Kapitel 5: Die Reise beginnt

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„Jeder neue Name ist verpflichtet, sich innerhalb einer Woche nach der Namensgebung auf den Weg nach Himmelstor zu machen und sich als neuer Träger seines Namens im großen Namensarchiv von Himmelstor registrieren zu lassen.“ (Paragraph 4 aus dem Gesetzbuch von Mirabortas)

Tummersberg war mit knapp siebentausend Einwohnern eine vergleichsweise kleine Stadt, doch für mich war sie mein Zuhause und ich war stolz auf sie. Mir gefiel das geschäftige Treiben in den Straßen, die Herzlichkeit der Bewohner und wie sich ihre roten Ziegeldächer vor den grauen Gipfeln des Dollgebirges hervorhoben.

Mit großen Augen ging ich durch die Straßen und versuchte alles so gut wie möglich in mich aufzunehmen. Ich sah einen Ipso, der das Abladen seiner neuen Waren überwachte. Ein reisender Händler – ich konnte nicht sehen, ob es ein Derada war oder ob der Händler zu einer anderen Dynastie gehörte - war mit einem überdachten Wagen voller Stoffe in den unterschiedlichsten Farben nach Tummersberg gekommen und diskutierte nun mit dem älteren, ansässigen Großhändler über einen angemessenen Preis für seine Waren. Das Feilschen ging beinahe freundschaftlich zu, als wüssten beide vorab, auf welchen Preis sie sich am Ende einigen würden, und das Handeln war zu einem Höflichkeitsgespräch geworden.

Ich beobachtete die beiden eine Weile, doch der Handel hatte mich noch nie interessiert und auch für Stoffe hatte ich im Moment keinen Bedarf. Ich wusste zwar, dass ich mir im Laufe der Reise noch neue Kleidung kaufen musste, aber ich wollte erst mal abwarten, wie weit ich mit meinem Geld kam, bevor ich eventuell zu viel für ein neues Hemd oder eine neue Hose ausgab.

Eine Straße weiter sah ich einen Jurto, der vor seiner offenen Schmiede stand. Ein Schwall warmer Luft drang aus dem Werkraum auf die Straße und der Geruch nach Asche, Metall und Schweiß kitzelte meine Nase. Der kräftige Schmied dehnte und streckte sich genüsslich, während er seine Nachbarn begrüßte und einen kurzen Plausch mit jedem hielt. Es war nett zu sehen, dass der Jurto mit jedem gut klar kam und er von allen respektiert wurde, obwohl er nur einen drei- oder vierteiligen Namen hatte.

Eine Hero in amtlicher schwarzer Kleidung kam gemächlichen Schrittes auf die Schmiede zu. In der Hand hielt die Frau eine offizielle Schriftrolle, die sie anscheinend dem Jurto überreichen sollte. Warum diese Aufgabe nicht ein Nivian übernahm, wusste ich nicht. Neugierig, was das wohl für eine Botschaft war, dass man sie nicht einem Kurier anvertrauen konnte, ging ich etwas näher heran.

„Kleris Bumber Jurto?“, fragte die Frau.

„Ja?“

Der Schmied drehte sich um. Als er die Hero sah, verfinsterte sich seine Miene. „Nicht schon wieder!“, stöhnte er.

Die Hero ignorierte ihn. „Im Auftrag des Rats von Tummersberg setze ich Sie hiermit in Kenntnis, dass Sie ausgewählt wurden, in zwei Wochen einen Vorführtag für die Herbstklasse 1278 zu halten. Bitte setzen Sie sich mit dem Schuldirektor in Verbindung, um einen genauen Tag mit ihm abzusprechen.“

Die Juristin hielt dem Schmied das offizielle Dokument zur Begutachtung hin. Der Jurto ließ sich Zeit beim Lesen, bevor er schließlich grummelte.

„Bitte unterschreiben Sie hier, dass Sie Ihre Pflicht verstanden und akzeptiert haben“, forderte die Hero ihn auf und reichte ihm eine Schreibfeder.

Der Schmied sah nicht glücklich aus, als er unterschrieb. Was ging hier vor sich?

Die Juristin rollte das Schriftstück wieder zusammen, nickte dem Mann einmal kurz zu und ging dann zurück in Richtung Stadtmitte, wo sie ihr Büro hatte.

„Verdammt!“

„Schon wieder?“, fragte einer seiner Nachbarn, ein Enbua, mitfühlend.

„Das ist das sechste Mal in sechs Saisons!“, beschwerte sich Kleris Bumber Jurto. „Ich bin doch nicht der einzige Jurto in Tummersberg! Warum also werde immer ich ausgewählt?“

Die Magie der NamenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt