum ein, und erwartete mir, eine seelenruhig schlafende Sophie. Doch der Anblick der sich mir bot, war das Grauen. Sophie kauerte mit tränenüberströmten Gesicht in einer Ecke des Zimmers. Ihre Arme und Beine waren mit blutenden Schnittwunden übersäht. Im Mondlicht blitzte eine Rasierklinge.
"Nein!", entwich mir leise. Sophie's Kopf schnellte nach oben und ihr Blick durchbohrte mich. Ich lief zu ihr rüber und schlug ihr die Klinge aus der Hand.
"Nein!", wiederholte ich, diesmal lauter. Heiße Tränen strömten mir übers Gesicht. Ich schlang meine Arme um ihren fragilen Körper und wiegte sie vor und zurück. Sie zitterte am ganzen Körper und war in Schweiß gebadet.
"Niall!", flüsterte sie.
Ich drückte sie noch fester an meinem Körper.
"Bitte... Bitte b-bleib bei m-ir!", faselte sie weinend. Ich nickte und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
"Ich hole nur schnell Verbandszeug...". Ich stand auf und wollte losgehen, doch Sophie hielt mich an der Hand.
"Versprich mir, dass du wieder kommst!", angsterfüllte Augen blickten mich an.
"Ja!", hauchte ich. I lief ins Badezimmer und kramte im Schränkchen herum. Verdammt! Wo hatte Anne die Dinger versteckt? Nach ein Paar Minuten hielt ich triumphierend ein Erste-Hilfe-Set hoch.
Sophie saß immer nich mit gesenktem Kopf auf dem Boden. Ich ging schnellen Schrittes und ließ mich neben ihr auf den Boden fallen.
Geschickt nahm ich Desinfektionsmittel und Verbände aus dem rot-orangen Kästchen. Ich nahm ihre kleine Hand und fuhr mit einer mit Desinfektionsmittel-durchtränkten Wattebausche über die selbst zugefügten Wunden. Ein Schmerzenslaut entwich ihrem Mund. Als ich auch die restlichen Glieder desinfiziert hatte, verband ich diese. Dann, als ich fertig war, lehnte sich Sophie mit dem Kopf auf meine Brust. Ich streichelte ihr beruhigend über dem Kopf. Gedankenverloren schaute ich auf sie hinab, erst jetzt war mir aufgefallen, dass sie nur ein t-Shirt anhatte. Das ist nicht der Moment für dumme Gedanken!, meldete sich die kleine Stimme in meinem Kopf. Ich schob den Gedanken an einer halb-nackten Sophie aus meinem Kopf und konzentrierte mich darauf, sie zu beruhigen. Plötzlich schlang sie ihre Arme um meinen Oberkörper und schmiegte sich noch näher an mich ran. Sie bekam eine Gänsehaut.
"Hast du zu kalt?", fragte ich sie besorgt. Natürlich hat sie kalt! Sie ist ja spärlich bekleidet, Dummerchen!, meldete sich schon wieder die kleine Stimme in meinem Kopf. Ich streifte mir meinen Pullover ab und wickelte in ihr um die Schultern. Sie seufzte wohlig und kuschelte sich in den Pullover. Langsam tat mein Hintern weh. Sicher machten sich schon die anderen Sorgen um uns, es war schon eine halbe Stunde vergangen seitdem ich die Stufen hoch gerast war.
*Sophie*
Ich lag mit geschlossenen Augen da. Niall hatte sich um mich gekümmert. Als ich ihn nich fester umarmt hatte, konnte ich sein Herz rasen hören. Sein Pullover duftete nach ihm, er roch so verdammt gut! Ich spürte seinen Blick auf meinem Körper, und entschloss mich kurzerhand, zu etwas das ich ansonsten nie zuvor in meinem Leben gemacht hatte. Ich hob meinen Kopf, schaute zu diesem perfektem Gesicht hoch. Sein Blick traf meinen. Meine Augen verloren sich in diesem perfektem Blau. Unsere Lippen näherten sich. Ich überwand die letzten Paar Zentimeter in dem ich meine Hand in seine wunderschönen blonden Haare vergrub und ihn somit zu mir runter zog. Sein Mund traf auf meinen. Und wir küssten uns. Wir küssten uns, als ob es kein Morgen gäbe, als ob es unser letzter Tag auf der Erde wär. Es war ein Kuss voller Leidenschaft, aber trotzdem voller Liebe und Zuneigung.

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Hallöchen meine Cupcakesssssss!!!! Daaaaaanke nochmal für die vielen Votes und Reader!!!!! Ich schreibe nun an einer anderen Story... Ihr könnt sie auf meinem Profil finden... :) lg, eure Crazy MOFO, Linda ❤️

Broken Angel In The Sky...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt