Rescue at the last second

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Nervös trat Jack von einem Bein aufs andere, während ihr Blick die riesige Leinwand fokussiert hatte. Der abgedunkelte Raum mit den roten Wänden hatte sie noch nie so sehr bedrückt wie zu diesem Augenblick. Auf der Leinwand, welche nahezu eine gesamte Wand einnahm, erschienen live die Luftaufnahmen von dem Militärhelikopter, welchen Vance angefordert hatte. Es hatte  mehrere Stunden Überredungskunst gebraucht, bis der Secretary of the Navy zugestimmt hatte und die Suche durch den Helikopter unterstützt werden konnte. Zwei Tage waren schon vergangen, seit Jack sich von Gibbs verabschiedet hatte und er nach Paraguay geflogen war, mit dem Ziel ihre Tochter wieder nach Hause zu bringen. Innerhalb dieser Zeit hatte sie kein einziges Mal persönlichen Kontakt zu ihrem Freund gehabt und lediglich über Vance Informationen über die aktuelle Lage bekommen. Jack wollte einfach nur ihre Tochter und Gibbs wieder in ihre Arme schließen und nie wieder loslassen. Die letzten Tage hatte sie sich die Augen ausgeheult vor Sorge und Angst um Ellie und auch um Gibbs, da sie wusste, dass er bereit war sein Leben zur riskieren, um keine weitere Tochter zu verlieren. Ellie war sein ein und alles und Gibbs könnte es nicht verkraften, ohne sie nach D.C zurückzukehren. Mit verschränkten Armen starrte Sloane weiter auf die Aufnahme und suchte den Fluss nach Schiffen ab. Der Helikopter nährte sich immer weiter dem ermittelten Standort und Jack's Nervosität stieg weiter an. Sie nahm nur unterbewusst wahr, dass Leon Vance sich neben sie stellte und Jack besorgt von der Seite musterte. Auch Jimmy und Kasie, die eine Erlaubnis für den Videokonferenzraum erhalten hatten, hatten mit Leon den Raum betreten und sich auf die hinteren Sitze niedergelassen. Man merkte an der außergewöhnlichen Atmosphäre, wie wichtig Bishop ihren Kollegen war und dass sie als Team zusammenhielten. 

In Paraguay war die Sonne schon komplett am Horizont verschwunden und die Straße wurde ausschließlich von den Scheinwerfen des Geländewagens beleuchtet. Das einzige Geräusch, das den Wagen ausfüllte, war das Schnarchen von McGee, welcher genauso wie Ziva vor einiger Zeit eingeschlafen war. Auch Nick's Augen fielen dem Agenten immer öfter zu, jedoch kämpfte er gegen die Müdigkeit an. Er konnte es sich nicht erlauben zur Ruhe zu kommen, ohne Ellie in Sicherheit zu wissen. Das Klingeln des Satellitentelefons ertönte leise und Gibbs nahm den Anruf  entgegen. Das Gespräch dauerte höchstens eine Minute und Nick konnte ein erleichtertes Aufatmen von seinem Chef wahrnehmen, als dieser das Telefonat beendet hatte. „McGee, Ziva. Aufwachen" riss Gibbs seine zwei schlafenden Agenten aus dem Schlaf. „Der Helikopter hat ein Schiff gesichtet, welches nur wenige Kilometer von dem bekannten Standort entfernt sich im Moment befindet. Es sieht auf den Aufnahmen so aus, als ob das Schiff dort an einem Steg angelegt hat." „Wie weit sind wir weg?" mischte sich Torres ein und war auf einmal wieder hell wach. Gibbs gab McGee, der noch etwas verschlafen wirkte, die Koordinaten.  „Etwa 100 Kilometer" antwortete Tim, nachdem er die Daten auf seinem Smartphone eingegeben hatte. „Wir können in ungefähr 50 Minuten da sein."  verkündete Gibbs und trat fester aufs Gaspedal.

Nach einer Stunde stand das Team nahe des Ufers versteckt hinter ein paar Bäumen und beobachtete das Schiff, welches sich immer noch an der gleichen Stelle befand. Der Militärhubschrauber wartete in sicherer Entfernung auf seinen Einsatz. Gibbs grober Plan war es, Bishop auf dem Schiff ausfindig  zu machen und dann mithilfe des Helikopters zu fliehen. „McGee du gehst mit Torres. Ziva mit mir." teilte Gibbs seinen Agenten mit, nachdem er die Nachtsichtgeräte verteilt hatte und sie über sein Vorgehen in Kenntnis gesetzt hatte. Leise nährten sich die vier dem morschen Steg, an dem das Schiff anlag. Über diesen gelangten sie sicher auf das Deck, wo sich die zwei Teams dann aufteilten. Da es spät in der Nacht war, schlief der größte Teil der Crew und die Agenten hatten beste Chancen Bishop ohne Zwischenfälle zu finden. Mit gezückten Waffen durchsuchten Ziva und Gibbs den linken Teil des Schiffes, während Torres und McGee die andere Seite übernahmen.

Gibbs und Ziva bogen gerade um die Ecke in den nächsten Gang als sie laute Geräusche wahrnahmen, welche aus einem der anschließenden Räume ertönten. Als sie den besagten Raum betraten, fanden sie eine Szene vor, welche ihnen die Luft zum Atmen nahm. Ein stämmiger, südamerikanischer Mann hatte seine geladene Waffe auf eine zusammengekauerte Gestalt gerichtet. Bei genauerem Hinsehen identifizierten die zwei Bundesagenten die übel zugerichtete Person als ihre Kollegin. Während Gibbs in einer Art Schockstarre gefangen war und sein Blick auf seine Tochter fokussiert hatte, handelte Ziva sofort und jagte dem Täter eine Kugel in den Kopf. Der laute Schuss riss Gibbs wieder in die Realität zurück und er eilte so schnell er konnte zu Ellie, während er ihren Namen schrie. Er kniete sich neben seine Tochter und strich ihr vorsichtig die blutgetränkten Haare aus dem Gesicht. Gibbs erkannte Ellie gar nicht wieder. Ihr ganzes Gesicht war übersät von Schnitten und Blutergüssen, welche sich alle in einem unterschiedlichen Heilungsprozess befanden. Ein Blick über ihren Körper verriet ihm, dass ihr Entführer sie nicht verschont hatte. Die Stofffetzen, welche noch von ihrer Kleidung übrig geblieben waren, waren rot verfärbt und klebten an ihrem Körper und verdeckten nur einen kleinen Teil von ihrer mit Hämatomen und Brandblasen übersäten Haut. Bei der zarten Berührung von Gibbs spannte sich ihr ganzer Körper an und er hörte leise wie sie immer wieder „Nein, fass mich nicht an" murmelte. „Ellie, sieh mich an. Ich bin es Gibbs." teilte er ihr mit gefasster Stimme mit und hoffte, dass sie ihn erkennen würde. Zögernd öffneten sich ihre geschwollenen Augen und ihr Blick traf auf Gibbs eisblaue Augen. Der Funke hatte ihre Augen verlassen und wurde ersetzt durch einen glasigen Blick voller Schmerz. Sie ähnelte nicht mehr der lebensfrohen und optimistischen Frau, welche er kannte. Ihr Zittern, welches von leisem Schluchzen begleitet wurde, nahm etwas ab, als sie die vertrauten Augen erkannte. „Juan, Syna. Du musst sie retten" flüsterte Ellie mit schwacher Stimme. Bei den Gedanken an die zwei Kinder flossen ihr wieder die Tränen übers Gesicht. „Es wird alles gut" versprach Gibbs seiner Tochter und strich ihr sanft über eine unverletzte Stelle in ihrem Gesicht. Während Gibbs mit Bishop sprach informierte Ziva McGee und Torres. Ein erleichtertes Aufatmen ertönte am anderen Ende der Leitung, als Ziva ihnen sagte, dass sie Ellie lebend gefunden hatten. „Wir kommen sofort, sagt uns nur, wo ihr seid."antworte Nick mit aufgeregter Stimme. Ziva wollte gerade ihren Standort mit ihren Kollegen teilen, als Gibbs ihr zurief, dass Torres und McGee zuerst die zwei Kinder ausfindig machen sollten, bevor sie sich dann alle auf dem Deck treffen würden, um dort vom Helikopter mitgenommen zu werden. Nick war überhaupt nicht begeistert  von Gibbs Anweisungen, jedoch leistete er ihnen Folge und machte sich mit McGee auf die Suche nach den vermissten Kindern. 




Die verlorene TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt