Kapitel 9 - Schmerz

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Die kühle Luft war angenehm. Trotzdem schmerzte mein Körper so sehr, dass ich tatsächlich im nächsten Busch zusammenbrach und mich übergeben musste.

Ich atmete heftig ein und aus, um meine Lungen mit der kühlen Nachtluft zu füllen. Mir war schlecht, alles tat weh und ich zitterte am ganzen Körper. Ich atmete schwer, es war, als würde sich meine Brust heftig dagegen wehren, den wertvollen Sauerstoff einzuatmen.

Ich erhob mich wieder bebend und stolperte zum Fluss. Ich wollte ihn sehen, das Wasser fühlen. Ich wollte das Wasser über meine Wunden laufen lassen.

Der Mond erhellte schimmernd meinen Weg und als ich am Fluss angekommen war, stolperte ich erleichtert in das Wasser. Es glitzerte so schön silbern, ich wollte mich einfach seiner Strömung übergeben.

Ich beugte mich trotz meiner Hose vor und tauchte meinen Bauch in das eisige Nass. Es tat schrecklich weh, als die Kälte meine Haut berührte, jede Bewegung schoss wie ein Blitz durch meinen Körper, aber ich biss die Zähne zusammen und reckte mich noch tiefer ins Wasser.

Nach kurzer Zeit fühlte sich das Wasser gut an, fast schon lähmend. Meine Hände und Füße waren steif vor Kälte und klamm und ich fühlte den Schmerz nicht mehr.

Dann machte ich das gleiche mit meinem Rücken. Vollkommen steif drehte ich mich langsam um. Ich stöhnte laut auf vor Schmerz, meine Arme zitterten und jeder Atemzug jagte mir einen schmerzhaften Schauer durch den ganzen Körper.

Das Wasser umströmte meinen Kopf und ich fühlte, wie die Kälte in jeden Winkel von mir vordrang. Ich atmete langsam und legte mich ganz ins Wasser, die stechende Kälte biss sich sofort in meiner Haut fest.

Schwer atmend starrte ich in den Himmel, in die vielen Sterne in dem schwarzen, schimmernden Nebel, während ich vorsichtig atmete und mein Bauch sich sachte hob und senkte.

Dann weinte ich. Ich weinte, weil es so schrecklich weh tat. Ich weinte, weil das Atmen so furchtbar weh tat und ich mich kaum bewegen konnte, weil mir so kalt war und die Kälte schmerzte.

Langsam drehte ich mich wieder um und stöhnte laut auf vor Schmerz. Schluchzend richtete mich wieder auf und kroch verzweifelt zum Ufer, während Tränen in Strömen meine Wangen hinunter liefen.

Meine Arme gaben fast nach, als ich den sandigen Kies erreichte, mit Mühe hielt ich mich oben und schluchzte. Ich hielt es einfach nicht mehr aus und schrie meine ganze Verzweiflung heraus.

Laut schrie ich in den dunklen Wald hinein und weinte bitterlich. Ich ließ alles hinaus, was ich bis jetzt vor Luca verborgen hatte, wie viel Angst ich hatte, wie viel ich mich nicht traute, zu sagen.

„Warum? Warum zur Hölle ausgerechnet ich?!", schrie ich schluchzend und kämpfte darum, einatmen zu können.

Ich wollte nicht mehr hier sein oder das hier weiter erleben müssen. Ich wollte einfach nur nach Hause. Und dieser Gedanke, dieser Wunsch allein, erfüllte mich mit einer Art von Schmerz, die man nicht einfach so lindern konnte und das machte es nur noch schlimmer.

Der Geruch des Waldes, des modrigen Mooses, des Wasser, des Sandes und der Kiesel, alles löste so einen nostalgischen Schmerz in mir aus und hinterließ nur noch den Willen, nach Hause gehen zu können. Aber selbst das ging nicht. Niemand erinnerte sich an mich.

Ich betete, dass ich das hier alles überstehen und das alles vorbei gehen würde, hoffte und flehte, dass ich das hier spurenlos hinter mir würde lassen können. Ich schrie so laut ich konnte. Irgendwer musste mich doch hören, irgendwer musste mich doch einfach hören.

Meine Stimme hallte durch die Dunkelheit und gab ein Echo wider. Aber niemand kam. Ich hob meine Hände, ballte sie zu Fäusten und schlug panisch und frustriert auf den kalten Kies ein.

Ich ignorierte die spitzen Steinchen, die sich in meine Hände bohrten und sie blutig rissen. Ein letztes mal riss ich meinen Kopf in die Höhe und stieß einen lauten, gequälten Schrei aus, bevor ich mich zu Boden stürzte und mein Gesicht zwischen meinen Armen vergrub und weinte.

Ich schluchzte stark und fühlte den brennenden Schmerz der offenen Wunden und wie das Blut über meine Haut lief. Zitternd weinte ich und ließ einfach alles raus, mein klägliches Schluchzen das einzige Geräusch, das in der Stille der Nacht zu hören war. 


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Sooo haha, das hat leider doch länger gedauert wie gedacht ^^" Ich hab schon in Enslaved erwähnt, dass ich hardcore damit struggle, mehrere Hobbies unter einen Hut zu bringen. Zwei gehen gerade so noch, drei sind unmöglich xD Und leider war ich in letzter Zeit von einem anderen Hobby eingenommen, aber jetzt hab ich da einen kleinen Meilenstein erreicht und hoffe, ich kann da jetzt wieder ein bisschen Ruhe reinkommen lassen und mich den Überarbeitungen widmen, weil ich die einfach nur fertig kriegen will, um endlich, endlich, ENDLICH mit den Fortsetzungen anzufangen xD

Oh, ja und Lucas POV ist jetzt weg xD

Obsessed I - Gefangen im WahnsinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt