All I Need is you

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Gegen Mittag öffnete sich die Türe zum Tattoo Studio, braun gebrannte Beine in Pumps kommen zum Vorschein. Der Körper gehüllt in einem Minirock mit Army-Muster und einem einfachen schwarzen T-Shirt.
Offene hell-braune Haare, die schwungvoll bei jedem Schritt durch die Luft wirbelten.
Die Köpfe der wartenden Kunden erhoben sich sofort. Ebenfalls Tomasz der an der Ladentheke gerade an seinen neuen Werk arbeitete.
Kopfschütteln und mit einem lächeln betrachtete er das Schauspiel.

"Wie schaffst du das immer?"

"Was mach ich den?"  Die Stirn in Falten gelegt, schaute Leticia in fragend an.

"Dein Ankunft gleicht einem Laufsteg-Auftritt und das Publikum sabbert fast."  

Mit einer kleinen Handbewegung deutete er auf die zwei Jungen, die schnell ertappt ihre Köpfe wegdrehten.

"Darf ich ihn stören?"

"Komm hoch!"  Eine raue laute Stimme von oben gab ihr eine Antwort noch bevor Tomasz überhaupt Luft holen konnte.

Mit einem schmunzeln bewegte sie sich die offene Treppe hinauf, die zu einem groß gebauten Raum führten. Hier hatten drei Kunden platz ihre Körper mit Farbe verschönern zu lassen.
Marten war gerade dabei einem guten Kumpel Randy ein neues Kunstwerk auf den Rücken zu zaubern. Kurz blickte er zu ihr, drehte sein Kopf wieder, um dann nochmal schnell mit seinem Blick ihren Körper von unten bis oben ab zu scannen.

"Du lernst es nie oder?"  Seine Stimme klang leicht verärgert.

"Was den?"  Unschuldig hob sie ihre Hände.

"Hast du in den Spiegel geguckt?"

"Klar! Aber ich ärger dich halt gerne." 

Ihre Blicke trafen sich wieder. Ehe Lee lächelnd näher zu ihm ging. Sie wusste das er es hasste wenn sie der Männerwelt zu fiel von sich zeigte. Sein Verhalten liebte sie einfach. 
Kurz gab sie Randy zum Gruß einen Handschlag, der daraufhin wieder schmerzerfüllt das Gesicht verzog.  Sie musste sich ein schmunzeln verkneifen. Das waren die harten Männer die bei kleinen Nadelstichen zu den größten Babys wurden.

"Hast du mit deinen Eltern geredet?"

Leticia verstummte. Nahm gegenüber auf einer freien Liege platz und spielte leicht nervös an ihrem Verlobungsring herum.
Bevor ihre Augen wieder auf Martens arbeiten hafteten. Sie bewunderte schon immer seine Leidenschaft schöne Bilder zu kreieren.
Auf ihrer Hüfte zierten 2 Rosen.
Auch sie hatte sich von Marten tätowieren lassen, bzw. war die Bedingung wenn sie ein Tattoo haben möchte das nur er es macht. Er war schon immer eifersüchtig und ihr Körper durfte nur in seinen Händen liegen.
Leticia war es egal, sie fand es sogar sexy wenn seine Dominate Seite zum Vorschein kam. 

"Wenn du magst können wir das auch zusammen machen?"  Holte er sie aus ihren Gedanken.

"Sicher?"

"Du weist doch wie gerne ich mit deiner Mutter kämpfe."  Antwortete er ihr mit einem lachen auf den Lippen.

"Na gut, dann lade ich sie zum Essen ein."

Mit einem Kuss auf seine Wange verabschiedete sie sich und stöckelte aus dem Studio.

Anders als erwartet hatte Camila die beiden ins ehemalige Elternhaus zum Essen eingeladen. Auch gut, dachte sich Lee. Immerhin konnten sie so schneller abhauen.
Die Autofahrt verlief fast schon schweigend und dauerte auch nicht lange. Angekommen parkte Marten den Wagen in der Einfahrt. Seine Augen wanderten zu Lee die sichtbar tief einatmete.
Beruhigend legte er seine Hand auf ihre Wange, streichelte zaghaft mit seinem Daumen darüber. Mit einem Nicken bestätigte sie ihm das alles okay wäre.
Kampfsicher stolzierten die beiden Hand in Hand zum kleinen Reihenhaus vor ihnen.
Freudestrahlend und mit offenen Armen stand ihr Vater Andrè schon in der Haustüre. Mit einen Kuss auf die Stirn begrüßte er sein einziges Kind, welches sein größter Schatz war.
Bevor er Marten erst mit einem Handschlag begrüßte, ehe er ihn in eine Umarmung zog und Schwiegersohn/Schwiegervater mäßig auf den Rücken haute.
Leticia beobachte schmunzeln das Geschehen, sie verstand nicht wieso ihr Vater überhaupt keine Probleme mit Marten hatte und ihre Mutter jedes mal so ein Theater aufführte.
Die genannte stand schon im Kücheneingang, zog ihre Tochter in eine feste Umarmung. Mit der sie sofort ins Esszimmer verschwand und so eine Begrüßung zu Marten entwich.

Eine unangenehme Stille überschattete das Essen. Man hätte eine Stecknadel auf dem Boden aufprallen hören können. Es war klar, das keine richtige Unterhaltung zu Stande kommen würde. Satt legte auch der letzte sein Besteck auf dem Teller ab.
Leticia spielte wieder nervös an ihrem Ring herum, als sie sich aufraffen konnte das Wort zu ergreifen.

"Wir müssen euch was sagen..." 

Camilas Augen weiten sich.

"Bist du schwanger?" 

"Was? Nein!"  Erleichtert atmete ihre Mutter aus.

"Wir sind verlobt."

Das war der Moment als ihrer Mutter alles aus dem Gesicht fiel. Ihr Griff ging sofort zum halbvollen Weinglas, was sie fast schon gekonnt vernichtete. Mit einer Serviette tupfte sie ihren Mund ab.

"Wie habt ihr euch eure Hochzeit vorgestellt? In einer Bar, mit Rockern und leichtbekleideten Frauen?"

"Mama, was soll das."

"Ich hab es echt versucht zu akzeptieren, aber es geht nicht. Sieh an was er aus dir gemacht hat. Dein Aussehen, wie du dich gibst, du räkelst dich an einer Stange für ihn! Verkauft er dich?"

"Wow! Stopp, sie ist meine Freundin und keine Nutte! Ich trage sie auf Händen und tue alles für sie. Ja ich bin ein Hells Angel, aber ich halte sie aus allem raus. Sie trifft ihre eigenen Entscheidungen!"  Martens Stimme wurde lauter und blickte mahnend zu Camila.

Camila erhob sich von ihrem Platz, ihre Hände abgestützt auf dem Tisch, in ihren Augen spiegelte sich Hass und Abwertung ihrem Gegenüber. 

"Ich bin gegen diese Hochzeit! Ich möchte nicht das meine Tochter sich noch weiter in den Abgrund stürzt!" 

Mit einem festen Schlag mit der Faust auf dem Tisch, richtete sich alle Aufmerksamkeit auf Leticia.

"Es reicht! Wir gehen!"  Marten erhob sich sofort vom Stuhl, dicht gefolgt von Lee, die noch einmal zu ihrer Mutter blickte.

"Auf eine Mutter wie dich kann ich verzichten!"

Mit Tränen in den Augen verlassen beide das Haus.

"Leticia warte bitte!"  Flehend rief Andrè den beiden hinterher. Ohne Erfolg. Ohne sich nochmal zu drehen stiegen sie ein und fuhren sofort los.

Das Licht der Straßenlaternen schienen auf ihrem Gesicht. Lachende Menschen auf der Straße, verliebte Pärchen an der Ampel. All das nahm sie kaum noch war. Wut, Hass, Trauer und Enttäuschung breiteten sich in ihr aus.
Nie konnte sie es ihrer Mutter recht machen. Als Einzelkind hatte sie es nicht immer leicht. Ihre Mutter packte sie in Watte, traf fast alle Entscheidung für sie, schrieb ihr vor mit wem sie befreundet sein durfte. Sogar ihren ersten Freund musste sie verlassen weil ihre Mutter ihn nicht mochte. Auch wenn sie ihre Mutter liebte, war sie sehr oft die schlimmste Person in ihrem Leben.

Tränen bahnen sich ihren Weg über ihre Wangen und sie kann sich ein schniefen nicht mehr zurückhalten.

"Es tut mir leid."  Sanft holte die raue Stimme sie zurück.

"Es ist nicht deine Schuld."   Ihre Augen lagen auf ihm.

Marten umklammerte das Lenkrad fester mit der Händen.

"Doch, hätten wir uns nicht kennengelernt , dann hättest du kein Stress mit deiner Mutter." 

Ein kleines lächeln bildete sich auf ihren Lippen, vorsichtig griff sie nach seiner Hand.

"Marten, ich habe mich für das beste entschieden und das bist du. Mehr brauche ich nicht im Leben."

Sein Augen suchten ihre, bevor er seinen Blick wieder schnell auf die Straße richtete. Lee war sich sicher feuchte Augen gesehen zu haben, aber das würde Marten natürlich niemals zugeben.
Weshalb sie sich einfach zufrieden in den Sitz zurücklehnte.
Sie brauchte ihre Mutter nicht. Ihr Lebenselexier saß direkt neben ihr!

Forever Yours  |Marten FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt