Unbezwingbar und die Wiederkehr

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Mit einem Schrei stürzte sich der bullige Bursche ins Gefecht und beschwor, mit Hilfe seines Antendoiten ein Eisschild hervor. Azuro hörte noch den Wunsch, den er aussprach und wusste in diesem Moment keinen Spruch oder Formel oder sonst was. Er verfiel in eine Art Panik als auch schon eine blau-weiß leuchtende Kugel auf ihn zu flog. Der Kampf würde entschieden sein, bevor der Kleine auch nur etwas sagen konnte. Wenn ihm sein Kopf schon nicht helfen konnte, seine Füße waren ihm noch treu. So versteckte er sich schnell hinter einer Tafel, die an der Wand lehnte. Gleich darauf schlug die Eiskugel mit einem lauten Knall auf die Tafel und erzeugte eine Frequenz von Tönen, die in den Ohren wehtat.

Als er sich einigermaßen sicher fühlte, kletterte er aus seinem Versteck und überlegte fieberhaft was er sich wünschen sollte. „Antendoit, Sonnenlicht!" schrie er und im selben Moment hätte er sich an die Gurgel gehen können was für ein dummer Wunsch!. „Sonnenlicht! Du hast im Unterricht wohl nicht aufgepasst, was? Du bist einfach nur jämmerlich", spottete Kuno und schnappte sich Azuro so am Kragen, dass dieser den Boden unter den Füßen nicht mehr spürte. „Ich glaube ich habe gewonnen, aber etwas anderes habe ich nicht erwartet", lachte er höhnisch und stieß seinen Gegner von sich. Dann grinste er ihn böse an und sagte: „Tja, dann muss deine liebe Penelope wohl jetzt mit mir tanzen, du Versager." Mit diesen Worten drehte es sich zu seiner Eroberung um. Azuro war wieder einmal am Boden zerstört. Miko stand plötzlich neben ihm und wollte ihm aufhelfen.

Doch der Schwarzhaarige schämte sich so sehr, dass er niemandem in die Augen sehen wollte. Nicht seinem besten Freund, seiner Schwester oder Neala, er wollte einfach nur im Erdboden versinken. „Lass mich in Ruhe", fauchte er Miko an, stand auf und rannte die Treppen hinauf in den Gang. Wo sollte er jetzt hin? Ins Zimmer? Nein, dort war Sai, der die Disco sausen ließ. Der würde ihm wahrscheinlich Löcher in den Bauch fragen. Völlig deprimiert lehnte er an der Wand und dachte daran, dass Penelope jetzt wegen ihm mit diesem Typen tanzen musste. Hätte er sich nicht eingemischt, wäre seine Schwester mit ihrer Sturheit sicher besser ausgestiegen, aber nun? Er schämte sich so sehr für seine Unfähigkeit. Wenn er nur mehr über die Antendoiten wüsste, dann stehe er nicht so belämmert vor Allen da. Doch er war nur ein dummer Erstklässler, der sich bevor er in diese blöde Schule gekommen war, überhaupt nicht für diese Dinge interessiert hatte.

„Wenn, wenn ... Was wäre wenn. Was soll der ganze Mist eigentlich. Ich brauche einen Trainer", murmelte Azuro vor sich hin. Plötzlich spürte er einen eisigen Wind. Er fuhr herum und glaubte eine Stimme zu hören. „Ich warte ...bis Freitag... auf deine Absage", flogen die Wörter um ihn herum, wie lästige Mücken. Eine Gänsehaut stieg in ihm auf, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Das verdammte Angebot von dieser unheimlichen, blauhaarigen Furie!" schoss es ihm durch den Kopf. Schnell sah er auf seine Uhr. Es war fünf vor Zwölf, also nicht zu spät. Aber wenn er sich jetzt nicht beeilte, würde Secret ihm die Hölle heiß machen, im wahrsten Sinne des Wortes. Also stolperte er zum Geheimgang und kullerte kopfüber die Rutsche hinunter. Der morastige Boden fing ihn wie immer weich auf. Er sah sich um, denn er wollte es vermeiden in die Arme der Riesen-Echse zu laufen. Vorsichtig machte er sich auf den Weg zum Wasserfall, schließlich hatte er keine Zeit zu verlieren. Er begann zu laufen und merkte dabei nicht, dass er schon die ganze Zeit beobachtet wurde.

Percyfus wusste immer wenn jemand durch die Falltür kam. Er war der Wächter der Unterwelt, keiner würde ungesehen an ihm vorbeikommen. So schritt er in zweiter Reihe auf leisen Sohlen mit Azuro mit und freute sich insgeheim ihn wieder zu sehen. Erst als der Junge den Wasserfall erreichte, sprang er hervor. „Hallo Azuro, du bist wieder hier! Ich dachte schon nach dem was letztes Mal passiert ist, würde ich dich nie wieder sehen", sagte er freundlich.
Der Angesprochene war es mittlerweile gewöhnt, von dem Reptil überrascht zu werden und erholte sich dementsprechend schnell von dem Schrecken. „Warum bist du gekommen? Was ist passiert?" wollte die Echse wissen. Doch all diese Fragen schienen durch Azuro hindurch zu gehen, denn er stapfte schnurstracks auf den Wasserfall zu und schritt hindurch. Zu seiner Verwunderung öffnete sich die Tür, als er kurz davor war den Befehl an seinen Antendoiten auszusprechen. Der mutige Erstklässler verschwand in der Finsternis und zurück blieb ein sehr verwunderter Percyfus.

Azuro hatte ein mulmiges Gefühl, aber seine Entscheidung stand fest. Auf keinen Fall würde er sich noch einmal so einer Blamage aussetzen wie heute Abend. Keiner sollte mehr mit mitleidigem Blick auf ihn herabsehen, nicht seine Geschwister und auch kein Drittklässler. Genau deswegen war er hier, um mit Top Secret zu trainieren und zu lernen mit seinen Fähigkeiten umzugehen. Auch wenn er Angst vor ihr hatte, war er sich sicher, dass sie die Richtige für diese Sache war. Er war bereit mit ihr zu arbeiten und sich nicht unterkriegen zu lassen. Er setzte tapfer einen Fuß vor den anderen und erreichte bald den Ausgang zum Wald, in dem die merkwürdigen Gestalten wohnten. Schon hörte er leise Schritte vor sich und kurz darauf sah er sie auch. „Secret! Ähm, ... ich bin da, ... und", stotterte er und starrte sie an. „Das sehe ich! Tja, reichlich spät, meinst du nicht?!" Sie beugte sich zu ihm vor und zischte ihm ins Gesicht. „Ich sagte bis Freitag! Wir haben Samstag 00:15Uhr, du Hohlbirne!" Sie drehte sich um und meinte dann etwas freundlicher: „Aber jetzt komm erst mal mit, wir können später über deine Bestrafung reden." Beide verschwanden wieder im Tunnel und Azuro lief ein eisiger Schauer über den Rücken als er das Wort „Bestrafung" hörte, er dachte da an eine Folterkammer, die sogar zu Secrets Geschmack passen könnte.

Immer tiefer führte der dunkle Pfad in den Berg, bis Secret abrupt anhielt. Mit einem Mal hatte er das Gefühl zu schweben. Um ihn herum war es stockdunkel, doch seine Hände leuchteten wieder in einem kalten, bläulichen Schimmer. Secret begann auf ihren Schüler einzureden: „Das hier ist mein persönlicher Trainingsplatz." Sie machte eine ausladende Bewegung mit ihrer Hand als würde sie ihm einen Turnsaal zeigen wollen. Doch das Einzige was dieser sah, war endlose Schwärze und seine Lehrerin, die als ganze in einem rötlichen Schein loderte. „Dieser Platz ist perfekt dafür geeignet, denn hier erlernst du schwierige Übungen im Handumdrehen. Schau her", forderte sie Azuro auf und begann mit einem Flick-Flack, einem Überschlag und endete mit einem Handstand. Ihre Bewegungen waren elegant und geschmeidig, so als würde sie es ganz ohne Mühe schaffen. „Na wunderbar, ich will doch nicht zum Zirkus", dachte der Junge. „Weist du, hier unten ist die Schwerkraft ein wenig anders als auf der Erdoberfläche, deshalb wird das Training hier zum Kinderspiel", erklärte sie voller Stolz, während sie durch die Luft hüpfte und ein paar sehr interessante Bewegungen machte. Plötzlich fühlte der Schüler das Verlangen los zu laufen und zu springen. Für einen ganz kurzen Moment sah Azuro sich, wie ein Ninja durch die Dunkelheit fliegen und seine Angreifer nur durch seine Schnelligkeit zu besiegen, doch seine Trainerin holte in gleich wieder auf den Boden der Wirklichkeit. „So Azuro, nun zu deiner Strafe für dein Zuspätkommen! Dreißig Liegestütze, zuerst auf beiden Händen und dann jeweils fünfzehn auf Einer!" Sie sprach mit einer Art Selbstgefälligkeit, die dem Jungen gar nicht gefiel. „Was für ein Blödsinn", dachte er, doch sollte er sich jetzt schon mit ihr anlegen? Er befand es schließlich für richtig, zu tun was sie sagte. Als Azuro in Liegestützposition war, bemerkte sie noch: „Ach, und wenn du zwischendurch schlapp machst, darfst du noch mal von vorne beginnen!" Natürlich klappte es nicht, er brachte es gerade mal bis sieben. „Tja so ein Pech aber auch, das wird ab jetzt dein morgendlicher Frühsport werden. Täglich! Du wirst sehen, im Hand um drehen bist du top fit. Nun guck mich nicht so an, mach weiter", lachte sie hämisch und setzte sich mit gekreutzten Beinen ins nichts neben ihn. „Ich werde dir erstmal etwas über den Antendoiten erzählen", beschloss sie, um nicht ganz untätig herumzusitzen. „Ich selbst bin kein Anthet, habe aber trotzdem die Gabe mit den Steinen zu arbeiten. Das hat mich viel Zeit und Geduld gekostet und einige die hier mit mir in der Vorhölle leben, dachten ich würde es nicht schaffen. Doch ich gebe nie auf, ich habe Freunde die mir vieles beigebracht haben und irgendwann werde ich es schaffen aus diesem Loch hier herauszukommen." Nach einer kurzen Pause meinte sie: „Vielleicht bist du ja mein Schlüssel zur Außenwelt?" Azuro sah sie nur verständnislos an und bemühte sich zum zehnten Mal, die dreißig Liegestütz hintereinander hinter sich zu bringen. „Also,..." begann Top Secret wieder mit einem Lutscher im Mund, woher auch immer sie diesen hatte: „Nun die ganze Geschichte von Neodon und Agatha von Anfang an.

Azuro hatte aufgehört, war mitten in der Bewegung stecken geblieben und stammelte: „Wie bitte,... das war doch ganz anders!" Er stand auf und beugte sich schwerfällig zu ihr hinunter. „Mir reicht es jetzt, du willst mich veräppeln, oder?" „Du hast doch keine Ahnung", sagte sie beiläufig. „Ich werde dir nächstes Mal jemanden vorstellen, der meine Geschichte bestätigen kann. Komm, ich möchte dir noch ein paar Tricks zeigen. Die habe ich mir alle von Imedes abgeguckt." Azuro reichte ihr seine Hand um ihr aufzuhelfen und Secret nutzte die Gelegenheit sofort um ihren Schüler eine Lektion zu erteilen. Sie warf ihn mit einem Schwung über sich hinweg. Mit einem fluchenden Schrei landete der Junge wie auf einer gummiartigen Matte mitten in schwarzer Finsternis. „Na schön, dann eben auf die harte Tour", murrte er und versuchte sich gegen ihre Angriffe zu wehren. 

Die wahre Geschichte von Neodon und Agatha wird bald aufbereitet, danke fürs Lesen💕

Antendoit - Abenteuer in einer anderen WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt