,,Sie wird nicht kommen"

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[Lili's PoV]
Die nächsten Tage verliefen alle gleich. Morgens stand ich bereits eine Stunde früher auf um Cole nicht zu begegnen. Cami holte mich von Zuhause ab und brachte mich nach der Schule wieder zurück. Dann verzog ich mich in mein Zimmer und verließ es nur wenn ich duschen oder aufs Klo wollte. Mittag und Abendessen brachte Melanie mir aufs Zimmer. Sie hatte viel Verständnis dafür, dass ich Cole nicht unter die Augen treten wollte. Das lag zum einen daran, dass ich aussah, als würde ich nicht mehr schlafen, was ich ja auch kaum noch tat. Und zum anderen daran, dass ich fürchtete, dass all die Traurigkeit, die ich empfand wieder hochkommen würde und ich wieder zusammen brechen würde. Ich wollte vor Cole auf keinen Fall zeigen wie schlecht es mir ging. Und auch vor Cami und Madelaine tat ich so als hätte ich das schlimmste überstanden. Aber wir sprachen sowieso nicht mehr viel miteinander. Ich redete generell nicht mehr viel mit irgendjemanden. In der Schule flüsterte man wenn ich vorbei ging denn natürlich waren die anderen nicht blind. Sie wussten das Cole und ich nicht mehr zusammen waren. Das verrieht allein schon die Momente bei denen wir uns auf den Fluren begegneten. Ich hielt steht's den Kopf gesenkt und wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen. Auch der Presse ist unsere Trennung kein Geheimnis mehr. Sie schlachteten uns aus wie hungrige Rauptiere auf der jagt und das machte die ganze Situation nicht viel besser. Ich fühlte mich tagsüber so leer, als hätte Cole irgendetwas von mir mitgenommen als er mich verlassen hatte. Als hätte er mir mein Herz aus der Brust gerissen. Aber es war kein Schmerz mehr, keine Trauer. Sondern schlicht und einfach Leere. Nur Nachts weinte ich mich in den Schlaf. Öfters kam Melanie um nach mir zu sehen, weil ich schrie wenn ich aus einem Albtraum aufwachte. Ich bezweifelte nicht das diese Schreie auch Cole aufgeweckt hatten. Cole hatte sich ebenfalls verändert. Er hängte wieder mit seiner alten Football-Gang ab. Es war genau wie als ich ihn kennengelernt hatte. Mit dem kleinen Unterschied das er jetzt nicht mehr nur Teil meiner Gastfamilie war sondern auch det Typ, der mein Herz in tausend Stücke brach.

[Cole's PoV]
Morgen war es soweit. Mein Flug nach Neuseeland ging um 10:30 Uhr. Jetzt gerade lag ich im Bett und starrte die Wand an. Es war spät am Abend doch ich konnte einfach nicht einschlafen. Immerhin würde ich ab morgen für ein halbes Jahr weg sein. Weg von Zuhause, weg von meiner Familie und natürlich weg von Lili. Bei dem Gedanken an sie musste ich schlucken. Ich war mir so sicher. So sicher, dass sich die richtige Entscheidung getroffen hatte doch wenn ich Lili jetzt so sah bekam ich Zweifel. Aber diese Zweifel würden nichts ändern denn jetzt konnte ich nichts mehr ändern. Jetzt war es zuspät. Jetzt musste ich dieses Filmding durchziehen. Ich wusste, ich hatte ihr Herz gebrochen. Ich wusste ich würde nie wieder so lieben wie ich Lili liebte. Doch ich wusste auch das sie mit jemand anderem glücklicher sein könnte. Und ich wusste das ich sie vergessen musste. Nur kann ich das einfach nicht.

[Lili's PoV]
Es war Samstag morgen, der Tag an dem er gehen würde. Ich hörte wie er seinen Koffer die Treppe herrunter schleifte und ihn in seinem Sportwagen verstaute
Würde ich ihm Tschüss sagen? Bis jetzt sah es nicht danach aus. Ich lag noch im Bett, die Decke bis zum Hals hochgezogen und wäre am liebsten so wie Dornröschen in einen tausendjährigen  Schlaf gefallen. Doch so einfach war es nunmal nicht. Selbst wenn ich es wollen würde, ich konnte mich einfach nicht von Cole verabschieden. Ich war noch die ein Fan von dramatischen Verabschiedung gewesen. Das würde es nur noch schlimmer machen. Ich konnte nicht dabei zusehen wie er geht. Das würde ich nicht ertragen. Mein Blick viel auf den schwarzen Hoodie, der über meinem grauen Schreibtischstuhl baumelte. Cole hatte ihn mir vor ein paar Monaten geliehen. Seid dem trug ich ihn so oft, dass es schon fast wie mein eigener war. Mein Herz zog sich zusammen als ich daran dachte, wie Cole ihn mir an einem Wintertag gegeben hatte und er so schön nach ihm gerochen hatte. Ich hatte mich so gefreut, denn es war sein Lieblings-Hoodie. Ich musste ihn ihm wiedergeben. Er erinnerte mich zu sehr an ihn.

[Cole's PoV]
Nervös lief ich im Flur auf und ab. Mein Gepäck hatte ich schon ins Auto gepackt und in zehn Minuten würde ich zum Flughafen fahren. Warum ich nervös war? Ich weiß nicht ob es die Tatsache war, dass ich bald tausende Kilometer von hier enfernt sein würde, oder weil ich insgeheim hoffte, dass Lili kommen würde um mich zu verabschieden. Aber sie kam nicht. Was hatte ich denn erwartet ? Das sie einfach so die Treppe herunter kommt, obwohl sie ihr Zimmer seid drei Tagen nicht mehr oft verlassen hatte? Das sie sich um mich schlingt und mir sagt das sie mich vermissen wird?

,,Sie wird nicht kommen.", sagte meine Mutter als könnte sie Gedanken lesen. Ich nickte nur.
Es war ein komisches Gefühl als meine Mutter mich umarmte und ich mich von meinem Vater verabschiedet hatte. Jetzt war es also soweit. Ich öffnete die Tür und trat nach draußen. Als ich bei meinem Auto angekommen war blickte ich noch einmal zurück auf das Haus. Mum stand in der Tür. Dad hatte sich schon ins Auto gesetzt. Er würde meinen Wagen später wieder vom Flughafen zurück fahren. Nach dem Gespräch vor ein paar Tagem waren die beiden wohl immer noch etwas sauer über meine Entscheidung aber dennoch zwang Mum sich zu einem Lächeln. Ich wollte gerade in mein Auto steigen, als ich meinen Namen rufen hörte.

,,Cole, warte!" Wie ein Blitz fuhr ich herum, mein Herz pochte wie wild in meiner Brust.

,,Lili", sagte ich mit einer Mischung aus Überraschung und Erleichterung in meiner Stimme. Lili lief ein paar Meter auf mich zu, blieb stehen und sah mich an. Es war das erste mal, dass ich ihr in die Augen sah, seid jenem Abend. Das sonst so strahlende Leuchten war verschwunden. Keinerlei Emotionen spiegelten sich in ihrem Blick wieder. Mein Lächeln, dass zuvor noch auf meinen Lippen lag verflog.

,,Du hast deinen Hoodie vergessen.", sagte sie und ihre Stimme klang so monoton und gefühllos, dass ich fast zusammen gezuckt wäre. In der Hand, die sie mit hinhielt, war mein schwarzer Lieblings-Hoodie, den ich ihr gegeben hatte. Zögernd nahm ich ihn an.

,,Danke", murmelte leise. Die Hoffnung in meiner Stimme war wieder verschwunden. Mein Blick ruhte auf Lili, als ich den Hoodie nahm. Ich brauchte keine Worte um ihr zu vermitteln was ich sagen wollte.

Es tut mir Leid

Lili schüttelte nur leicht den Kopf. Jetzt bröckelte ihre gefühllose Maske und ein Hauch von Trauer machte sich in ihrem Gesicht breit. Dann drehte sie sich um und verschwand im Haus. Das letzte was ich sah, war ein dunkelblonder Dutt, der sich an meiner Mum vorbei ins Haus drängte. Und dann war sie weg. 

Sprousehart/In love with youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt