Viel zu früh werde ich am nächsten Tag von einem Fuß in meinem Gesicht geweckt. Seufzend setze ich mich auf und bringe damit Penn zum grummeln, die zusammen mit mir auf diesem äußerst kleinem College Bettchen liegt.
Nachdem ich gestern in Tränen ausgebrochen bin und die Kellnerin des Cafés die Rechnung meines nicht angerührten Frühstückes aus Mitleid übernommen hat, wurde ich nur noch von Alex und Penn in unser Wohnheimzimmer gebracht und habe mich den ganzen Tag im Bett verkrochen. Ich wollte noch nichtmal etwas essen—und das muss schon was heißen—weshalb die zwei nicht versucht haben mich aufzumuntern. Abends ist Penn in mein Bett geklettert, als ich einfach nicht aufhören konnte zu schluchzen, und hat mich so lange umarmt bis ich mich in den Schlaf geweint habe.
Gestern war kein guter Tag, aber heute ist ein Neuer und ich bin voller Optimismus mich nur so in die Lernbücher zu stürzen und nichts Anderes mehr zu machen bis ich Einstein 2.0 bin...
...bis ich in den Spiegel schaue. Meine vor zwei Tagen schönen Wellen hängen wirr in meinem Gesicht und ähneln eher Stroh als Haaren. Meine Augenringe sind tiefer und dunkler als die von einem Panda und dicke Tränensäcke hängen darunter. Mein Gesicht ist blass, was mich wie einen Geist aussehen lässt. Alles in Einem sehe ich ziemlich beschissen aus.
Genau vor einem Jahr hat für mich das Studium hier auf der W.S. angefangen und niemals hätte ich gedacht, das mein Leben so den Bach runtergeht. Doch heute beginnt mein zweites Jahr, das vierte Semester, und genau deshalb stehe ich jetzt unter der Dusche und mache mich frisch nur um danach in einfache Leggings und ein Top zu schlüpfen. Super.
* * *
„Bist du dir sicher, dass es dir gut geht?", kritisch beäugt Penelope meinen wunderschönen Dutt und ungeschminktes Gesicht. „Penn, es ist alles gut. Ich sehe nur keinen Grund mich aufzubrezeln, das wars."
„Ist Alex auch kein Grund?" „Was?" Erinnerungen an unsere gemeinsame Nacht schießen mir durch den Kopf. Wie er meinen Hals küsst, mein Bein hochfährt. Seine Zunge in meinem Mund, sein warmer Atem auf meiner Haut und ich, wie ich seinen Namen stöhne. Auf der Stelle wird mir warm und ich versuche schnell mich zu beruhigen, bevor Penn auf falsche Gedanken kommt.
„Oh ich bitte dich, Bee. Du willst mir doch nicht ernsthaft verklickern, dass du ihn nicht heiß findest.", sie trägt eine letzte Schicht Mascara auf und dreht sich mit Schwung zu mir um. „Er ist unser bester Freund, Penn!" „Ja na und? Ich würde ihn trotzdem nicht von der Bettkante stoßen und das würde kein normaldenkender Mensch!" „Stop! Oh mein Gott. Lass uns einfach gehen.", ich stürme aus dem Zimmer und versuche mein tomatenrotes Gesicht zu verstecken.
* * *
Die nächsten Monate verlaufen ziemlich gut. Ich stürze mich nur so in die Hausaufgaben und lerne was das Zeug hält. In unserem gemeinsamen Kurs Wirtschaft habe ich es sogar geschafft Penn und Alex zum Lernen zu motivieren und einmal haben sie sogar mit mir Mr.Reeds Büro ausgemistet, was uns allen ziemlich viele Extrapunkte eingebracht hat.
In Literatur schreibe ich Kurzgeschichten, die ich danach ins Spanische übersetze und meiner Professorin mitgebe um noch mehr Extrapunkte abzusahnen. Kurzgesagt ich bin eine noch größere Streberin als davor und verbanne jeden Gedanken an Alex und unsere gemeinsame Nacht aus dem Kopf. Es hat ihm nichts bedeutet, ich bin ja nur seine beste Freundin. Und mir hat es auch nichts bedeutet, er ist ja nur mein bester Freund.
Ethan habe ich ebenfalls erfolgreich verbannt, seine Nummer blockiert und ihn ignoriert.
Bis jetzt.Gerade sitze ich ganz alleine im Lilly's und schlinge mein Toast Hawaii hinunter, während ich Spanisch Vokabeln und Dialoge in meinen Kopf prügele.
„novió", voller Ablehnung spucke ich dieses Wort, was soviel wie ‚fester Freund' bedeutet und ziehe noch mehr Blicke auf mich als ich „se supone que mi novió arde en el infierno!" zische. Super, jetzt halten mich alle für eine unterbelichtete Tussi, die alleine isst, und Selbstgespräche führt in denen sie ihren festen Freund in die Hölle schickt. Auf Spanisch.Seufzend fahre ich mir übers Gesicht und klappe das Buch zu. Aus irgendeinem Grund bin ich frustriert. In den letzten Wochen ging es mir gut. Zu gut. Und egal was mich in diesem Moment leitet, ich hasse es, denn ich schnappe mir mein Handy und entblocke kurzerhand Ethans Nummer. Hunderte Nachrichten prasseln auf mich ein in denen er sich tausendmal für alles entschuldigt, verspricht es nicht wieder vorkommen zu lassen. Nachrichten von vor drei Monaten landen in meinem Blickfeld, er bittet mich zu ihm zu kommen. Er wolle mit mir zusammen wohnen und ein Klos bildet sich in meinem Hals, den ich nicht einfach so herunterschlucken kann. Alle seine Mailbox Nachrichten ignoriere ich. Alle, bis auf Eine. Sie fällt mir auf, weil er sie erst gestern hinterlassen hat. Drei Monate und er hat immer noch nicht aufgegeben. Drei Monate und allein diese Erkenntnis bringt mein Herz zum schmelzen. Verdammt.
Und dann, einfach weil ich ich bin, spiele ich die Nachricht ab und seine sanfte Stimme, in die ich mich verliebt habe, dringt in mein Ohr.Blake, Gott, Schatz. Drei Monate sind es nun, seit du es weißt. Drei Monate, in denen du mich ignorierst, Drei Monate, seit du mich hasst. Ich.. ich liebe dich noch immer. Ich werde es immer tun, Gott ich war so dumm. Dich zu verlieren, war das Schlimmste was mir je passiert ist. Ich will dich wieder. Ich will dich umarmen, küssen, dich lieben, dich heiraten. Bitte.. wenn du das hörst, ruf mich an..."All that you are is all that I'll ever need."
Ich liebe dich.Seine Stimme zu hören, seine Worte ist zu viel für meine frustrierten Nerven. Ohne dass ich es bemerke springen meine Finger über die Tastatur und tippen: „Wir werden reden. Irgendwann...nicht jetzt.", bevor ich meine Sachen schnappe und aus dem Café stürme, meinen Kopf geneigt um die Tränen zu verstecken, die in Strömen an meinen Wangen hinunterlaufen.
* * *
Eine Dreiviertelstunde später kommt Penn mit Alex im Schlepptau ins Zimmer und sieht mich an wie ich auf meinem Bett mit Keksen im Schoß sitze und schluchze. Stumm nimmt sie sich einen Keks und setzt sich neben mich, ich reiche mir mein Handy und sie hören sich Beide Ethans Nachricht an. Ich kann sie einfach nicht noch einmal anhören, kann seine Stimme nicht ertragen.„Okay das reicht.", Alex springt vom Bett auf und fährt sich übers Gesicht. Seine Armmuskeln kommen dabei so sexy zum Vorschein und ich schäme mich sofort für meine Gedanken, die nicht zu diesem Augenblick passen.
„Bee, du kannst so nicht weitermachen. So tun als ob alles okay wäre, obwohl nichts okay ist. Einfach so zusammenbrechen. Du machst dich so kaputt. Du brauchst Ablenkung.", fragend blicke ich Penn an und sie zuckt die Schultern, zieht ihren Lippenpiercing zwischen die Zähne.„Du kommst in unserer freien Woche mit der Band auf Tour.", ohne mit der Wimper zu zucken springe ich auf und starre ungläubig zwischen ihm und Penn hin und her: „Das kann nicht dein Ernst sein! Ich.. ich bin kein Groupie oder so!" „Natürlich nicht, Bee! Ein Groupie würde ich ja auch nicht mitnehmen. Du bist meine beste Freundin, es bringt dich auf andere Gedanken und..", er greift nach meinen Händen und dreht mich im Kreis um mich danach zu mustern. „Wir könnten viel Spaß zusammen haben." Und dann schießt wieder zu viel Blut in meinen Kopf und ich drehe mich geschockt zu Penn um.
Meine ‚beste Freundin' hat begeistert die Augen aufgerissen und stürmt schon zu ihrem Kleiderschrank, wirft die knappesten Röcke und Tops auf den Boden. Sie fuchtelt enthusiastisch mit ihren Armen, dreht sich im Kreis und stürzt auf mich zu. „Das.ist.so.geil! Wir waren noch nie mit auf Tour und.." „Wir?", unterbreche ich sie. „Penn du hast nächste Woche bis Freitag Spätschicht. Du brauchst diesen Job, du kannst nicht einfach mal eine Woche frei haben."
„Shit. Na ja, egal.", jetzt wendet sie sich an Alex: „Feststeht: sie kommt mit."
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Ich übernehme keine Haftung für das Spanische und ich entschuldige mich, wenn Google Übersetzer zu dumm war und das dort oben nicht „Mein fester Freund soll in der Hölle schmoren." heißt.Ich kann leider keinen Fetzen Spanisch.
Peace Out✌🏻
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Sehr, sehr gute Freunde
Romance《Gutaussehend, charmant, heiß. Er könnte Jede haben, doch er will nur sie!》 Als Blake Alex zum ersten Mal begegnet, ist sie sich sicher: das kann nichts werden. Doch was ist, wenn aus der entstandenen innigen Freundschaft plötzlich mehr wird? Was...