ㄴ9ㄱZitronenbonbon

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Er grinste einmal und kam mit seinem Gesicht immer näher. Ich legte gezwungenermaßen meine Hände auf seine Brust um ihn weg zu drücken, von ihm ging eine Wärme aus und unwohl zog ich meine Hände wieder von seinem Oberkörper.

Er zog seinen kopf belustigt ein stück zurück und ließ mich allmählich los. Befreiend schüttelte ich mich einmal, um das beengende Gefühl los zu werden. Ich sah herunter auf meine Kamera und sagte: „sie sind wirklich hübsch, nur das du in die Kamera siehst stört... das zerstört irgendwie die Dynamik..." er zog empört eine Augenbraue in die Höhe und lachte einmal spöttisch auf. Ich sah ihn fragen an. Was hatte er denn?

Ich senkte meinen Blick noch einmal auf die Kamera, als mir oben links in der Ecke die Uhrzeit ins Auge fiel. „Nein,Nein,Nein... ich komme vier minute zu spät zum Abendessen" und mit diesen Worten drehte ich mich blitzartig um und in meinem Kopf rechnete ich schon, während des Rennens aus, in wie fern es meinen Ablauf durcheinander bringen würde und bis wohin ich rennen musste, um pünktlich zu kommen.

Zuhause kam meine Mutter auf mich zu. „Geht es dir gut?" fragte sie schon fast überglücklich mich zu sehen. Ich sah sie fragen an. „Du solltest doch erst seit-" ich warf einen kurzen blick auf die Uhr die geradeaus durch, in der Küche hing. „Genau 12 Minuten und 15 Sekunden zuhause sein?" sie seufztet aus und wuschelte mir durch die Haare. „Aber sonst bist du immer da wenn ich von der Arbeit komme" ich zuckte mit den Schultern währenddessen sie mich überrascht musterte. „Möchtest du denn noch etwas essen?" ich schüttelte den Kopf und lief nach oben, um zu duschen und mir die Zähne zu putzen.

„Gute Nacht Taeby!" Rief sie mir noch schnell hinterher, bevor ich mit meinen Anziehsachen im Bad verschwand.

Am Freitag war nicht sonderlich viel passiert. Ich zeigte Jungkook, auf Anfrage des Lehrers, die Schule und es schien ihm Spaß zu machen, mich zu betatschen und lachte immer wieder belustigt auf, wenn ich seine Hand unbehaglich weg schob. Sori hatte ich allerdings nicht gesehen. Das hieß, dass ich die drei Bücher umsonst mitgeschleppt hatte.

Es es war nun Sonntag, das hieß der sterbenslangweilige Besuch bei meiner Oma stand an. Meistens lief ich in ihre Wohnung, sie gab mir eines dieser uhralten, klebrigen Zitronen Bonbons, die man immer nur aus Nettigkeit aß und verabschiedete mich dann in das Wohnzimmer, setzte mich in den neu bezogenen Ledersessel, um mir das gefühlte Dauerprogramm auf SAT1 anzusehen, das sie immer schaute.

Meine Mutter allerdings, setzte sich immer mit ihr in die Küche, um dort mit ihr über ihre Woche zu reden, damit sie sich nich allein fühlte.

Meine Oma war zierlich und klein und auf ihrem Kopf prangten kurze, graue locken und meistens zierte ihren Körper, ein selbst-gestrickter Poncho, den sie jedes Jahr machte.

Sie war so quasi die typische Oma, aus jedem Film. Sie besaß zwar kein riesiges Bücherregal, poetische Ratschläge, verteilte sie auch nicht und vielleicht spielte der leichte Akzent eine Rolle, in ihrem nicht vorhandenem Schauspielerdasein, aber die Zitronen bonbons waren da und zwar genügend für die nächsten drei Jahre.

Und genau so, war es diesmal auch, genau so langweilig wie immer. Rein in die Wohnung, Zitronen bonbon in den Mund und wieder raus. Und so schnell war das heiß geliebte Wochenende vorbei.

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