Kapitel 15 - Dasselbe

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Vorsichtig öffnete Luca die Haustür und achtete angestrengt darauf, dass ich nicht meinen Kopf anschlagen würde. Er hatte noch lange mit mir im Wald geredet, bevor er mich endlich hochgehoben und zurück zur Hütte getragen hatte.

Auch währenddessen hatte er die ganze Zeit über nicht den Mund gehalten. Er hatte erklärt und alles aus seiner Sicht berichtet. Ich hörte schon längst nicht mehr auf das, was er sagte, denn es war sowieso immer nur dasselbe. Dass er mich liebte, dass er mich nur beschützen und nicht verletzen wollte. Völliger Schwachsinn.

Langsam stellte er nun den Korb auf der Theke ab und trug mich ins Wohnzimmer.

„Ich komme sofort wieder", versprach er und küsste mich flüchtig auf den Mund. Ich blieb einfach nur sitzen, während er wieder ging.

Draußen schienen die letzten Sonnenstrahlen ins Zimmer und färbten die Wände leuchtend orange.

Müde lehnte ich mich zurück. Warum passierte das nur mir? Warum hätte Luca nicht einfach etwas anderes finden können, als er damals abgehauen war? Warum nicht eine alte Holzhütte? Aber nein, stattdessen musste es ausgerechnet ein unterirdisches, verlassenes Chemielabor sein, sodass er jetzt der Mann war, der vor mir stand.

Seufzend atmete ich aus und presste meine Daumen fest zusammen. Mir tat alles weh. Meine Beine zitterten immer noch und fühlten sich steif und verkrampft an. Mein Schritt fühlte sich so empfindlich und jede kleinste Bewegung brannte wie Feuer zwischen meinen Beinen.

Als Luca wieder eintrat, reichte er mir vorsichtig ein Glas Wasser. Zögernd nahm ich es und nippte etwas daran, danach reichte er mir eine Schüssel mit Himbeeren. Nun hielt ich mich doch zurück.

Langsam sah ich unsicher zu ihm auf. Überrascht, aber liebevoll lächelnd sah er mich an, nahm eine Himbeere und hob sie vor meinen Mund. Zitternd öffnete ich ihn langsam und nahm die Himbeere entgegen. Luca lächelte verträumt und zog mich dann in eine schnelle Umarmung. Kräftig drückte er sich an mich.

Ich wich nicht zurück. Ich konnte ja sowieso nichts tun und aussichtslos war es auch.

Vielleicht sollte ich mich doch nur auf die Codes konzentrieren. Sie waren meine beste Chance. Ich musste nur aufpassen. Wenn ich das perfekt meistern hinbekommen würde, könnte ich hier raus. Aber bis dahin würde ich noch einiges durchhalten müssen.

Langsam ließ Luca wieder etwas von mir ab und blickte mir tief in die Augen, seine Hände noch immer auf meiner Hüfte. Vorsichtig strich er mir eine ausgebüxte Strähne wieder hinter mein Ohr und fixierte sie mit seinem Blick. Dann seufzte er schließlich und hielt mir wieder die Himbeeren unter die Nase.

„Lass uns etwas ansehen", meinte er lächelnd und legte seinen Arm um meinen Hals. Er schaltete den Fernseher ein, doch wie immer wurden meine Augen nach ein paar Minuten träge und schwer von dem hellen Licht in dem immer dunkler werdenden Raum.

Ich aß keine Himbeeren und driftete immer weiter ab, aber meine Gedanken ließen mir keine Ruhe. Ich war so gut wie eingeschlafen und döste unruhig. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meine Gedankengänge, die immer mehr wie kleine Träume wirkten, bis ich schließlich aufschreckte.

Luca erhob sich langsam und ich musste mühevoll mein Gleichgewicht halten. Er schnaubte belustigt und hob mich hoch. Ich war völlig unvorbereitet und hing schlaff in seinen Armen, bevor ich schnell meine Anspannung wieder fand und mich an ihm festhielt.

Ohne mich auch nur zu fragen, ob ich das wollte, trug er mich die Treppe hinauf in sein Zimmer und setzte mich auf das Bett. Er begann, sich auszuziehen, während ich mir müde meine Augen rieb.

„Du hast es wohl nicht so mit Filmen, oder?", fragte er amüsiert, doch ich sah ihn nur verschlafen an. Seine Wangen färbten sich rot, doch er lächelte weiter. „Sonst hast du immer bis spät in die Nacht an Sachen gearbeitet oder Filme angesehen und jetzt schaffst du keine fünf Minuten", beschwerte er sich übertrieben und streifte sich sein Oberteil über den Kopf.

Obsessed I - Gefangen im WahnsinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt