Teil 7

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Tyler

Dawn ist weg. Seit diesem Moment auf dem Gang ist sie verschwunden, nachdem sie vollkommen aufgelöst rausgerannt war. Ich habe die gesamte High School auf den Kopf gestellt und in ihren Kursen nachgefragt. Aber außer Geklimper mit falschen Wimpern bekam ich keine Antwort. Auch Harper, April und Sydney sind nicht auffindbar. Irgendwas an meinen Worten muss Dawn zutiefst schockiert haben. Aber was nur? Es war nicht böse gemeint, ich wollte ihr lediglich helfen! Dawn ist sich ihrer Austrahlung manchmal nicht bewusst, so scheint es mir. Sie ist ein besonderes Mädchen. Seit diesem Tag, an dem sie mir buchstäblich vor die Füße gefallen ist, kreisen meine Gedanken oft um sie. Ich weiß wie diese Queens ticken, ich war selber mal mit einer zusammen. Aber Liebe war dort nie im Spiel. Ich weiß, wie diese Queens andere Mädchen seelisch zerstören können, was auch ein Grund war, dass ich mit Ashley schlussmachte. Das hier soll ein Neuanfang sein. Ich will nicht mehr dieser Player sein, der ein Mädchenherz nach dem anderen bricht. Dawn kann ihre Fassade sehr gut aufrecht erhalten, aber ich habe gespürt, wie zerbrechlich sie dahinter ist. Jetzt habe ich es auch mit eigenen Augen gesehen. Ich hätte nie gedacht, dass meine Worte ihre Schutzmauern einreißen. Ich wollte sie doch nur schützen! Und jetzt ist sie weg und wird mich hassen. Das ganze Missverständnis muss so schnell wie möglich geklärt werden, damit die Situation nicht noch schlimmer wird. Wir sind wieder komplett am Anfang, vielleicht sogar mittlerweile im Minusbereich. Ich habe so viel gedacht, nur nie, dass ich Dawn ernsthaft verletzen könnte. Sie ist doch die starke, die unnahbare, oder?

Dawn

Während der Rückfahrt im Auto lasse ich alles Revue passieren. Wie kann Tyler nur so etwas sagen? Ausgerechnet zu mir? Niemand weiß, was für ein seelisches Wrack ich bin, außer meinen Freunden natürlich. So etwas sagt man trotzdem nicht zu einem Mädchen! Ich muss wohl oder übel mit ihm reden. Gleich mit Worten auf ihn einzudreschen erscheint mir nicht die beste Variante, er wird sich nur in sein Macho-Schneckenhaus zurückziehen und in Abwehrhaltung gehen. Ein Überraschungsbesuch erscheint mir am sinnvollsten. Ich bin nicht der Typ für vergeben und vergessen, eher bin ich auf Rache aus. Aber aus unerfindlichen Gründen bringe ich es bei Tyler nicht über das Herz. Vielleicht weil wir uns so ähnlich sind, vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich das wieder gerade biegen will.

Meine Freunde lassen mich zuhause raus. Ich sage ihnen, dass ich allein sein will und ich sehe in Harpers Blick, dass sie meine Entscheidung eigentlich nicht akzeptiert, sondern für mich da sein will. Das ist wirklich nett von ihr und natürlich auch von April und Sydney, aber das hier muss ich alleine durchziehen. Harper würde es nicht verstehen, ich kann ihr also nur das fertige Ergebnis liefern. Oder ich erzähle ihr nie von dem Gespräch, je nachdem wie es läuft.

Ich liege mit dem Rücken auf meinem Himmelbett, sehe zu, wie der hereinströmende Luftzug den Baldachin leicht wiegt, aber trotz allem nehme ich nichts war. Jedesmal wenn ich die Augen schließe, sehe ich Jacksons Gesicht, wie es sich zu einer gehässigen Fratze verzieht und mir diese Wörter ins Gesicht spuckt. Langsam richte ich mich auf, gebe mir selbst eine leichte Ohrfeige, um die Bilder loszuwerden und verschwinde im Bad. Ich ziehe meinen Lidstrich nach und trage roten Lippenstift auf. Ich sehe aus wir eine Kriegerin. Zwar eine Gebrochene, aber welche Rolle spielt das schon? Auf leisen Sohlen schleiche ich die Treppe herunter, jetzt will ich niemandem über den Weg laufen. Der Autoschlüssel klimpert leise, als ich ihn vom Haken nehme. Mit einem sanften Schnurren erwacht der Wagen zum Leben und ich konzentriere mich auf die Straße. Das Radio spielt leise Musik und ich kann meine Gedanken schweifen lassen, bis ich schließlich beim Anwesen der Browns angekommen bin. Die Gegensprechanlage ist defekt, wie mich ein kleiner Zettel mit einer geschwungenem Handschrift hinweist. Besser für mich. Ich stelle das Auto direkt vor dem Haus ab und meine Absätze klackern, als ich die Treppen emporsteige. Diesmal habe ich nicht die Louboutins an, eine Blase reicht mir fürs Erste völlig. Ungefähr fünf Sekunden nachdem ich geklingelt habe, erscheint die Haushälterin der Browns. "Ja bitte?", fragt sie leicht hochnäsig. "Mein Name ist Dawn Carter. Ich würde gerne zu Tyler, wir machen ein Schulprojekt zusammen." Ich schaue von oben auf die kleine Gestalt herab. "Er ist in seinem Zimmer." Sie will mir den Weg zeigen, doch ich winke lässig ab. "Ich weiß, wo es langgeht." Dann steige ich die Treppe anmutig hoch, zumindest hoffe ich, dass es so aussieht. Leise trippele ich oben über den Gang, der dicke Teppich dämpft meine Schritte. Schon von weitem kann ich die Musik hören, die aus Tylers Zimmer dringt. Irgendein mir unbekannter Rapsong. Ohne anzuklopfen reiße ich die Türe auf und entdecke ihn schließlich an seinem Schreibtisch, über einer Arbeit zusammengesunken. Da er weder mein Eintreten noch die zufallende Tür bemerkt, gehe ich auf die Anlage zu und stelle sie aus. Er wirbelt herum, die Augen so groß wie Tennisbälle. Tyler ist ganz eindeutig verwirrt. Schließlich setzt er eine emotionslose Maske auf und bedenkt mich mit einem verkniffenem Grinsen. "Dawn."

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Ein neuer Teil, wuhu :D
Sogar ein ziemlich langer, wie ich finde :o
Naja, jedenfalls wollte ich mich für die vielen Votes und Reads bedanken *-*
Das ist echt unglaublich *.*
Wer liest meine Geschichte eigentlich alles? Der könnte mal ein kleines Kommentar hinterlassen :)
Gibt es sonst noch Unklarheiten? Kritik? Verbesserungsvorschläge? Lob?
Btw: viele haben ja gedacht, Tyler wäre sooo böse o.O
Aber das ist er ja gar nicht xD

Liebe Grüße,
Emma x

Am Abgrund *slow updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt