Kapitel 1

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(Original:  https://www.wattpad.com/story/200711885-bedlam )


"Du willst mich wohl verarschen!"

Seine Worte bereiteten mir ein Stechen in der Mitte meines Kopfes und zwangen mich, meine Augen zu öffnen. Es fühlte sich an, als wäre ich stundenlang weg gewesen. Ich saß auf dem Rücksitz eines Autos, aber das war das Einzige, was irgendeinen Sinn ergab. Ich berührte meine pochende Stirn, und als hätte ich sie in Farbe getaucht, tropfte sie rot. Ein Blick aus dem Fenster brachte mich zurück zum Ernst unserer Situation. Scharen von Menschen bahnten sich ihren Weg durch die vielen hupenden Autos, alle trugen Taschen, einige trugen medizinische Masken. Die meisten von ihnen waren jung. Austin saß auf dem Fahrersitz, und Riley saß ängstlich auf dem Beifahrersitz. Sie sah aus, als wäre sie in die gleiche Farbe wie ich geraten.

„Lass uns einfach aus dem Auto aussteigen und gehen. Wir kommen hier nicht weiter!", flehte sie.

„Halt die Klappe. Glaubst du, ich bin zurückgeblieben? Ich habe dir schon dreihundert Mal gesagt, dass laufen jetzt genauso lange dauert mit all den Leuten da draußen! Ich lasse das Auto nicht stehen."

Bei jedem Wort, das sie schrien, fühlte sich mein Kopf an, als würde er zerspringen.

„Austin wir haben weniger als einen halben Tank! Dieses Auto wird einen Scheißdreck für uns tun! Wir müssen zu diesem Lagerhaus und die anderen finden!"

Ja, jetzt erinnerte ich mich. Was vor fast zwei Jahren als Berichte über eine schlimme Grippe begann, die in den Staaten wütete, hatte sich nun zu einer ausgewachsenen Epidemie entwickelt. Es schien so, dass die Ausbreitung im letzten Jahr ausgestorben war, aber jetzt kamen die neusten Neuigkeiten von einer in Panik geratenen Fernsehreporter, der „eine tödliche Epidemie" verkündete, „die in die Geschichte eingehen würde". Unsere Städte waren nun durch eine obskure Pest infiziert, die bereits Tausende von Menschen, meist Erwachsene, ausgelöscht hatte. Gerüchten zufolge waren ältere und schwächere Zellen das Ziel des Virus. Die Gerüchte bestätigten sich bald. Meine Eltern waren bereits tot, und die verbleibenden Freunde, die ich erreichen konnte, waren alles, was wir noch hatten. Sie warteten auf uns.

Alles fühlte sich wie ein Dunstschleier an. Der einzige Trost, der mich am Leben hielt, war das Ziel bekannte Gesichter zu erreichen. Wie oft hatte ich mir schon einen solchen Film angesehen? Wir oft hatten Bücher und das Kino das schreckliche Bild vom Ende der Welt gemalt? Das war es.

„Steigen wir aus dem Auto aus", konnte ich sagen.

Beide schauten hinter zu mir, Riley besorgt, Austin verärgert.

„Gut, ihr beide wollt laufen? Steigt verdammt noch mal aus dem Auto!"

„Austin, wir versuchen nicht, dich zu verlassen, aber wir kommen hier nicht vorwärts!" Riley schrie ihn an.

Er erwiderte nichts. Ich wusste, dass er erkennen würde, dass er alleine wäre, wenn wir ihn verlassen. Impulsiv öffnete ich die Autotür und trat aus dem Auto, das zu unserem Kokon geworden war. Es herrschte ein solcher Lärm, dass mein Kopf noch intensiver pochte. Ich ging los. Ich hatte keine Ahnung wohin ich ging, ich folgte einfach allen anderen. Das schien sowieso jeder zu tun. Es dauerte nicht lange bis Riley nach mir rief.

„Tye! Warte bitte!"

Ich schaute zurück. Sie rannte aus dem Auto mit ihrem toten Telefon in der Hand.

„Lass mich nicht mit ihm allein..."

„Gib ihm fünf Minuten. Wir gehen einfach langsam und er wird uns folgen."

„Im Moment ist es mir ehrlich gesagt egal, was mit ihm geschieht."

„Sag das nicht. Er ist ein Arschloch, aber bist du jetzt nicht lieber mit jemandem, den wir kennen?"

BEDLAM (deutsche Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt