Kapitel 01

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Man sagt, es geht nicht darum den perfekten Partner zu finden, sondern einen, für den du perfekt genug bist. Doch manchmal, da hat man das Gefühl beides gefunden zu haben.

Ein letztes Mal schmiege ich mich an Ethans Körper und küsse ihn sanft auf die Lippen: „Ich muss jetzt wirklich los. Penn bringt mich um, wenn ich nicht rechtzeitig da bin und sie mich nicht auftakeln kann." „Musst du da wirklich hin? Wir könnten andere Sachen machen.", er zieht an meinen Armen und ich löse mich sanft wieder von ihm. „Ich war schon beim letzten Mal nicht da und Alex ist mein bester Freund." „Ja, einer der dich vögeln will!", er schnaubt und ich seufze. Seit ich Alex vor einem knappen Jahr kennengelernt habe, ist Ethan eifersüchtig auf seine anzüglichen Kommentare. Zugegeben, anfangs war ich selbst verunsichert, doch mit der Zeit habe ich gelernt, dass es nunmal seine Art ist alles was bei drei nicht auf dem Baum ist anzuflirten. Ich drücke seine Hände und versichere ihm: „Aber ich will ihn nicht vögeln, Eth. Ich will niemanden, außer dir vögeln." Er lächelt an meinem Mund, als ich ihn zum Abschied küsse und aus der Tür eile. „Ach und Bee? Vergiss nicht am Montag den Termin mit der Vermieterin! 16 Uhr!" Ich gebe ein zustimmendes Geräusch von mir und schlage die Tür hinter mir zu.

Nach vier Jahren Beziehung haben Ethan und ich uns endlich dazu entschieden zusammenzuziehen und am Montag werden wir unterschreiben. Penn hat auf diese Nachricht weniger glücklich reagiert und nach vielen geschenkten Pralinen, Blumen und sogar ihrem Lieblingslipgloss, war alles was gewirkt hat, meine Erlaubnis, dass sie mich für heute Abend so richtig aufpeppen darf.
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Als ich vor unserem Wohnzimmer stehe und die Hand hebe um die Tür zu öffnen, schwingt diese auf und eine begeisterte Penelope steht vor mir: „Da bist du ja endlich! Gott Bee, ich habe schon gedacht, ich muss wieder ein paar Wochen schmollen."
Sie selbst hat ihre schwarzen Locken schon zu leichten Wellen geformt und um ihre meeresblauen Augen wirklich gutaussehenden silbernen Lidschatten aufgelegt. Alle anderen würden wohl wie ein verprügelter Regenbogenfisch aussehen, doch sie sieht einfach fantastisch aus. Ich pfeife und ahme damit Alex Lieblingsgeste nach, wenn es um uns geht. Grinsend zieht sie mich hinein und setzt mich vor,noch, unseren Schminkspiegel, bevor sie zum Lockenstab greift und anfängt meine widerspenstigen Locken zu zähmen.

Gut eine Stunde später sehe ich aus wie eine neue Person; Meine braunen Haare liegen nun, genauso wie ihre, in leichten Wellen auf meinen Schultern (es ist schon praktisch eine beste Freundin mit der gleichen Haarstruktur zu haben) und um meine braunen Augen liegt marineblauer Lidschatten sowie eine Menge Maskara. Meine Lippen glänzen einfach nur durch durchsichtigen Gloss, wohingegen auf Penns Lippen nudefarbener Lippenstift liegt.

Begeistert strahlt diese mich an, während sie einen ebenso marineblauen, verdammt knappen Rock und ein enges, schwarzes Trägertop mit einem, muss ich zugeben, bombastisch schönem Rückendesign und einem viel zu tiefem Ausschnitt hochhält. „Das. Ziehe. Ich. Nicht. An!",fassungslos betone ich jedes einzelne Wort, doch Penn scheint dies nicht zu beachten: Sie wirft mir beides zu und kramt in dem Schrank nach ihrem Outfit, einem engen bordeauxroten Kleid und silbernen High Heels: „Na worauf wartest du? Zieh dich um!" Ich seufze. Wissend, dass ich sie nicht schaffe umzustimmen, zwänge ich mich in das Outfit. „Du siehst toll aus, Blake! Ich Wette Alex werden die Augen aus dem Kopf fallen, so heiß sahst du nichtmal bei der Hochzeit deiner Schwester aus!"
Ich lache und fahre mir über den Rock, als sie mir ein paar schwarze Heels, mit so großem Absatz, dass ich wahrscheinlich stolpern und sterben werde, reicht. „Du darfst meine Leiche dann vom Boden aufkratzen.", teile ich ihr schmunzelnd meine Gedanken mit. „Und wenn es das Letzte ist das ich tue, es lohnt sich!"
Nachdem sie mir eine weitere Schicht Lipgloss aufgetragen und ihr Puder aufgefrischt hat, verlassen wir schließlich das Wohnheim und machen uns auf den Weg zum Move.
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Vor dem Club steht eine rießen Schlange, an der wir vorbeilaufen und geradewegs auf Alex zusteuern, der am Eingang auf uns wartet. „Na da seid ihr ja endlich! Ihr - Wow!", Alex lässt seinen Blick schnell über Penn gleiten und landet schließlich auf meinem Körper.
Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, bis er seine Augen von meinen Brüsten, meiner Hüfte und meinen Beinen nimmt und in mein Gesicht blickt: „Du...Ihr..Wow! Also von Penn bin ich das ja schon gewohnt, aber du siehst absolut heiß aus! Ich meine du siehst immer heiß aus, aber heute - wow!", er schluckt und fragt mit etwas rauerer Stimme: „Du hast nicht zufällig mit Ethan Schluss gemacht?"
Sämtliches Blut schießt in meinen Kopf und ich sehe wohl wie eine Tomate aus, als ich Alex leicht gegen den Oberarm boxe und „Nein, wir sind glücklicher denje. Können wir jetzt bitte reingehen?" piepse.

