Out of nowhere

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„Was ist los George?" fragte Ellie ihren Bruder besorgt. Es kam noch nie vor, seit sie ihn D.C lebte, dass er sie bat nach Hause zu kommen. Er musste also einen triftigen Grund besitzen, um sie dazu aufzufordern. Die schlimmsten Szenarien schwirrten Ellie durch den Kopf. George's mittlerweile gefasste Stimme, unterbrach ihren Gedankengang und sie konzentrierte sich auf die Worte ihres ältesten Bruders. „Es ist Mum. Sie liegt im Krankenhaus. Die Ärzte sagen sie leidet an akuter myeloischer Leukämie. Es sieht nicht gut aus" Augenblicklich stiegen Ellie Tränen in ihre Augen. „Ich komme so schnell ich kann" versprach sie ihrem Bruder zwischen zwei Schluchzern. „Danke El, ich hole dich vom Flughafen ab. Schreib mir, wenn du weißt, wann du ankommst." Ellie verabschiedete sich noch von ihrem Bruder, bevor sie auflegte und wimmernd auf ihrem Bett zusammen brach. 

Paar Minuten nach ihrem Zusammenbruch richtete sie sich wieder auf, strich sich die verklebten Haarsträhnen aus dem Gesicht und setzte sich aufrecht hin. Sie musste jetzt stark sein, für ihre Mutter, für ihre Familie. In wenigen Minuten hatte sie den nächstmöglichen Flug nach Oklahoma gebucht, sich angezogen und ihren Koffer gepackt. Mit immer noch geröteten Augen verließ sie ihre Wohnung und fuhr zu Gibb's Haus. 

Es war gerade einmal halb 7, als sie vor Gibb's Haustür stand und kurz klopfte, bevor sie eintrat. Ihr Chef saß am Frühstückstisch und schlürfte eine Tasse Kaffee, während er in der Zeitung blätterte. Als er die Tür ins Schloss fallen hörte und Ellie's Schritte wahrnahm, entfernte er seinen Blick von der Zeitung und ließ ihn zu seinem Besucher schweifen. Ein überraschter Ausdruck machte sich auf Gibbs Gesicht breit, nachdem er seine Tochter erkannt hatte. „Was machst du hier, Ellie ?" fragte Gibbs die junge Frau. Erst jetzt sah er, nach genauerem hinsehen, dass ihre Augen rot angeschwollen waren und sie höchstwahrscheinlich erst vor Kurzem geweint hatte. Sorge stieg in dem älteren Mann auf und er sprang vom Stuhl auf und nährte sich Ellie, als diese nicht sofort antwortete. „Ich muss nach Hause, nach Oklahoma. Meine Mutter hat Leukämie." erklärte Ellie Gibbs die Situation mit schwacher Stimme. Die junge Frau musste sich beherrschen nicht wieder Tränen zu vergießen. „Ich weiß, wir haben einen aktiven Fall und ich kann mir nicht einfach so Urlaub nehmen..."  fing Ellie an. "Schon in Ordnung Bishop, nimm dir alle Zeit, die du brauchst." unterbrach Gibbs sie und zog Ellie in eine beschützende Umarmung, als die ersten Tränen ihre Wange herunterflossen. „Kann ich irgendetwas für dich tun, Ellie?" flüsterte Gibbs ihr liebevoll ins Ohr. Ellie löste sich von Gibbs und entfernte sich ein Stück von ihm. Die Umarmung hatte sie etwas beruhigt. Unter normalen Umständen würde sie sich jetzt über Gibbs fürsorgliches Verhalten den Kopf zerbrechen, jedoch waren ihre Gedanken, wo ganz anders. „Danke Gibbs. Könntest du mich vielleicht zum Flughafen fahren? Mein Flug geht in zwei Stunden." ging sie auf sein Angebot ein mit einem kurzem Blick auf ihre Armbanduhr. 

Auf dem Weg zum Flughafen saß Ellie still neben Gibbs auf dem Beifahrersitz und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Sie versuchte sich auf die Situation, welche sie in Oklahoma erwartete, einzustellen. Mit einem besorgten Blick musterte Gibbs Ellie von der Seite. Er wusste in, welcher schweren Lage sie sich im Moment befand und hoffte, dass es nicht allzu schlecht um Barbara stand und sie geheilt werden konnte. Er selbst war nicht über die Krankheit Leukämie informiert und kannte die Chance auf Genesung nicht, jedoch wusste er, dass Ellie nach Quasim's Tod nicht einen weiteren Todesfall in ihrem näheren Umfeld verkraften konnte. Gibbs notierte sich in Gedanken, dass er Jack sofort, nachdem er Ellie abgesetzt hatte, anrufen sollte, um sie über die Situation aufzuklären. Am liebsten würde er Ellie begleiten und mit ihr nach Oklahoma fliegen, um ihr beizustehen. Sein Verstand sagte ihm jedoch, dass ein Chef so etwas nicht machen würde und mehr als ein Chef war er zum jetzigen Zeitpunkt aus Ellie's Sicht nicht. 

Eine halbe Stunde später erreichte Gibb's Truck die Einfahrt zum Flughafen und kurze Zeit später stiegen beide Agenten aus. Ellie ergriff ihren Koffer und verabschiedete sich bei Gibbs, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem Gate machte. Gibbs blieb am Truck zurück und schaute ihr besorgt hinterher, bis sie in der Menschenmenge verschwand. Seufzend setzte er sich wieder auf den Fahrersitz, zog sein Tastenhandy aus seiner Jackentasche und wählte Jack's Nummer. Nach paar Sekunden war sie schon am Apparat und er hörte ihre klare Stimme, welche ihm einen guten Morgen wünschte. Er unterbrach ihre ausgelassene Stimmung. „Morgen Jack, ich habe gerade Ellie zum Flughafen gebracht. Ich glaube wir müssen reden." 

Nachdem Gibbs Jack über die allgemeine Situation aufgeklärt hatte, bestand sie darauf sich persönlich mit Gibbs beim Mittagessen zu unterhalten und Gibbs versprach ihr, später mit ihr zum Dinner zu gehen. Zuvor musste er jedoch zur Arbeit, weshalb er vom Flughafen aus auf direktem Weg zum Navy Yard fuhr, da er schon für seine Verhältnisse spät dran war. 

Im Navy Yard warteten Torres und McGee auf Gibbs und Ellie und grübelten, wieso sie noch nicht da waren. Nick saß wie üblich auf der Kante von Ellie's Schreibtisch, während Tim sich in seinem Stuhl zurücklehnte. „Vielleicht hat sie ja verschlafen" stellte McGee eine Vermutung über Ellie's Abwesenheit auf. „Nein, Bishop doch nicht. Wenn man das überhaupt sein kann, ist sie pünktlicher als Gibbs und überhaupt sie ist doch ein richtiger Morgenmensch" konterte Nick auf Tim's Kommentar. „Möglich, dass sie krank ist" überlegte McGee weiter. Nick schüttelte den Kopf. „Wenn sie krank wäre, hätte sie uns Bescheid gesagt. Außerdem sah sie gestern Abend zwar erschöpft aus, aber nicht kränklich." „Machst du dir etwa Sorgen um Bishop"neckte Kasie Nick, welche auf die beiden Agenten zukam und das Gespräch schon von weitem belauscht hatte. „Ich doch nicht" versuchte Nick Kasie von sich abzulenken, jedoch grinste Kasie nur so vor sich hin. Sie vermutete schon lange, dass etwas zwischen der blonden Agentin und dem ehemaligen Undercover Agenten sich anbahnte. „Wo ist Gibbs?" fragte Kasie in die Runde, nachdem sie vor McGee's Schreibtisch stehen blieb und den Raum nach einem großen weißhaarigen Mann absuchte. Torres und McGee zuckten ahnungslos mit den Schultern. „Hier bin ich Kasie. Was hast du?" tauchte Gibbs plötzlich aus dem Nichts auf. Nach einem kurzen Moment der Überraschung, informierte Kasie Gibbs über ihre neusten Erkenntnisse, bevor sie wieder nach unten in ihr Labor verschwand. Gibbs verteilte die anstehende Arbeit auf seine Agenten auf, bevor er sich in Bewegung in Richtung Vance's Büro setzte . Kurz bevor er die Treppe hinaufstieg, fragte Torres. „Hey Gibbs, kommt Bishop heute noch ?" „Sie hat Urlaub"informierte Gibbs ihn schlicht und setzte seinen Weg fort. Er wollte Ellie die Möglichkeit geben, selbst  zu entscheiden, wie sie mit der Situation umging und wen sie informieren wollte. Angekommen in Vance Büro klärte Gibbs Vance über Bishop's familiäre Problematik auf und er stimmte einem Urlaub auf unbestimmte Zeit ohne Zögern zu.

In der Mittagspause trafen sich Gibbs und Jack in dem kleinen Dinner um die Ecke. Jack fiel Gibbs sofort um den Hals, als er auf sie zu kam und löcherte ihn mit Fragen über Ellie's Wohlbefinden. „Ich glaube sie stand ganz schön unter Schock, als sie bei mir auftauchte. Und sie redete nichtmal drei Wörter auf der Fahrt zum Flughafen" begann Gibbs mit seiner Erzählung. „Das ist ganz normal für die Lage, in der sie sich befindet." analysierte Jack Ellie's Verhalten.  „Ich wäre am liebsten mit ihr in den Flieger gestiegen" gestand Gibbs. „Ja, mir ist bewusst, dass du gerne in ihrer Nähe wärst und ihr beistehen möchtest. Mir ergeht es nicht anders." seufzte Jack. 

Die verlorene TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt