Kapitel 32

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Am nächsten Morgen wachte ich mit einem unguten Gefühl auf. Ich schmiegte mich an Rye, um noch mit ihm zu kuscheln. Er wurde durch meine Berührungen wach, lächelte mich an und zog mich noch ein Stückchen mehr zu sich. Und so lagen wir noch eine halbe Stunde im Bett. Danach machten wir uns fertig und gingen im Hotel frühstücken. Für diesen Tag haben wir uns extra ein Mietauto geholt, damit wir den weiten Weg nicht zu Fuß laufen müssen, denn meine Eltern wohnen ein bisschen fernab, wo auch kein Bus fährt.

Wir stiegen nach dem Essen in das Auto und fuhren zu meinen Eltern. Ich bin echt gespannt, wie es ablaufen wird. Werden sie mich wieder anschreien? Oder verurteilen? Aber was ist, wenn wir uns vertragen? Bin ich breit alles zu vergessen?

Rye merkte, dass ich in meinen Gedanken versunken war und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel, um mir indirekt beizustehen.

In den nächsten 30min waren wir auch schon an der Straße, die direkt zu meinem Elternhaus führt.

In der Auffahrt hielten wir an und stiegen aus dem Auto. Bevor ich klingeln wollte, zog mich Rye noch einmal zu sich. Er hob mein Kinn, so dass ich ihm in die Augen schauen musste.

"Du schaffst das! Ich bin bei dir und wenn etwas nicht so verläuft, wie du dir es vorgestellt hast, dann können wir jederzeit wieder gehen, hast du mich verstanden?", versuchte Rye mir Mut zu machen. Seine Augen waren voller Ehrlichkeit.

"Ja natürlich weiß ich das und jetzt los, ich will das so schnell wie möglich hinter mich bekommen und wenn doch alles gut läuft, was ich aber nicht glaube, dann bleiben wir eben noch ein Weilchen hier." Damit löste ich mich von Rye und nahm einfach nur seine Hand in meine.

Ich klingelte an unserem Klingelschild "Sievers".

Keine 5 Minuten später wurde die Tür auch schon von meinem Vater geöffnet. Als er mich erkannte, zogen sich seine Mundwinkel sehr weit nach oben.

"Rosalie, wie schön, dass du hier bist. Ich hab dich sehr vermisst.", mit diesen Worten zog er mich in eine liebevolle Umarmung. Spätestens jetzt merkte ich, dass mein Papa es wirklich ernst mit seiner Entschuldigung meinte. Ich muss zugeben, dass auch ich meinen Papa wirklich vermisst habe. Anders als meine Mutter war er nämlich immer noch ein bisschen weniger streng mit mir und zeigte mir auch manchmal seine liebevolle Seite, so als wäre nichts passiert.

Ich löste mich aus der Umarmung und versuchte mich an einem Lächeln, welches wirklich vom Herzen kommen sollte.

"Papa, ich habe deinen Brief erhalten und deswegen bin ich auch hier. Ich möchte einfach, dass wir uns wieder verstehen. Ich hoffe du nimmst mir nicht übel, dass ich nicht allein gekommen bin."

"Freut mich Sie kennenzulernen Herr Sievers, ich bin der Freund von Ihrer Tochter.", stellte Rye sich vor, nachdem mein Vater ihn betrachtet hat. Ich wusste, dass er seine Worte weise gewählt hat, er wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, deswegen bin ich jetzt auch nur seine "Freundin".

"Die Ehre ist ganz meinerseits, nenne mich doch aber bitte lieber Ronny."

Für einen kurzen Moment fühlte sich die ganze Situation unheimlich familiär an. Als ob ich nie weggewesen wäre und alles normal wäre, aber so ist es nun mal nicht. Ich hoffe mein Vater macht es einfach nur, um eine wohle Stimmung zu erzielen.

"Kommt doch bitte rein."

Wir folgten meinem Papa in den Flur. Dort zogen wir unsere Schuhe aus und folgten ihn ins Wohnzimmer. Nichts hat sich hier geändert, rein gar nichts. Alles stand an seinem Platz. Die Couch ist gleich, der Wandschrank und auch die Vitrine. In der Vitrine sind aber jetzt andere Fotos. Weniger Fotos von meinem Bruder und überhaupt ein Foto von mir. Meine Eltern hatten noch nie Bilder von mir rumstehen, es überrascht mich zu sehen, dass ich hier überhaupt noch vorhanden bin.

Wir setzten uns auf das Sofa und redeten noch ein bisschen mit meinem Papa über vergangene Zeiten, da wo noch alles gut war.

"Rosalie, du weißt, dass es mir wirklich vom ganzen Herzen leidtut, was wir die damals angetan haben. Du brauchtest in der Zeit einfach deine Eltern und wir waren nicht für dich da. Ich hätte es besser machen müssen, dir die Familie sein, die du verdienst. Ich hoffe, dass du mir verzeihst und wir von vorn anfangen können"

Während er das zu mir sagte kamen mir die Tränen. Ich stand einfach, wie von ferngesteuert, auf und umarmte meinen Papa.

"Ich würde nichts anderes wollen, als das wir uns wieder verstehen, mein Kind braucht doch einen Opa." Und sofort als ich das sagte riss ich meine Augen auf und realisierte, was ich da eben sagte. Es ist eigentlich nichts Falsches dran, aber dennoch scheint es jetzt noch nicht richtig gewesen zu sein, es zu erzählen.

Und bevor mein Vater reagieren konnte kam auch schon meine Mutter ins Haus.

Wie ich dich fand | FF Roadtrip Rye Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt