Fight until the end

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Marten dachte nie zuvor viel über das Thema Tod nach. Hauptsache man lebte sein Leben in vollen Zügen und war Gesund. Alles andere war Nebensache. Was ist aber wenn deine kleine heile Welt plötzlich zusammenbricht?
Wenn man schmerzlich erfahren muss, dass Leben und Sterben nahe beieinander liegen und der Tod zu jedem Zeitpunkt die fordernde Hand ausstrecken konnte.
48 Stunden waren seit dem Unfall vergangen. 48 Stunden, an denen Leticia immer noch keine Regung zeigte.
Gerade kam Marten nach einer kleinen Pause zuhause zurück ins Krankenhaus. Familie und Freunde richteten eine Wache ein. Leticia sollte immer jemanden bei sich haben, der ihr nahe stand. Den diesen Kampf kämpften alle zusammen.
Camila und Andreas standen mit dem behandelnden Arzt auf dem Flur. Marten wurde mit seinen Bewegungen langsamer. Irgendwas in ihm sagte das es keine gute Nachrichten geben würde.

"Marten wir müssen reden",  ergriff Lees Vater das Wort, stockte allerdings wieder schnell.

"Herr von Frieling, ihre Verlobte ist immer noch nicht bei Bewusstsein und zeigt auch keinerlei Regung. Nach einer Reanimation erwachen Patienten meist nach 24h-48h. Alles darüber hinaus spricht dafür das der Patient extreme Hirnschäden von sich getragen hat. Zumal sich ihre Vitalwerte immer weiter verschlechtern."  Versuchte der Arzt zu erklären.

"Und das heißt?"  Martens Stimme brach.

"Frau González wollte nicht an Lebenserhaltenden Maschinen hängen. Also respektieren wir ihren letzten Wunsch und schalten heute noch die Maschinen ab."

"Nein! Nein!"  Wurde Marten schlagartig lauter. "Ihr könnt das nicht so einfach entscheiden, ich bin ihr Verlobter! Die Maschinen bleiben an!"  Protestierte er und baute sich gefährlich vor ihm auf.

"Wir wollen nur das beste für Frau González."

"Sie wollen das beste? Brauchen sie ein freies Bett? Die Maschinen bleiben an! Das ist mein letztes Wort!"

"Wenn sie mich hindern wollen, muss ich leider den Sicherheitsdienst rufen."

"Machen sie doch. Die kriegen mich nicht hier weg! Sie kommen nur über meine Leiche in dieses Zimmer!"

"Herr von Frieling, sein sie vernünftig."

Marten baute sich weiter auf, sein Gesicht war mehr als angespannt.

"Nein, Marten. Hör mir bitte zu."  Legte Camila ihre Hand auf seine Brust, um seine volle Aufmerksamkeit zu haben. "Es ist nur noch eine Quälerei für sie", erwiderte Camila unter Tränen.  "Ich weis sie ist dein Leben und du liebst sie, aber du musst sie gehen lassen."

Er wusste das sie recht hatte. Niemals wollte er das Leticia leidet. Aber seine große Liebe gehen zu lassen war die schwerste Entscheidung in seinem Leben.

"Ich will bei ihr sein bis zum Schluss!"  Antwortete Marten mit zittriger Stimme.

Martens Hals wurde trocken, als er einen Fuß vor den anderen setzte und dem Zimmer immer näher kam. Es glich dem Gang zum eigenen Galgen.
Ein letztes Mal kontrollierten zwei Ärzte ob die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt werden dürfen.
Einige der Jungs wollten sich ebenfalls von Leticia verabschieden, weshalb Camila sogar anordnete mit dem abstellen so lange zu warten.
Nicht zuletzt Pascal, dem es alles andere als leicht viel, seine geliebte kleine Cousine gehen zu lassen. Es brach in einem bitteren Tränenmeer aus, als er einen letzten Kuss auf ihre Stirn drückte.
Marten beobachtete es aus der hinteren Ecke, bevor Pascal den Raum verließ und ihre Eltern hereintraten.
Camila winkte ihn zu sich und lehnte sich an ihm, sodass Marten einen Arm um sie legte. Niemals hätte er gedacht das er seiner Schwiegermutter so nah sein würde, aber dieser Moment ließ es einfach zu.
Vorsichtig entfernten die Ärzte den Tubus, den Leticia zum atmen brachte. Nach einem kurzen Moment hörte ihr Herz auf zu schlagen.
Marten näherte sich ihr. Zärtlich legte er seine Lippen auf ihre Stirn und näherte sich dann ihrem Ohr. 

"Für immer dein, für immer mein. Ich liebe dich Baby",  flüsterte er als Tränen über seine Wangen lief. Ein letztes mal legte er seine Lippen auf ihre.

"Marten",  Camila legte ihre Hand auf seine Schulter. Marten hob seinen Blick, erst jetzt bemerkte er das, das EKG eine Herzaktivität erkannte und der erste Herzschlag wieder aufgezeichnet wurde.

"Was ist los?"  Fragte Marten nervös.

Ein weiteres mal untersuchte der Arzt alles.

"Ihre Pupillen reagieren zwar und sie atmet, aber das kann nur eine kleine Reaktion sein."

"Eine kleine Reaktion? Sie atmet!"  Stieß Marten gereizt aus.

"Oftmals hört das Herz nicht sofort auf zu schlagen, wenn die Maschinen abgestellt werden. Wir können für ihre Freundin nichts mehr tun..."

"Nein!"  Fiel er dem Arzt ins Wort. "Sie lebt, sie wacht auf! Ich weis das und ich bleibe solange hier sitzen!"

"Herr von Frieling, ihre Verlobte ist..."

"Sie ist nicht Tod!"  Marten schrie, sein Gesicht war angespannt, sein Körper baute sich erneut auf.

"Herr von Frieling..."

"Es ist okay",  unterbrach Camila den Arzt. "Es ist okay. Bleib bei ihr",  antwortete sie Marten.

Der Raum wurde leer. Marten konnte hören wie ihre Eltern mit dem behandelnden Arzt diskutierten. Am liebsten hätte er Marten rausgeschmissen. Aber so einfach ließ er sich nicht abspeisen.
Jonas sagte selbst sie sei stark und sie kämpft. Sie ist noch lange nicht bereit diese Welt zu verlassen.


Nach 2 Stunden schreckte Marten hoch als die Tür des Zimmers auf ging. Anscheinend war er kurz eingeschlafen. Kein Wunder, die Nächte nach dem Unfall hatte er bisher kein Auge zu machen können.
Die Krankenschwester kontrollierte ihre Vitalwerte, die sich wieder gebessert hatten.

"Herr von Frieling, ich habe noch was für sie",  sprach sie mit leiser Stimme.

Sie überreichte ihm ein kleines Tütchen, in dem ein filigraner Silberner Ring mit einem kleinen Diamanten zum Vorschein kam. Leticias Verlobungsring. Erneut liefen ihm Tränen über die Wange.

"Danke",   antwortete Marten, bevor sie wieder das Zimmer verließ.

Marten nahm ihre Hand und steckte ihr vorsichtig den Ring erneut an den Finger, bevor er dort einen Kuss hinterließ.

"Baby ich brauche dich, ich kann nicht ohne dich leben! Baby bitte."  Fuhr er sich verzweifelt mit den Händen durchs Gesicht. Als seine Augen ihre Hand fixierten.
Ihr Ringfinger zuckte. Der Finger, an dem er vor einigen Sekunden noch den Verlobungsring ansteckte. Sein Atem stockte.

"Baby?"  Mit den Finger strich er über ihre Wange. "Baby hörst du mich?"

Langsam öffnete Leticia ihre Augen, die sich an das grelle Licht erst wieder gewöhnen mussten.

"Arzt..." nuschelte er, bevor er die Klingel betätigte, aber niemand kam. Nervös lief er auf den Flur.

"Wir brauchen einen Arzt!"  Schrie er mit allem was seine zittrige Stimme noch raus brach. Als schon ein Arzt und mehrere Krankenschwestern angerannt kamen. 

"Sie ist wach!"  Rief Marten ihnen entgegen, bevor sie im Zimmer verschwanden.

Seine Beine zitterten, seine Kräfte versagten und brachten ihn in die Hocke. Er wusste das Lee gerade in guten Händen war und atmete für einen Moment tief durch.
Sekunden fühlten sich an wie lange Minuten und niemand verließ das Zimmer. War das ein gutes Zeichen? War der Albtraum vorbei? 

Forever Yours  |Marten FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt