Kapitel 3 - Wahres Ich

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Ich dachte noch das ganze Wochenende über das nach, was passiert war. Es ließ mich irgendwie nicht mehr los. Es tat mir Leid, dass es Luca so verletzt hatte, aber ich konnte mich nicht dazu zwingen, ihn zu lieben. Und ich wollte nicht in eine toxische Beziehung geraten.

Ich redete sogar mit Jana über ihn, aber sie war der gleichen Meinung wie ich. Er konnte mich nicht zwingen, ihn zu mögen, und das, was er teils gesagt hatte, war voller riesiger, roter Flaggen. Sie unterstützte mich und jedes Mal, wenn es mich wieder belastete, war sie sofort zur Stelle. Auf sie war einfach Verlass.

Die nächsten Schultage verliefen normal. Ich sah Luca nicht mehr und als es Donnerstag war, war ich einigermaßen wieder zur Normalität zurückgekehrt.

Doch als ich kurz vor Französisch auf den Vertretungsplan schaute, sah ich eine Anmerkung. Zur Mittagspause sollten sich alle Schüler der zwölften Klasse im Foyer einfinden.

Scheinbar ging es um eine wichtige Angelegenheit. Keine anderen Schüler waren erlaubt und die Türen wurden sogar alle zugemacht. Das stand dort.

Ich war natürlich verwundert, aber was sollte man machen? Und aus irgendeinem Grund entfiel die Mittagsschule aller Klassen. Das wunderte mich nun wirklich.

Keinem wurde etwas von einer Lehrerkonferenz oder einem Ausflug erzählt, also hatte ich keine Ahnung, was der Anlass zu diesem freien Nachmittag war.

Französisch zog sich ewig und heimlich diskutierten natürlich alle über das Treffen, das stattfinden sollte. Ich war ehrlich gesagt auch schon gespannt darauf. Unsere strenge Lehrerin ließ uns sogar deswegen früher gehen, das tat sie im Normalfall nie. Es musste sich um etwas wirklich Wichtiges handeln.

Als ich mit Laura das Foyer betrat, waren schon die meisten da. Sie tuschelten alle aufgeregt miteinander. Ich ging in die Mitte zu Bianca und Hannah.

Hannah war eigentlich meine ehemalige Mobberin, aber ich war mittlerweile zivilisiert mit ihr, weil ich mir nichts mehr sagen ließ. Am liebsten wollte ich sie aber gar nicht mehr sehen.

„Habt ihr 'ne Ahnung, worum es hier geht?", fragte Hannah aufgeregt, aber sichtlich verwirrt.

„Nein, aber irgendwie weiß das keiner", meinte ich nur, während Bianca unwissend mit den Schultern zuckte.

Wir schauten alle auf die kleine Bühne, die aufgebaut wurde. Die letzten Schüler, die nicht aus der zwölften Klasse waren, wurden nun hinaus geschickt und die Türen verriegelt.

Ich wurde unruhig, ich wollte nicht hier eingeschlossen werden. Davon hatte außerdem nichts in der Anmerkung gestanden. Nicht konkret zumindest. Es war, als waren wir hier alle eingepfercht.

Misstrauisch beäugte ich die Lehrer an den Türen. Dann dauerte es noch eine ganze Weile, bis endlich etwas passierte und um halb zwei regte sich etwas. Ein Mann betrat die Bühne. Ich traute meine Augen nicht. Das war Luca!

Jetzt wurde mir langsam mehr als nur unwohl. Wollte er jetzt eine große Geste machen? Aber warum dann die verschlossenen Türen? Mir war aus irgendeinem Grund angst und bange.

Ich merkte, wie mehrere Blicke sich auf mich richteten. Ich beachtete sie nicht und versuchte einfach nur, mit meiner aufkommenden Angst klarzukommen.

Ich wusste nicht warum, aber ich hatte ein ganz ungutes Gefühl. Luca trug einen langen, schwarzen Ledermantel und tippte kurz an das Mikro, um es zu testen. Dann begann er, zu sprechen.

„Also, ihr fragt euch bestimmt, was so wichtig ist", begann er und alle sahen ihn verwirrt an. Er zuckte leicht lächelnd mit den Schultern. „Nun ja, eigentlich nicht für euch, aber für mich."

Obsessed I - Gefangen im WahnsinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt