Kapitel 5

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Ich sitze noch immer vor Wut bebend auf meinem Bett. Ich atme ein Mal tief ein und aus und lehne mich zu meinem Nachttisch um mir meine Kopfhörer zu schnappen. Schnell schließe ich sie an mein Handy an und drücke Shuffle in meiner liebsten Playlist. Sofort dröhnt mir Billy Talent entgegen und merke wie ich mich langsam entspanne. Ich drehe noch etwas lauter und schließe die Augen, fokussiere mich komplett auf den Beat. Ich beginne im Takt des Songs mit den Fingern auf die Matratze zu trommeln und leise mit zu summen. Beim nächsten Song singe ich leise mit. Als eines meiner Lieblingslieder, Kryptonite von 3 Doors Down, erklingt, schnappe ich mir meine E-Gitarre und mache den Verstärker an und beginne  zum Song zu spielen und zu singen. Mit jedem Wort das meinen Mund verlässt merke ich wie meine Laune besser wird.
Nach dem Song kommt ‚Make it Stop' von Rise Against und ich kann mich nicht mehr halten. Wie ein "Rockstar" springe ich auf meinem Bett, spiele, Headbeang und singe lautstark. Dabei habe ich alles andere um mich ausgeblendet und die anderen unten total vergessen.
Wenn ich Musik mache bin ich in meiner eigenen Welt. Neben Gitarre kann ich auch Klavier spiele und versuche mir gelegentlich auch Bass und Schlagzeug spielen bei zubringen, was jedoch eher schlecht als recht klappt. Nach einigen weitern Liedern lasse ich mich aufs Bett fallen und starre grinsend an die Decke.
Musik macht mich immer glücklich.
Nach einigen Minuten stehe ich seufzend ins Bad um mich bettfertig zu machen. Das rocken hat mich doch müde gemacht.
Ich krieche ins Bett und bin kurz drauf auch schon eingeschlafen, mit dem Bild eines kleinen schwarzhaarigen Jungen im Kopf.

~~~

Am nächsten Morgen erwache ich relativ früh und erstaunlich gut gelaunt. Pfeifend laufe ich ins Bad um erst einmal zu Duschen. Ich stehe gerade vor dem Spiegel und style meine Haare, als mein Bruder herein kommt und mich von hinten umarmt.
„Na Kleiner, für wen machst du dich denn so schick?" raunt er in mein Ohr.
Ich stoße ihm meinen Ellebogen in die Seite und lache „Ach sei doch leise!" bevor sich meine Mine verzieht. „Was sollte das gestern Abend?" frage ich ihn mit zusammen gezogene Augenbrauen. Er sieht mich zerknirscht an „Es tut mir leid, ich war mir sicher du seist es auch, auch wenn du es nie gesagt hast. Ich wollte dich nicht verletzen." er wirft mir einen Hundeblick zu und ich kann nicht anders als ihn sanft anzulächeln. „Bin ich aber nicht, mach sowas bitte nickt wieder! Ich hoffe er hält mich nickt für homophob!" ich beiße mir auf die Unterlippe und sehe Den über den Spiegel in die Augen, da er noch immer hinter mir steht.
Mein Bruder schüttelt den Kopf und legt dein Kinn auf meine Schulter. „Nein tut er nicht ich habe ihm die Situation erklärt. Er hat verständnisvoll gewirkt." ich nicke erleichtert und greife nach meinem Parfüm. Als ich fertig bin winde ich mich aus Dens Armen. „Ich sollte Laura wecken und Frühstück machen." doch er schüttelt den Kopf
„Schon erledigt!" ich lächle ihn dankbar an, ehe ich seine Hand nehme und ihn hinter mir herziehe um erst unsere Schwester zu wecken und dann zu essen.
Nachdem wir fertig gegessen haben, sitzen wir in Dens Auto auf dem Weg in die Schule.
„Wartet heute Abend nicht auf mich, ich muss länger arbeiten und habe danach ein Date!" informiert und Den mit einem glücklichen Lächeln und ich grinse zurück.
„Erzähl mir später alles!" kommt die aufgeregte Stimme unserer Schwester vom Rücksitz. Den lacht aber nickt. Ich liebe unsere enge Beziehung, wir können über alles miteinander reden und dafür bin ich sehr dankbar.
An der Schule angekommen springen wir schnell raus und Laura läuft zu ihren Freundinnen, aber nicht ohne mich vorher zu umarmen und mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. Lächelnd laufe ich über den Schulhof auf der Suche nach Lucas und Finn.
Ich entdecke die beiden unter einem Baum nicht weit von meiner Schwester entfernt. Ich schüttele den Kopf und steuere in die Richtung. Auf halben Weg werde ich jedoch von einem Mädchen mit Schulter langen blonden Haaren aufgehalten.
„Hey Dani, ich habe heute Geschichte mit dir und der Lehrer hat uns ja eine Mail geschrieben, dass wir dieses Semester mit einem Projekt füllen werden." sie sieht mich schüchtern und nervös an. „Möchtest du vielleicht mit mir zusammen arbeiten?" sie lächelt mich süß an und schaut von unten zu mir hoch. „Hey, klar gerne! Aber wie heißt du eigentlich?" ich kratze mich verlegen am Nacken und lächel sie belämmert an.
Sie schickt mir ein breites Lächeln. „Ich bin Noemi! Und danke! Ich muss los, bis später!" und ehe ich etwas erwidern kann ist sie mit einem kleinen winken verschwunden. Ich schüttele den Kopf und laufe weiter auf meine Freunde zu.
Bei ihnen angekommen gibt es den obligatorischen Handschlag und wir führen etwas Smalltalk. Ich lasse den Blick schweifen um Ausschau nach Mike zu halten, als ich Hanna auf den Schulhof kommen sehe. Schnell hechte ich hinter den Baum, auf diese Frau hab ich gerade wirklich keine Lust. Meine Freunde lachen mich nur aus. Doch auf einmal höre ich einen leisen, kaum hörbaren Schrei, den die anderen scheinbar nicht bemerkt haben.
Ich drehe mich auf der Achse und sehe ein paar Kerle aus meiner Stufe vor einer, auf dem Boden kauernden, Person stehen. Langsam gehe ich auf sie zu, je näher ich kam desto besser konnte sehen, wie sie die Person vor sich beleidigten. Nach einem weiteren Schritt erkenne ich auch wer da liegt.
Ich beschleunige meine Schritte. „Brandon, Aaron, Joey was macht ihr da?" frage ich ruhig, aber mit scharfen Unterton. Alle drei drehen sich sofort um und blicken mich an.
„Oh, Hi Dani! Wir... eh... machen gar nichts!" gibt Brandon gespielt cool zur Antwort.
Alle drei sind homophob und machen den Schwulen an der Schule kein einfaches Leben. Aber aus einem Grund, der mir nie ganz klar war, haben die drei Respekt vor mir.
„Lasst ihn in Ruhe und geht!" sage ich scharf und werfe ihnen kalte Blicke zu. Sie zucken mit den Schultern, ziehen aber wirklich Leine, aber nicht ohne ein gemurmeltes „Scheiß Schwuchtel".

Ich knie mich zu Mike auf den Boden und berühre sanft seine Schulter.
Er hat das Gesicht in seinen Armen vergraben, hebt aber auf meine Berührung vorsichtig den Kopf und blickt zu mir auf.
„Alles okay?" frage ich leise und lächelte sanft und hoffentlich beruhigend an. Er sieht so zerbrechlich aus und ich habe plötzlich das starke Bedürfnis auf ihn aufzupassen. Er sagt nichts, sondern sieht mich nur weiter an. Schließlich nickt er und ich reiche ihm meine Hand und ziehe in zurück auf die Füße, ehe ich mich bücke um sein Handy aufzuheben, das ihm aus der Hosentasche gefallen sein muss.
Schnell entsperre ich das Telefon, er hat tatsächlich keinen Code oder ein Passwort, und tippe auf das Kontakt Symbol. Ich tippe und gebe ihm das Gerät zurück.
„Hier meine Nummer, wenn du Hilfe brauchst oder so etwas noch einmal vorkommt, ruf mich an! Okay?" ich lächle ihn warm an und merke wie es breiter wird, als ich sehe wie er rosa anläuft. Er beißt sich auf die Unterlippe und sieht schüchtern zu mir hoch.
„Danke!" flüstert er und ich kann nicht anders als bei dem Anblick zu schmelzen.
Wie kann man nur so unschuldig und süß aussehen?

Und seit denke ich so über andere Kerle?

In the End (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt