Monster

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!Tw! - sensible Themen! Es ist niemals zu spät zum reden oder sich Hilfe zu holen!

Monster oder Monstrum bezeichnet ein widernatürliches, meist hässliches und angsterregendes Gebilde oder eine Missbildung.
Einfach gesagt, Scheusal. Unmensch.

Ich bin auch kein Mensch.

Es war tiefste Nacht. Ich weiß nicht wie ich den Schultag überstanden hatte, nachdem Ushijima und ich uns geküsst hatten, hatte er mich nicht mehr angeschaut. Darüber war ich auch froh, jeder von uns ging seinem Trott nach.
Aber wo sich nun die Dunkelheit über das Internat legte und ich merkte wie hungrig ich mach Zerstörung war....
Ich atmete seufzend aus.
Seit einem beschissen Jahr war ich hier und ein Oni names Wakatoshi brachte mich aus dem Konzept.
Die Luft um mich herum spannte sich an, so als ob es jeden Moment reisen könnte. Es fühlte sich erdrückend an.
Unser Schlagaustausch hatte mich auf den Geschmack gebracht das ich Blut eigentlich ganz lecker fand, egal ob es mein eigenes ist oder das von anderen.
Ein kehliges Lachen entkam mir.
Würde doch nur jemand meine Gedanken hören, der würde mich einweisen.
„Du bekommst das zurück Wakatoshi." Ich merkte wie in mir die Sicherungen immer mehr durchbrannten. Das was ich in einem Jahr an Schutz und Isolation aufgebaut hatte, mein Wesen nicht raus zu lassen verschwand. Zerbrach.

Monster. Menschen sind keine Monster. Monster sind Monster, man wird als Monster geboren. Egal ob vollwertig oder halb, ein Monster ist ein Monster. Ein Unmensch.

Ich stand auf dem Dach, machte einen Schritt nach vorne und lies mich fallen.
Meine Augen glühten in einem gelb auf. Ich hörte das Gekreische von vereinzelten Menschen, immerhin sahen sie wie ein Augenpaar hinunter stürzte. Ich schloss meine Augen und genoss deren Schreie. Kurz bevor ich auf dem Boden aufprallte, bremste mein Körper von selbst ab. Mit einem schnellen Ruck preschte ich nach vorne. Der Boden unter mit bekam leichte Risse, was mir herzlich egal war. Die Menschen kreischten nur noch mehr. Aus Angst, Verwirrung und noch mehr Angst.
Paar Minuten später waren deren Stimmen verschwunden. Ich war nicht mehr auf dem Schulgelände.

Als ich endlich mal wieder zu mir kam lag ich nur noch mit einer völlig zerrissenen Hose auf dem kalten Stein im Wald. Meine Glieder schmerzten, selbst die Luft die man zum einatmen brauchte tat weh. Einfach alles tat mir weh.
Meine Augen glitten hin und her, nach links und rechts. Über mir, unter mir, neben mir, alles war voller Blut.
Totaler Blackout...
Was hatte ich gemacht?
Mit einem Ächzen setzte ich mich auf und starrte die Umgebung an. Da kommt er her, ein Oni names Wakatoshi und schmeißt mich aus der Bahn. Aus meinem schützenden Umfeld das ich mir in dem einem Jahr aufgebaut hatte, mich zu kontrollieren und keinen an mich ran zu lassen.
Idiot. Unsere Prügelei hat mich auf den Geschmack wieder kommen lassen, das ich Blut liebte. Egal ob es mein eigenes ist oder das von anderen.
Ich sah an mir herab und bemerkte die tiefen Wunden auf meinem Oberkörper und Armen. Tiefe Schnittwunden, teilweise so tief das man die Muskeln sah.
„Scheiße.", ächzte ich. Es ist ein unterschied ob man sich bewusst irgendwas antut oder im Rausch.
Leise stand auf ich und lief paar wackelige Schritte um nur festzustellen das ich noch mehr blute.
Warum bin ich nicht tot?
Meine Wunden heilen kaum, bis gar nicht. Aber so sterben kann ich auch nicht. Was für eine Qual.
Ich will sterben.
Da war es wieder... dieses Gefühl.. was ich nicht vermisse.
Zitternd legte ich meine Wunden Arme um meinen Wunden Körper. Tränen sammelten sich und flossen über meine Wangen, vermischten sich mit dem Blut der Wunden. Die salzige Flüssigkeit brannte leicht, aber das spürte ihn nur minimal.
Mach das es aufhört.

Die Stimme meines Vaters ertönte in meinen Ohren. Das Gefühl das man erdrückt wird kam auf, seine Stimme grob, schreiend. Hasserfüllt. „Du kannst gar nichts! Du bist weder Oni noch Mensch. Hast die Gene deiner Mutter bist aber missraten!", schrie er. Seine Faust knallte in mein Gesicht. Es fühlte sich zu real an. Mach das es aufhört! „Zu weiche Wangen! Bist nichtmal ein Mann!" Der nächste Schlag Landete im Magen. „Zu dumm! Zu unkonzentriert! Warum bist du überhaupt hier?!" Er zog mir den Boden unter den Füßen weg, sodass ich fiel. Ich wollte Entschuldigung schreien, aber das würde nur mehr Schläge bedeuten. Yōkai entschuldigten sich doch nicht.

Ein wimmern stieg aus meiner Kehle, so leise das ich es kaum hörte. Ich wimmerte nach Hilfe, wie ein kleines Kind das nach Hilfe schrie. Und Angst hatte.
Aber wo war diese Hilfe.
Monster bekommen keine Hilfe.
Ich bin nicht gut genug um Hilfe zu bekommen.
Mein wimmern wurde zu einem qualvollen lauten Schrei. „Mach das es aufhört!!"
Der Schmerz sollte gehen. Das Gefühl nichts unter Kontrolle zu haben, aber dann doch gleichzeitig so viel. Alles stürzt ein. Wie ein Kartenhaus. Alles zerbricht. Staub. Tot.
„Mach das es aufhört!", wimmerte ich. Aber nichts hört auf.
Ich kann nicht sterben. Kann nicht leben.
Ich will nicht mehr.
Mein Kopf legte sich in den Nacken und ich betrachtete die nackten Sterne am Himmel. Sie wirkten so friedlich.
Aber sie übertönten nicht den Schmerz. Die Frust. Den Hass.
Ich bin miserabel.

„Du willst sterben." Wakatoshi's Stimme tauchte in weiter Ferne auf, aber ich sah ihn nirgends. „Du kannst aber nicht sterben." Er sprach sanft, so sanft das es mir schon wieder auf die Nerven ging.
Er hatte doch keine Ahnung.
„Du bist nicht gut genug für die Welt. Da kommt einer aus deiner eigenen und zack..." Er schnippte mit seinen Fingern. „Alles zerbricht."
„Halt's... Maul..." presste ich nun über meine Lippen. Reden ist anstrengend.
„Aber hör mal Monsterchen... Satori... was uns nicht umbringt macht uns stärker."
Du hast keine Ahnung.
Im nächsten Moment spürte ich seine Finger auf meinen Wangen. Seine Augen schimmerten warm braun. So beruhigend.
Trotzdem hast du keine Ahnung.
„Du denkst Oni können nicht Lieben und spüren keinen Schmerz. Das stimmt auch. Aber wir können leiden."
Leid?
„Leiden.", sagte Ushijima. „Du und ich wir sind uns ähnlich."
„Wo sind... wir uns bitte ähnlich?..."
Seine Finger glitten von meinen Wangen, hörten auf mir die Tränen aus den Augen zu reiben.
„Hör auf sterben zu wollen. Hör auf dich zu isolieren."
„Du.. hast.. keine Ahnung!..."
Er antwortete nicht mehr, stattdessen zog er mich von meinen Knien hoch. Mein Körper schlotterte vor Anstrengung, wie schaffte ich es überhaupt mich noch auf den beiden zu halten?
Obwohl ich grade körperlich und seelisch zusammen gebrochen bin.

Ich bin ein Monster. Deswegen halte ich mich auf den Beinen.

„Satori ich lass nicht zu das du stirbst."

Du kennst mich nicht Wakatoshi. Du kennst diese Gefühle nicht.
Oder weißt du es wie es ist aufgeben zu wollen? Ich denke nicht.

„Es tut mir leid das ich dich aus dem Konzept gebracht habe. Ich wusste nicht das so eine kleine Auseinandersetzung dein Trieb so steigert." Ich sah wie seine Augen das Blut überall musterten. „Naja... erstmal versorgen wir deine Wunden."

YōkaiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt