Heute widmen wir uns dem Brauch "Anklopfern".
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An den ersten drei Donnerstagen im Advent ziehen Kinder mit Rußigen Gesichtern und alten, abgerissenen Klamotten durch die Dörfer. An jeder Haustür bleiben sie stehen und singen ein Lied, meistens traditionell von Gitarre, Blockflöte, Geige oder der Ziach, dem bayrischen Akkordeon begleitet. Dafür bekommen sie Geld, das meistens gespendet wird, oder Süßigkeiten. Dieser Brauch nennt sich im Groben "Anklopfern". In jeder Region wird ein etwas anderer Name dafür benutzt. Ein paar liste ich hier auf:
Klopfan
Oklopfan
Klepfen
Klepfara geh
Klezein
Klezn geh
Klezklez
Oklezein
Oklepfaran
Die Tradition geht darauf zurück, dass viele Bauernfamilien sehr viele Kinder hatten, die sie durch den Winter bringen mussten. Da Weihnachten die Zeit der Liebe ist und oft schon da die Vorräte knapp wurden, schickten die Bauern ihre Kinder los, um für Brot zu betteln. Sie zogen aus wie sie gerade waren, also dreckig, ärmlich gekleidet und heruntergerissen. Ihre Beute bestand aus Brot oder anderem Gebäck wie dem "Kleznbrot", einem Brot mit Trockenobststücken, das auch heute noch gerne gegeben wird.
Allerdings der letzte Donnerstag vor Weihnachten gilt als verflucht. Wer da einem Kind die Türe öffnet, lässt den Teufel hinein. In dieser Zeit war der Aberglaube stark geprägt und so traute sich auch niemand an diesem Tag hinaus zu gehen.
Es gibt etliche Anklopferlieder. Das wohl bekannteste und beliebteste schreibe ich hier auf:
Wir ziehen daher, in der stockfinstren Nacht, weil heut is die heilige Anklopfanacht! Weil heut is die heilige Anklopfanacht!
Wir kommen daher, übern Bauern sein Eck, wir hörns schon, wir sehns schon, die sind schon im Bett.
Wir wünschen euch allen eine glückselige Zeit, solang auch der Herrgott das Leben verleiht.
Der Originaltext ist natürlich auf Bayrisch, aber übersetzt ist er in etwa so. Im Bayrischen gibt es Grammatiken und Wörter, die gibt es offiziell im Deutschen gar nich. Aber dazu kommen wir ein Andermal. Das ist lediglich der Grund, warum das Lied nicht komplett übersetzt werden kann.
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Heute einmal etwas persönliches im Nachwort. Ich liebe diesen Brauch und werde mit meinen drei Brüdern und zwei Freunden ebenfalls meine Runden drehen. Das Geld lasse ich einer Hilfsorganisation zufließen. Wenn ihr irgendwelche Bayrischen Nachbarn habt und ihnen eine Freude machen wollt, dann lest euch alles noch einmal durch und sucht euch im Internet eine Melodie für dieses Lied. Es heißt: Anklopfernacht. Geht zu ihnen und singt! Es ist immer wieder schön zu sehen, wie alte Leute sich über Besuche der Klopferer freuen.
Bis zum nächsten Mal!
Heid kimmt a moi wos persönlichs. I geh wieda mit meine drei Briada und Kumpls meine Rundn und werd de Kohle spendn. I gib eich an Tipp. Wennes boarische Nachbarn habts und eana a Freid macha woits, dann lests ois durch, suachts eich a Melodie für des Liad im Internet und marschierts los. Vor oim ode Leid gfrein si immer sau drüba.
Seas, eicha Bine *:)
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Boarisch fia Preissn - Das kleine Bayrischhandbuch
DiversosMir als gebürtiger Bayerin fällt es sehr leicht, sich mit anderen Bayern zu verständigen. Aber wie sieht es mit den armen Hochdeutschen, bei uns genannt Preissn, aus? Vollkommen verloren in dem Gebirgsdorf? Allein das Essen bestellen... muss furcht...