Judas stieg aus dem Taxi aus und streckte sich. Der Fahrer fuhr sofort wieder los, schaute nicht einmal das Geld genau an, das Lila ihm gegeben hatte. Man konnte es ihm nicht verdenken, diese Gegend wirkte nicht, als würde man hier sein wollen. Octavia verschwand im Gestrüpp und trat Sekunden später wieder hinaus, diesmal tatsächlich als vollständiger Mensch. „Sehr gut. Hat also geklappt." Judas knüllte den Zettel zusammen, auf den er für Octavia geschrieben hatte, wie sie sich ins Leben zurück holen konnte. Die drei richteten ihren Blick nach vorne. Das Shoreleaf sah schäbiger aus als Octavia gedacht hatte. Lila hatte schon erzählt, dass es das Hostel ihres Exfreundes war, der es vorwiegend als Deckmantel für Drogenhandel führte, doch dieses Haus untertraf ihre schlechten Erwartungen. Der Putz war so weit abgeblättert, dass sich Octavia fragte ob das Haus jemals verputzt gewesen war. An den Fenstern hingen Holzverschläge, von denen kein einziger nicht kaputt aussah. „Is das eine gute Idee?" Lila beäugte Octavia. „Hast du eine bessere Idee, Prinzessin? Hier wird uns keiner finden, das muss reichen." sie stapfte nach vorne, doch Octavia blieb mit verschränkten Armen stehen. Judas trat neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie zuckte zusammen. „Sorry. Ähm, ich bin das... es fühlt sich komisch an, einen Körper zu haben." Judas lächelte. „Glaub ich dir. Komm, wir müssen uns in Sicherheit bringen." er ging ein paar Schritte, und merkte dann, dass sich Octavia nicht bewegte. „Ich hab Angst." gestand sie. „Und ich kenn euch beide gar nicht. Du weißt warum ich hier bin, oder? Ich hab mich umgebracht. Ich wollte nicht mehr. Dieses Leben ist nichts für mich." „für mich doch auch nicht." sie zog eine Augenbraue hoch. „Ich hatte die ganze Verantwortung satt. Die Welt ist böse und heimtückisch. Und das ändert sich als Engel nicht. Wenn das einfach nur Leute sind, die zufällig nach ihrem Tod wieder aufstehen, sind die noch genau so wie als Mensch." Judas dachte einige Momente nach. „Ich möchte denken, dass ich als Engel im Knast eine wertvolle Lektion gelernt habe. Ich habe mich geändert. Weißt du, ich war nicht wirklich gläubig. Aber vielleicht ist das hier eine Art... Nachholung vom Leben. Vielleicht sollen wir Dinge tun und sehen die wir als Menschen nicht gesehen oder getan haben. Und selbst wenn es das nicht ist... Spielt das eine Rolle? Sieh es einfach als das. Im Moment müssen wir jedoch überleben." sagte er, als er seinen Fokus wieder fand.
Die beiden betraten das Hostel und fanden Lila vor, die lautstark mit einem tätowierten und muskulösem Kerl diskutierte. „Du bist einfach verschwunden, du Schlampe! Mit meiner ganzen Kohle! Und jetzt kommst du wieder an und fragst nach nem Zimmer oder was? Verpiss dich!" „hab dich nicht so, Juan! Wenn du tatsächlich Geld gemacht hättest, könntest du jetzt wütend sein! Die drei Euro fünfzig die du hier liegen hattest kann man ja wohl schwer als Vermögen bezeichnen!" „Du haust schnell ab bevor meine Jungs hier sind. Da haben noch einige andere mit dir ein Hühnchen zu rupfen, und die machen das nicht so zärtlich wie ich!" „sollen sie kommen, die werden sehen was sie davon haben!" Judas und Octavia kamen langsam dazu. „Ey, was ist hier los?" fragte Judas leise und höflich. „Das geht dich nichts an, Brillenschlange." fauchte er zurück. „Sir, wir brauchen nur eine Herberge für die Nach..." in dem Moment kamen drei Männer hinter ihnen zur Tür rein. Einer erkannte Lila sofort. „Juan, alter. Is das nicht die kleine, die unser Geld geklaut hat." „ist sie. Sie gehört euch, wir sind hier fertig." Judas versuchte, sich in den Weg zu stellen, doch einer der Hünen drückte ihn einfach beiseite. „Das ist nicht deine Baustelle." sagte er. „Ey muss das jetzt sein?" Rief Judas hinter ihnen her. „Wir wollen nur in Frieden einchecken." der Hüne drehte sich herum. „Die Kleine hat uns 5000 in kleinen Scheinen geklaut." Judas schluckte. „Fünf..." „Ja, ne fünf mit drei Nullen." „Lila?" sie verdrehte die Augen. „Ja, und?" „gib ihnen das Geld einfach zurück." „nö." erwiderte sie. Judas wurde kreidebleich. „Wir brauchen doch überhaupt kein Geld." „es geht ums Prinzip, Judas!" fauchte sie ihm entgegen. „Das Geld hab ich euch quasi verdient. Was denkt ihr, wie die Kameras von den ganzen Tanken ausgegangen sind? Oder die Autos der Polizei allesamt versagt haben?" „ich hab genug gehört. Entweder man ist loyal, oder man ist wertlos. Hab ich recht Jungs?" sagte einer der Kerle. Er versuchte, Lila zu packen. Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. Der Kerl wurde in die Luft gehoben und knallte vor eine Wand. Das Haus zitterte ein wenig von dem Aufschlag, Putz blätterte von der Decke ab und rieselte fein auf alle Anwesenden herab. „Whoa!" stieß Octavia aus und duckte sich hinter einen Tisch. „Was bist du für ein Freak? Stieß Juan aus. „Das reicht jetzt. Ich ruf gleich die Polizei! Dann kann die sich mit dir auseinandersetzen." sich erinnernd, was auf dem Revier stattgefunden hatte, rief Judas durch den Raum: „lasst uns das anders regeln." Nun starrten ihn alle an, inklusive Lila. „Ihr habt Geld verloren, dass ihr nicht ehrlich verdient habt. Ihr wollt also genauso wenig Polizei hier haben wie wir. Also helfen wir euch bei irgendeinem anderen Ding, und ihr lasst uns hier wohnen." das zog. Die Kerle sahen sich an, sogar der Typ der zusammengesackt an der Wand lag horchte auf. „Was für ein ‚Ding' soll das sein?" „was ihr wollt. Ihr habt gesehen was sie kann. Wir können sowas auch. Ne Tankstelle? Ein Kasino? Eine Bank?" Auf den Gesichtern der Männer machte sich Grinsen breit. „Dann seid unsere Gäste." lachte Juan, die Geldgier fast sichtbar in seinen Augen.

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Urban Angels
FantasíaSie sind verantwortlich für die kleinen Wunder, aber auch die alltäglichen Probleme in unseren Leben: die Engel. Als drei Jugendliche unerwartet zu Engeln werden, stellen sich fragen, auf die man gar nicht vorbereitet sein kann. Und dass sich das Le...