Let the search begin

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Schon zum zweiten Mal an diesem Morgen wurde Nick von seinem Handy aufgeweckt, welches in seiner Hosentasche leise vibrierte. Müde schlug er die Augen auf und realisierte, dass Ellie immer noch auf seinem Schoß, dicht an ihn gedrückt, schlief. Ein breites Lächeln schlich sich auf die Lippen des erfahrenen Agenten und er vergaß fast durch ihr engelhaftes Erscheinungsbild den Grund, welcher ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Vorsichtig, um Ellie nicht zu wecken, fischte er sein Smartphone aus seiner Hosentasche und nahm den eingehenden Anruf von Gibbs an. „Torres, verdammt, wo bist du? Weißt du wie spät es ist ? Du solltest schon vor 2 Stunden hier sein" ertönte die wütende Stimme seines Chefs. Ein rascher Blick auf die Uhr bestätigte ihm, dass er tatsächlich zu spät dran war. Aus Erfahrung wusste Nick, dass er Gibbs nicht widersprechen sollte und sich zügig auf den Weg ins Büro machen sollte, jedoch hatte er ein ungutes Gefühl dabei, Ellie alleine in ihrer Wohnung zurückzulassen. Besonders nachdem was er heute früh erfahren hatte, konnte er seine Besorgnis um Ellie nicht ignorieren und sich der Arbeit zu wenden. „Gibbs, ich kann nicht kommen." gestand er verhalten seinem Chef. „Es ist so, ich bin bei Ellie und ihr geht es nicht gut. Sie braucht mich jetzt" Nick wartete ungeduldig, als er seine Erklärung beendet hatte, auf Gibbs Antwort, welche höchstwahrscheinlich nicht zu seinen Gunsten ausfallen würde. „Ist okay Torres. Bleib bei ihr und kümmere dich um sie." befahl Gibbs ihm ruhig und Nick meinte etwas Besorgnis in seiner Stimme herausgehört zu haben. Erleichtert atmete er aus und dankte Gibbs für sein Verständnis und versprach ihm, ihn auf dem Laufenden zu halten, bevor er das Gespräch beendete. „War das Gibbs?" wollte eine verschlafene Ellie von dem jungen Mann wissen. Ihr Kopf lag noch immer auf seiner Schulter und als Nick sich wieder zu ihr wandte, konnte er in ihre haselnussbraunen Augen sehen, welche ihn fragend musterten. Nick nickte, ohne den Blick von ihr zu lösen und strich ihr behutsam über die Schulter. „Es ist alles in Ordnung. Gibbs hat mir erlaubt noch ein bisschen bei dir zu bleiben." „Danke, dass du für mich da bist." bedankte Ellie sich zum zweiten Mal an diesem Morgen und streichelte sanft über seinen Arm. Wie gerne würde Nick sie jetzt küssen und ihr zeigen was er für sie empfand, jedoch wollte er Ellie's Verletzlichkeit nicht ausnutzen, auch wenn sie schon viel gefasster aussah, als noch vor ein paar Stunden. Obwohl Ellie den Körperkontakt zu Nick genoss, löste sie langsam die Umarmung und setzte sich wieder neben ihm aufs Sofa. „Du fragst dich wahrscheinlich, wieso ich überhaupt einfach aus dem Nichts nach Oklahoma verschwunden bin" begann Ellie mit schwacher, aber auch ernster Stimme und schaute Nick tief in die Augen. Nick stimmte ihr lautlos zu und ergriff wieder Ellie's Hand, um ihr Kraft zum Weiterreden zu geben. Seine Wärme durchflutete ihren Körper und sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und erzählte dem Mann neben ihr von den vergangenen Tagen. Stellenweise stockte sie kurz, bevor sie fortfuhr und als sie an die Stelle, wo sie von ihrer Adoption erfuhr, kam, rollten vereinzelte Tränen ihre Wangen herunter. Nick strich sie ihr liebevoll aus dem Gesicht und unterbrach Ellie nicht einmal in ihrer Erzählung. Für Ellie war es sehr befreiend, sich Nick anzuvertrauen und sie wusste, dass er ihr beistehen würde. „Und jetzt muss ich unbedingt meine leiblichen Eltern finden" beendete Ellie ihren Monolog. „Hilfst du mir dabei?" wandte sich Ellie an Nick und hoffte auf seine Unterstützung. „Klar, ich bin für dich da." versprach Nick ihr und drückte ihre Hand zustimmend. „Hast du schon irgendwelche Indizien oder Hinweise?" erkundigte er sich und Ellie berichtete ihm von ihrer erfolglosen Suche am Morgen. „Wie wäre es, wenn ich einen deiner Brüder anrufen würde und ihn frage, ob er Informationen hat." teilte Nick ihr seinen Vorschlag mit. Skeptisch sah Ellie ihn an, jedoch willigte sie ein, da sonst die Chance gering war etwas herauszufinden. 

Nachdem Ellie und Nick noch etwas gefrühstückt hatten, setzten sie sich gegenüber an Ellie's Esstisch und Nick wählte die Nummer von George. „Hey Nick, hast du sie gefunden?" meldete sich George besorgt nach dem zweiten Klingeln. „Hallo George. Ja ich bin gerade bei ihr und es geht ihr soweit gut." beruhigte Nick ihn und schaute zu Ellie auf, welche nervös auf ihren Lippen herumkaute. „Danke Nick. Du weißt gar nicht wie froh ich bin, das zu hören. Kann ich sie sprechen?" fragte George hoffnungsvoll, aber Ellie schüttelte nur energisch ihren Kopf. „Tut mir leid. Sie ist im Moment noch nicht bereit mit dir zu sprechen, aber du könntest uns womöglich bei etwas weiterhelfen" teilte Nick ihm mit. „Okay, klar verstehe ich, aber kannst du Ellie bitte sagen, dass ich sie immer noch lieb habe und sie für immer meine kleine Schwester bleiben wird." „Ich hab dich auch lieb, George", flüsterte Ellie leise und ihr Blick fokussierte sich aufs Telefon. Nick wusste, dass trotz Ellie's leiser Stimme George ihre Worte gehört hatte, da er ein erleichtertes Ausatmen am anderen Ende der Leitung wahrnahm. „Es ist so. Wir suchen Ellie's leibliche Eltern, jedoch haben wir keine Hinweise darauf, wo wir anfangen sollen zu suchen. Wir dachten uns, dass du vielleicht irgendwelche Informationen für uns hast"  fuhr Nick fort und entfernte seinen Blick nicht von Ellie. „John, Rob und ich haben, nachdem Ellie weggerannt war, unsere Mutter zur Rede gestellt. Sie erzählte uns, dass ihre leibliche Mutter noch sehr jung war, als sie Ellie bekommen hatte. Außerdem wusste Mum, dass die Frau damals in Baltimore gewohnt hat, aber ihn Washington D.C haben sie El dann abgeholt. Mehr Informationen hatten unsere Eltern auch nicht bekommen, abgesehen davon, dass die junge Frau sich wünschte ihr Kind Eleanor zu nennen, was unsere Eltern akzeptierten." sprudelte es aus George heraus und Ellie hörte aufmerksam zu und speicherte jedes Detail sorgfältig ab. „Das ist alles was ich weiß. Ich hoffe, es hilft euch weiter." Nick bedankte sich kurz bei ihm und auch Ellie wechselte noch paar Wörter mit George. Sie konnte nicht lange auf ihn böse sein und im Endeffekt hatte er schließlich keine Ahnung von der Adoption gehabt und wurde genauso wie sie von ihren Eltern belogen. 

Noch am selben Tag klapperten sie sämtliche Krankenhäuser in Washington D.C ab, jedoch bisher ohne Erfolg. Es gab insgesamt in der näheren Umgebung sechzehn Kliniken und zwölf hatten sie alleine im Laufe des restlichen Tages abgefahren. In keinem gab es eine Geburt mit anschließender Adoption an Ellie's Geburtstag. Frustriert machten sich Nick und Ellie am frühen Abend auf den Weg zum letzten Krankenhaus, welches sie heute noch überprüfen wollten. Als die Beiden im Archiv nachfragten, bestätigte der ältere Mann ihnen, dass es an dem bestimmten Tag insgesamt fünf Geburten gegeben hatte und zwei mit sofortiger Adoption. Die Hoffnung stieg in Ellie auf und nervös folgte sie dem Mitarbeiter, welcher sie nach Vorzeigen ihrer Dienstmarken bereitwillig zu den Akten führte. Ellie's Herz schlug immer schneller als sie gemeinsam die Akten durchsuchten und ihrer leiblichen Mutter immer näher kamen. „Ich hab sie gefunden" verkündete Nick und zog eine gelbliche Mappe aus dem Schrank, welche er kurz darauf Ellie übergab. Ellie klappte die Mappe auf und las die Worte, welche schwarz auf weiß aufs Papier gedruckt waren.

Die verlorene TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt