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Bing macht der Fahrstuhl. Die Türen öffneten sich und ich stieg ein. Ich rückte meinen Bleistiftrock zurecht und wuschelte leicht durch meine schulterlangen schokobraunen Haare.  Mein erster Tag bei "Johnson and Design", eine der bekanntesten und erfolgreichsten Unternehmen für Marketing, Design und Werbekampanie. Schon vor einem Jahr hab ich mich für diese fünf Monate Praktikum beworben. Ich wollte unbedingt hier her und hab es auch geschafft. Und jetzt, jetzt fing mein Praktikum an.

Der Fahrstuhl öffnete sich wieder, ich atmete noch mal tief ein und stieg dann aus. Ich war in einer der obersten Etagen. Hier war ein kleiner Empfang.

"Ms Luciana May.", stellte ich mich vor. "Heute beginnt mein Praktikum im Bereich Marketing. Ich wurde gebeten mich hier zu melden."

"Bitte setzten Sie sich kurz und warten Sie bis Sie abgeholt werden.", erwiederte die Frau leicht gereizt und deutete auf ein paar Stühle an der Wand hinter mir. Die Frau war relativ jung, hatte viel Make up drauf und blonde Haare. Sie war nicht sehr hübsch, aber auch nicht hässlich. Ich fands nur seltsam, dass sie so viel billigen Modeschmuck trug. Weniger ist mehr, süße.

Es kam schon direkt ein etwas älterer Herr auf mich zu. Er lächelte freundlich und hielt mir seine Hand hin.

"Hallo, Ms May. Wir freuen uns, dass Sie sich entschlossen haben bei uns Ihr Praktikum zu absolvieren. Wir suchen immer nach neuen jungen Talenten. Ich bin Mr Johnson.", stellte er sich vor. Der Mr Johnson? Der Inhaber? Besitzer??

"Ich freue mich auch sehr hier zu sein, Sir.", bedankte ich mich und reichte ihm meine Hand. Er führte mich durch das Büro und meine Abteilung.

"Sicherlich wundern Sie sich, dass ich Sie persönlich begrüße. Ich bin da etwas klassisch und versuche die alten Werte von Familienunternehmen weiterzuführen. Außerdem möchte ich meine Mitarbeiter kennen, um zu sehen, ob sie zu unserem Unternehmen passen und unseren Werten. Zudem ist dies mein letztes Jahr. Am Ende des Jahres wird mein Sohn die Firma übernehmen. Er leitet jetzt schon alles, ich bin quasi nur noch da, um nach dem Rechten zu sehen und falls etwas schief geht einzugreifen.", scherzte er herum.

In meinem Büro angekommen, konnte ich erstmal meine Sachen auspacken. Dann war direkt ein Meeting mit der Abteilung. Ich lernte meine Kollegen kennen und auch meinen Abteilungsleiter Andrew Scott. Er war verantwortlich für mich und hatte mich erlaut ihm über die Schulter zu schauen die nächsten Wochen und ihn auf viele seiner Termine zu begleiten. Alle hier waren so freundlich. Hätte ich niemals gedacht bei so einer riesen Firma. Es ging auch schon direkt los. Jeden Montag ist ein Meeting mit dem Boss, wo man die Pläne und Termine der Woche durchgeht und den aktuellen Stand von seiner Arbeit durchgeht. Nur die wichtigste drei Mitarbeiter gingem, darunter auch Andrew. Ich durfte zu meinem Erstaunen auch mit.

Wir betraten einen Konferenzraum und setzten und an einen ovalen Tisch. Ich saß sehr weit hinten, aber das war auch okay, bin ja grade mal einen Tag da. Mr Johnson tauchte Überpünktluch auf, aber von seinem Sohn fehlte jede Spur. Mr Johnson überbrückte die Zeit einfach damit uns nach unseren Wochenenden zu fragen und wie es unseren Familien ging. Nach zehn Minuten betrat der Boss dann auch mal den Raum.

Mein Atem blieb stehen. Das konnte doch nicht sein. Er war es. Er. Er aus dem Club. Er hatte einen schicken Anzug an, der seine Tattos verdeckte und seine Haare waren ordentlich nach hinten gestylt. Er schien angespannt und ließ sich stimmauf seinen Platz fallen.

"Schön, dass du uns mit deiner Anwesenheit beglückst.", disziplinierte Mr Johnson seinen Sohn von der Seite.  Dieser würdigte ihn nicht mal eines Blickes und sagte dann nur "ein Boss ist niemals zu spät, alle anderen sind nur zu früh." Und wühlte weiter in seinen Unterlagen alles zurecht. Bei Mr Johnson schlich sich ein kleines Lächeln über die Lippen, aber er verdrängte es soforr wieder. Also Mr Johnson uns sein Sohn, ebenfalls Mr Johnson. Interessant. Ich nenn ihn jetzt einfach nur noch Johnson Junior.  Sein harter Blick blieb auf seinen Unterlagen. Er kramte einen Kulli heraus und ein leeres Blatt.

"Hallo zusammen. Wo stehen wir heute?" Er kam direkt zum Geschäftlichen. Er blickt kurz auf, schien mich aber nicht zu erkennen. War ja klar. Die Nacht im Club ist jetzt fast einen Monat her. Er hatte mich nicht angerufen und scheinbar vollkommen vergessen, wenn er mich nicht mal wiedererkennt. Ich war am Boden zerstört. Irgendwie hatte ich das Gefühl, wir hätten so ne besondere Verbindung, aber scheinbar hatte ich mich getäuscht. Und aus Scham hoffte ich einfach, er würde mich nicht wiedererkennen. Die Sache war peinlich genug und verletztend für mich.

"Wir haben die ersten Vorbereitungen für die große Kampagne für die Football Saison getroffen und würden Mitte dieser Woche unsere ersten Ideen für die Poster erstellen. Bei den Werbeclibs sind wir uns noch uneinig.", steig Andrew ein. Er erklärt die Pläne. Nicolas schrieb alles mit und gab weitere Abgabetermin an. Eine halbe Stunde später war es fast vorbei. Ich hatte ihn die ganze Zeit mit meinwn Blicken durchbohrt. Mein Herz hatte nen kleinen knicks bekommen durch seine Art. Erst der komische Abgang und dann kein Anruf. Das tat weh.

"Das wäre es auch soweit von unserer Seite. " beendete Andrew schließlich. Nicolas nickte und ich machte mich bereit aufzustehen.

"Ach überigens Nicolas", fing Mr Johnson plötzlich an. "Heiß doch bitte unsere neue Praktikantin Ms May willkommen. Sie hat sich entschlossen ihre Abschlussarbeit bei uns im Unternehmen zu schreiben." Er strahlte mich förmlich an und deutete auf mich. Nicolas' Blick fiel auf mich. Seine Augen durchbohrten mich wieder mit diessm Blick. Mein Herz blieb stehen. Meine Beine wurden etwas weich. Doch dann, Wut stieg in mir auf. Nein. Er hat mich verletzt. Außerdem muss ich professionell bleiben.

"Schönen guten Tag. Freut mich Sie kennenzulernen.", sagte ich mit fester Stimme und hielt ihm meine Hand hin. Ich hatte völlig meine Unsicherheit und diesen seltsamen Bann zwischen uns unterdrückt. Er reichte mir die Hand und sagte irgendetwas, worauf ich nur Danke murmelte. So schnell ich konnte flüchtete ich aus dem Büro.

Mein Herz schlug so schnell. Mein Magen fühlte sich an wie auf einer Achterbahnfahrt. Meine Hand kribbelte und mein Schritt fing wieder an zu pochen. Dieser Typ. Ich wollte ihn hassen für sein Verhalten, aber es ging nicht. Mein Körper spielte nicht mit.

Und dann wurden mir zwei Sachen klar:
1. Ich hatte mit meinem neuen Boss eng getanzt, meine Hüfte an ihm gerieben als wäre ich nen rolliges Tier.
Und 2. Ich will unbedigt Sex mit ihm haben.
Mit ihm zu arbeiten wird hälter als gedacht. Ich würde versuchen, so viel Abstand zu halten wie möglich.

Das kann ja noch was werden...



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