„Wieso ist er heute eigentlich nicht hier?", ertönt Penns Stimme neben mir, während Alex uns in den Backstage Bereich lotst und ich versuche die Todesblicke von den ganzen weiblichen Fans, oder besser gesagt Groupies, zu ignorieren. „Huh?",fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch. „Ethan." „Er muss irgendwas von der Arbeit erledigen. Und ich schätze, er ist nicht besonders heiß darauf Alex zu sehen."

Eine knappe halbe Stunde später stehen wir am Rand des Backstage Bereiches und sehen den Jungs dabei zu, wie sie die Bühne betreten und Adam, der Sänger der Band, in sein Mikro brüllt: „Hallo Portland! Schön euch wiederzusehen!" Die Menge brüllt und Adam heizt sie noch weiter an: „Gott, wie ich es liebe im Move zu spielen. Ihr seid einfach wahnsinn! Das beste Publikum!", er lacht bis seine Miene wieder ernst wird. „Heute gibt es allerdings nicht nur was zu feiern. Wie ihr wisst, hat sich Joey hier entschieden uns aus privaten Gründen zu verlassen. Die Menge buht und der E-Gitarrist der Gruppe hebt abwehrend die Hände: „Es war so unglaublich cool mit euch, aber es kommt wie es kommt." „Also lasst uns ihm einen tollen Abschied schenken!", grölt Adam wieder und schon schlägt Joan den Takt an, worauf die Jungs beginnen zu spielen was das Zeug hält.
Adam und Alex singen über lange Freundschaften, schmerzhafte Abschiede und gute alte Zeiten, die sie nie vergessen werden. Die Menge reagiert wie geladen auf die Musik. Alle hüpfen auf und ab und grölen aus vollem Halse die Songs mit. Die Mädchen in der ersten Reihe hüpfen extra hoch, wahrscheinlich damit ihre Brüste noch mehr wippen und schieben sich ihre Oberteile immer weiter runter. Ihre Hände strecken sie hoch zur Bühne um die Jungs, vorallem Adam und Alex, zu berühren und wenigstens einen kleinen Teil ihrer Aufmerksamkeit zu ergattern. Penn und ich werfen uns einen allessagenden Blick zu und hüpfen schließlich selbst zum Takt der Musik weiter.

Als die Jungs nach der Zugabe erneut von der Bühne stürmen, bin ich wie benebelt und ich kann sehen, dass es Penn nicht anders geht. „Hat es euch gefallen?", Alex leert mit einem Zug seine gesamte Wasserflasche und atmet schwer. „Gefallen?! Willst du uns verarschen? Wir lieben es!", Penn nickt bekräftigend und Alex lacht.
Ich wusste, dass die Jungs gut sind. Schon seit ihrem ersten Auftritt, den ich gesehen habe wusste ich es, doch jedesmal aufs Neue hauen sie mich um.
„Hey Adam, gehen wir noch was trinken?", ertönt es von Joan und Adam nickt.
* * *
„Tanz mit mir!", lalle ich Alex zu und
er lacht: „Wie viele Drinks hattest du heute schon?" Ich halte drei Finger hoch, blicke zur Decke und hebe langsam meinen kleinen Finger, bevor ich grinse. Normalerweise bin ich nicht der Typ Mensch, der sich grundlos betrinkt, doch nachdem mir der vierte Typ einen Drink angeboten, drei zum Tanzen eingeladen und einer, mit dem Alex fast eine Schlägerei angefangen hat, mich als Schlampe betitelt hat, da ich ‚so aufgetakelt hier her komme und nur Typen aufgeile', musste ich mich einfach entspannen und den Abend genießen.

Alex grinst nur und ich ziehe ihn an den Händen auf die Tanzfläche, in die Nähe von Penn, die sich mit einem hübschen blonden vergnügt. Im Rausch der Drinks die ich hatte schwinge ich meine Arme in die Luft und Kreise meine Hüften. Schließlich tanze ich auf Alex zu, der mir dreckig grinsend seine Hände auf die Hüfte legt und wir bewegen uns zum Rythmus der Musik.
Ein paar Songs später ziehe ich Alex von der Tanzfläche zurück zur Bar, bevor das ganze noch in einem Lapdance endet. „Das hat Spaß gemacht!", sage ich während ich mich auf einen Barhocker schwinge und Penn mir zustimmt: „Es ist schon halb zwei, wollen wir langsam gehen?" „Gehst du ins Wohnheim oder zu Ethan?", ertönt Alex Stimme hinter mir und sein Atem streift meinen Nacken, worauf sich bei mir eine leichte Gänsehaut bildet. „Eigentlich ins Wohnheim, aber mein Betrunkenes-Ich denkt, es wäre eine gute Idee ihn zu überraschen."
* * *
Nachdem wir Penn im Wohnheim abgesetzt haben, fährt Alex zu mir und ich verabschiede mich mit einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange von ihm. „Ich warte noch zwei Minuten, okay? Damit du sicher reinkommst."
Ich nicke und schlage die Tür seines schwarzen Coupés zu.

Mit meinen Schuhen in der Hand (es wurde echt schwer darin zu laufen) tapse ich mit nackten Füßen über den kalten Boden bis zur Haustür und schließe diese mit dem unter der Fußmatte verstecktem Schlüssel auf.
Und dann schreie ich. Laut.

Sehr, sehr gute Freunde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt