Take a breath

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...Leticia atmete tief ein und aus, bevor ihre Finger den Knopf der Klingel betätigten.
Einige Minuten tat sich nichts, bevor sich die Tür einen kleinen Spalt öffnete. Wunderschöne graue Augen blinzelten ins freie. 

"Ich bin's Leticia." 

Die Augen verschwanden und die Tür öffnete sich, sodass Lee eintreten konnte.
Beim betreten der Diele, lief ihr sofort ein kalter Schauer über den Rücken. Sie war nie gerne hier und zum Glück kam es auch eher selten vor.
Die Wände, die Möbel, einfach alles spiegelte die hässliche Persönlichkeit dieses Mannes wieder und präsentierte natürlich unübersehbar seine Mitgliedschaft im Biker Club.
Es machte ihr prinzipiell nix aus, da Marten es auch stolz zeigte. Allerdings gingen beide mit Frauen einfach anders um.
Für den einen waren sie schöne, liebevolle, nützliche Lebewesen und für den anderen nicht mehr als der letzte Dreck von der Straße, der zwangsweise da war aber man einfach nicht brauchte.
Lee wandte ihren Blick zu Elli, die fast schon kümmerlich vor ihr stand, mit dem Blick zum Boden gesenkt. Ihre Haare verdeckten verdächtig ihr Gesicht. 

"Elli?"  Trat Lee einen Schritt näher an die zierliche Frau. Die immer nervöser mit ihren Händen spielte, je näher sie kam.

"Er meinte es nicht so..."  Rechtfertigte sich Elli, als sie ihr Gesicht hob. 

Erschrocken sah Lee zu ihr, als sie das mehr als sichtbare Veilchen an ihrem linken Auge entdeckte. Lee biss sich auf die Zunge. Dieses Arschloch hat schon zu oft die Hand gegen dieses unschuldige Ding gehoben. 

"Möchtest du was trinken?"  Holte Elli sie aus ihren Gedanken.

"Ja gerne." 

Lee folgte ihr von der Diele, in die Küche, die wie die restlichen Räumen prunkvoll mit Clubsymbolen geschmückt waren. Sie hasste dieses Haus. Von außen unscheinbar und von innen sah die Welt ganz anders aus. Düster und alles andere als schön.
Zecke war einer der Rocker , die ihr Image zu extrem lebten. Von Drogen, dreckigen Geschäften und Gewalt war alles dabei.
Lee nahm an der schwarzen Küchenbar platz. Elli reichte ihr ein Glas Wasser.

"Wie geht's?"   Versuchte Lee, vorsichtig das Gespräch zu suchen. Bevor sie sich Imaginär die Hand gegen den Kopf schlug.
Wie soll es einer Frau schon gehen, die von ihrem Mann verprügelt wird?! Wenn er nur mal halb so gut mit seiner Frau umgehen würde, wie er es mit seinen Bordell Damen tut.

"Sorry, ich...." 

"Leticia du brauchst nix sagen. Ich weis ich bin dumm. Aber ich habe ihn geheiratet und ich wusste worauf ich mich einlasse."

"Wenn du gewusst hättest das er dich schlägt, hättest du ihn dann auch geheiratet?"
Elli verstummt und wich ihren Blicken aus.

"Natürlich nicht. Aber er war auch nicht immer so."

"Aber er ist jetzt so. Und du weist es gibt einen Ausweg!"

Elli's Blick senkte sich wieder. 

"Du bist doch bestimmt nicht hier um über meinen Mann zu sprechen oder?"

"Doch deswegen bin ich hier. Du weist das es eine andere Frau gibt oder?"  

Elli lachte geätzt aus.

"Klar. Hoffe aber jedes mal das es nicht so ist."  Antwortete Elli, während sie sich eine Strähne hinters Ohr strich. Lee bemerkte rote Abdrücke an ihrem Hals. "Woher weist du es?"

"Er hatte sie beim Geburtstag von Andy mit. Wo wir alle eigentlich dich erwartet hätten."

"Ich war verhindert."  Erklärte sie sich. Lee sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Sie wusste was das hieß. Er hatte mal wieder so heftig zugeschlagen das sie nicht vorzeigbar war.

"Kenn ich sie?"  Fragte Elli zögerlich.

"Keine Ahnung. Mir war sie neu. Sie ist groß, schlanke Figur, blonde lange Extension, große Oberweite und hört auf den Namen Ina."

Elli schüttelte mit dem Kopf. Ihr Blick senkte sich.

"Du kennst sie?"

"Sie ist einer seiner Bordell- Prinzessinnen."

Lee verschluckte sich am Wasser. Sie war eine Prostituierte? Das wird ja immer besser.

"Bitte was? Und was tust du jetzt?"

"Nichts"

"Wie Nichts?"

"Leticia was soll ich tun? Mein Fehler war es diesen Typen mein Herz zu schenken. Ich war blind. Blind vor Liebe. Mit der Hochzeit habe ich mein Leben verkauft. Du weist was passiert, wenn ich was sage. Er würde mir das Leben zur Hölle machen."

"Dann hol dir Hilfe. Nimm dir einen Anwalt. Wende dich an ein Frauenhaus. Du weist das wir dir helfen. Schalte die Polizei ein. Vielleicht bekommst du Polizeischutz?"

"Wofür brauchst du Polizeischutz?"  Hallte eine tiefe Stimme durch den Raum.

Erschrocken schauten beide zur Tür. Zecke war einer der Männer, denen man am besten aus dem Weg ging. Oberarme die so groß wie Wassermelonen waren, ebenfalls ganz Körper tätowiert wie Marten.

"Wir haben nur über Freunde gesprochen."  Versuchte Elli die Situation zu klären und erhob sich sofort vom Hocker, machte sich klein und versuchte seinem Blick zu entkommen. Lee stellte sich vor sie als Zecke immer näher auf die beiden zu kam.

"Ich denke du gehst jetzt!"  Wandte er sich an Leticia.

"Leticia hat mich nur besucht. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen."  Ertönte eine zittrige Stimme hinter Lee.

"Leticia wird jetzt gehen und dich nie wieder besuchen. Richtig Leticia?"

"Du hast mir nix zu sagen!"  Konterte Lee unbedacht.

Zecke minimierte die letzten Abstand zwischen ihnen. Lee schaute mit breiten Schultern zu ihm auf. Seine Hand griff an ihren Hals, drückte aber nicht zu.

"Ich hasse Menschen, die sich in mein Leben einmischen. Das sind kleine Insekten die ich gerne mit einem Finger zerdrücke."

Leticia blickte ihm tief in die Augen, die einfach nur puren Hass widerspiegelten.

"Du machst mir keine Angst. Lass die Finger von Elli und halte deine Schlampe an der kurzen Leine."

"Welche Schlampe? Meine Frau? Die Schlampe hat nur Ausgang mit mir."

"Ich meine die blonde Hure, die sich an Marten ran schmeißt."

Leicht drückte er ihre Kehle zu, Lee erschrak und versuchte seine Hand zu lösen.

"Hör bitte auf, bitte... hör auf",  flehte Elli ihren Mann an.  "Leticia geht und dann ist alles wieder gut, okay?"  Trat sie hervor und versuchte vorsichtig ihre Hand auf seine zu legen. 

"Du weist wo die Tür ist!"  Damit nahm er seine Hand von ihrem Hals und gewährte ihr den Durchgang.
Leticia behielt jedes weitere Wort für sich und bewegte sich schnell zur Tür.

"Leticia?"  Rief er ihr hinterher. Lee blieb abrupt stehen und wandte sich erneut zu ihm. Ein letztes mal sah sie ihm in die Augen.

"Das wird ein Nachspiel haben!"  Sagte er mit bedrohlicher Stimme.

Ihre Augen suchten Elli, die mit ihren Tränen kämpfte. Am liebsten hätte sie, sie sofort mitgenommen. Aber so leicht war das eben nicht.
Ein kleiner Augenaufschlag von ihr machte Lee deutlich das es ihr Situationsbedingt gut geht. Lee drehte sich um und verließ schnell das Haus.
Zitternd umklammerte sie das Lenkrad ihres Wagens. Im Herz pochte. Lee schloss die Augen und versuchte ihre Atmung zu kontrollieren.
Sie wusste es war falsch nach hier zukommen. Den jetzt muss genau die falsche die Situation ausbaden.
Lee blickte erneut zur Haustür, als eine Träne über ihre Wange lief. Sie wollte sich garnicht vorstellen, was genau in diesem Moment da drine vor sich geht.
Sie kniff die Augen zusammen, bevor sie den Motor startete und los fuhr...


Forever Yours  |Marten FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt