Kapitel 8 - Wahnsinn

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Vollkommen überrumpelt sah ich in das Zimmer. Es war normal eingerichtet, ein Bett, ein Nachttisch, eine Kommode, sogar ein prächtiger Kamin. Es sah aus wie ein ganz normaler Raum. Bis auf die Tatsache, dass die ganze verdammte Wand von Bildern übersät war. Die ganze. Verdammte. Wand.

Alles, wirklich alles Bilder von mir. Die Wände waren regelrecht zugekleistert mit Fotos. Fotos von mir allein. Fotos wo ich lachte, mit Lena und Laura zusammen war. Fotos mit Bianca, mit Jana, mit anderen. Fotos, wo ich allein auf einer Bank saß und Musik hörte.

Entsetzt hielt ich meine Hände vor meinen Mund. Langsam drehte ich mich zu Luca und sah ihn völlig verängstigt an. Er war nicht normal, mit ihm stimmte etwas nicht, er war völlig krank!

„Oh, oh nein, bitte nicht", bat Luca sofort verzweifelt, als er meinen Blick sah. Er wollte meine Hand nehmen, aber ich zuckte sofort zurück und machte einen Schritt von ihm weg.

„Das ist nicht dein Ernst", flüsterte ich entgeistert. Luca sah mich flehend an. „Lass mir hier raus" sagte ich mit zitternder Stimme und Lucas Augen weiteten sich.

„Nein, bitte hör mir zu", bat er und wollte mich mit einer Handgeste beruhigen, aber ich zuckte nur wieder zurück.

„Lass mich hier raus!", forderte ich mit einer Mischung aus Ärger und Angst. Ich wollte an ihm vorbei aus dem Zimmer stürmen, doch statt mich gehen zu lassen, versperrte Luca mir mit seinem Arm den Weg.

„Nein bitte nicht!", flehte er. „Bitte geh nicht."

„Lass mich hier raus! Ich will hier raus!", rief ich verängstigt.

„Nein, hör mir doch zu!"

„Du bist krank! Komplett verrückt!", schoss es panisch aus mir hervor und ich wollte ihn zur Seite stoßen. Er war so schockiert und überrascht, dass es mir sogar gelang, aber er hielt mich sofort wieder fest und zog mich dicht an ihn. „Lass mich los! Du hast sie doch nicht mehr alle! Du kranker Stalker!", schrie ich angstvoll und trat wild um mich. Er stieß mich wieder in das Zimmer.

„Nein, bitte, ich flehe dich an, bitte lass es mich erklären!", bat er und ich sah zu meinem Entsetzen, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten. Er fiel mit einem Mal auf die Knie und kam flehend auf mich zu.

Ich wich sofort panisch vor ihm zurück, aber er packte mich und umfasste meine Hüfte. Er umarmte mich fest und drückte seinen Kopf gegen meinen Unterleib. Angewidert hob ich meine Arme und verharrte zitternd, während sein Griff sich verstärkte.

„Bitte, hör mir zu", bettelte er leise. Die Tränen nahmen zu und bald war sein Flehen nichts mehr als unverständliches Geschluchze. Mein Herz hämmerte heftig gegen meine Brust und ich fing an, zu realisieren, was ich ihm eigentlich ins Gesicht gebrüllt hatte.

Sofort machte sich wieder Panik breit. Aber im ersten Moment schien Luca nicht wirklich daran zu denken, mich zu bestrafen. Langsam sah ich etwas verwirrt nach unten. Zum ersten Mal sah ich ihn so verwundbar, so entsetzlich traurig, dass er sogar weinen musste.

In diesem einen Moment hatten wir die Rollen getauscht. Er war zwar immer noch stärker als ich, aber er war es, der mich anflehte. Aber im Gegenzug zu ihm hatte ich irgendwie schon wieder Mitleid mit ihm, auch wenn er es nicht verdient hatte.

Luca atmete einmal kräftig aus, dann begann er, zu sprechen.

„Ich ... . Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es tut mir Leid. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich brauche dich, ich brauche dich so sehr", schluchzte er und weinte wieder stärker. „A-Aber, ich kann nichts dagegen machen, gegen diese Leere in mir, die du nicht einmal jetzt füllen kannst. Ich will die ganze Zeit bei dir bleiben. Diese Bilder haben mir geholfen, mich gerade so über Wasser zu halten. Ich konnte dich immer ansehen, wenn ich dich gebraucht habe, aber noch nicht da sein konntest", erklärte er vorsichtig und langsam.

Obsessed I - Gefangen im WahnsinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt