Kapitel 1 - Der Anfang

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Genervt wurde ich von einem gleißend hellen Licht geweckt. Ich rieb mir meine Augen und sah auf meinen Wecker. Sechs Uhr morgens. Oh, schon wieder Donnerstag, dachte ich und ein Drücken machte sich in meiner Magengegend bemerkbar.

Ich hasste Schule. Besonders Donnerstage. Ich suchte mir jedes Schuljahr den Tag unter der Woche heraus, den ich am schlimmsten fand und dieses Jahr war es Donnerstag. Obwohl selbstverständlich alle Tage gleich scheiße waren.

Aber donnerstags musste ich erst einmal zwei Stunden Sport überleben und der weite Weg zur Halle machte das auch nicht angenehmer. Wenn man dann komplett verschwitzt war, durfte ich dann in Religion sitzen – was übrigens wieder übertrieben weit weg war, weil umgebaut wurde – und der Unterricht war so langweilig, dass man beinahe einschlief. Meine Lehrerin brachte nie wirklich etwas zustande, also passte ich auch nie auf – wie jeder normale Schüler auch. Der Französischunterricht danach war auch nicht besser und das Schlimmste kam noch. Ich hatte noch zwei Stunden Mittagsschule und musste mich ausgerechnet durch Geschichte quälen.

Der Tag war wahrhaftig langatmig. Und meine Motivation für Schule war ohnehin schon unfassbar niedrig, da ich dienstags und mittwochs ebenfalls Nachmittagsunterricht hatte. Fast niemand hatte dreimal die Woche Mittagsschule, nur ich war eines der Opfer, dem diese unfassbare Ehre zuteil wurde.

Müde schwang ich mich aus dem Bett und raffte mich einfach auf. Es half ja doch nichts. Wenigstens war mein Schulleben bald für immer vorbei, da ich jetzt in der zwölften Klasse war und mein Abitur machen würde. Die schriftlichen Prüfungen waren sogar schon abgeschlossen, jetzt kamen vorerst noch die normalen Klausuren. Dann das mündliche Abitur. Gott steh mir bei, dachte ich gähnend.

Ich suchte mir schnell und ganz unkompliziert meine Klamotten heraus. Obwohl es schon Ende Mai war, war es doch noch etwas frisch, aber bald sollte die große Hitze kommen.

Schnell trippelte ich ins Bad und wusch mich. Dann schlüpfte ich flink in meine Kleidung – ein simples weißes Shirt und eine Jeans – und schaute noch einmal in den Spiegel.

Meine braunen Locken fielen leicht über meine Schultern und meine braunen Augen schimmerten erschöpft.

„Wieder ein neuer Tag im Paradies", seufzte ich theatralisch und meine Laune sackte weit nach unten.

Trotzdem sprang ich einigermaßen wach die Treppen hinunter, da mich im Wohnzimmer der Himmel auf Erden erwarten würde. Frühstück. Ich aß gerne und hatte eine Vorliebe für Süßes und Salziges, vor allem Salziges. Ohne Chips konnte ich nicht wortwörtlich nicht leben.

Dennoch hatte ich ziemlich Glück und meine Figur blieb immer einigermaßen normal. Schon manchmal etwas mehr, aber ich versuchte immer wieder, durch Sport etwas abzunehmen. Leider war ich nicht diszipliniert genug, um das längere Zeit durchzuhalten, wofür ich mich eigentlich immer wieder schämte.

Natürlich schminkte ich nach dem Frühstück mein Gesicht noch ein bisschen mit etwas Make-Up. War ich ein Fan davon? Nein. Tat ich es aus Zwang? So halbwegs.

Ich hatte spät angefangen, mich für Make-Up und das andere Zeug zu interessieren. Aber mittlerweile machte ich das einigermaßen freiwillig und sogar sehr gerne mit meiner besten Freundin Jana zusammen. Ich fühlte mich danach dann schon manchmal ziemlich hübsch und selbstbewusst.

Aber ich weigerte mich prinzipiell, flüssiges Make-Up zu benutzen. Irgendwie mochte ich das einfach nicht wirklich. Außerdem wurde dadurch meine Haut schlechter, also ließ ich das meistens weg. So schlimm sah ich ohne auch nicht aus.

Als ich fertig war, ging ich wieder hinunter, um mir von meiner Mutter die Haare machen zu lassen, weil ich selbst absolut unfähig war, mein Nest zu handhaben. Sie machte mir immer meine Frisur, ich konnte das einfach überhaupt nicht. Meistens bat ich sie um einen Dutt.

Obsessed I - Gefangen im WahnsinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt