Linus kuschelte sich an Jakob und fragte ängstlich: "Was war das denn für ein Knall?" Jakob hatte sich auch ein wenig erschrocken. Er hielt Linus fest und versuchte ihn zu beruhigen: "Ich glaube, das war nur ein Donner." Er stand auf und lugte durch das dreckige Fenster der Waldhütte, gegen das nun auch Regen schlug.
"Es ist nur ein Gewitter. Du brauchst keine Angst zu haben", rief Jakob seinem Freund zu, der sich unter der Decke verkrochen hatte und zurückrief: "Aber du weißt doch, dass ich Angst vor Gewitter habe."
Jakob zog Linus die Decke weg und nahm ihn in seine Arme: "Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin bei dir. Außerdem habe ich dich bei einem Gewitter das erste Mal geküsst. Weißt du noch?" Linus nickte und lehnte sich an Jakob an. Ein gleißender Blitz erhellte den Himmel.
"Wow, dass sieht aus, als würde der Himmel Feuer fangen", staunte Jakob. "Genau wie mein Himmel und mein Herz Feuer gefangen hat, als dich zum ersten Mal geküsst habe, Linus." Dann schlug Jakob vor: "Komm lass uns rausgehen und nackt im Sommerregen tanzen. Es sieht so cool aus. Und nun, wo unser beiden Himmel Feuer gefangen und sich vereinigt haben, ist das bestimmt ein Zeichen."
"Ich weiß nicht, Jakob", stammelte Linus. "Lass uns doch hier noch ein wenig kuscheln." Jakob schaute Linus verständnisvoll an und setzte dann seinen Dackelblick auf: "Ach komm schon. Es ist noch warm und das wäre doch die Krönung dieses schönes Tages und unserer Liebe. Und danach kuscheln wir noch etwas, holen uns den Proviant dazu und lassen es uns richtig gutgehen."
Linus konnte nicht widerstehen. "Also gut", meinte er nicht ganz überzeugt, aber vielleicht sollte er einfach etwas mutiger werden. Er ließ sich von Jakob nach oben ziehen. Der nahm Linus beim nächsten Donner in den Arm. Linus fühlte sich geborgen und sicher. Dann gingen die Beiden hinaus und der warme Gewitterregen prasselte auf ihre nackten Körper. Linus sah aus den Augenwinkel ein paar Eichhörnchen, die Schutz vor dem Gewitter suchten und ihm warnende Worte zuriefen. Durch das laute Gewitter konnte Linus sie nicht verstehen. Da zog Jakob ihn zu sich und sie fingen an zu tanzen. "Ist das nicht geil, Linus?", fragte Jakob. Dann tanzte er weiter und rief: "Ich liebe dich, Linus. Für immer."
In diesem Moment schoss ein kräftiger Blitz vom Himmel und traf Jakob direkt in sein liebendes Herz. Als Jakob zusammensackte, schrie Linus ganz laut und stürmte zu seinem Liebsten. Er nahm ihn in seinen Arm und fühlte keinen Puls mehr. Der Regen ließ nach. Die Eichhörnchen kamen angelaufen. Sie sahen Jakob und legten mitfühlend ihre Tatzen auf Linus. "Es ... es tut uns leid", sagten sie voller Trauer.
Linus schrie weiter voller Verzweiflung. Es fühlte sich für ihn an, als hätte dieser verdammte Blitz auch sein Herz getroffen und zerteilt, als er sich weinend über Jakob kniete. Das Gewitter verzog sich allmählich. Zurück blieb ein lieblich mit orange und lila gefärbter Himmel.
Bei dem Anblick heulte Linus: "Das da oben muss dein liebendes Herz sein, Jakob. Deine reine Seele lässt den Himmel leuchten. Doch meiner wird ohne dich nie mehr Feuer fangen, sondern immer trist und grau sein."
DU LIEST GERADE
als der Himmel Feuer fing
RomanceLinus hat eine besondere Gabe, die er bislang jedem verschwiegen hat. Als Jakob in die Nachbarschaft zieht, verliebt er sich sofort in ihn. Eine schöne und tragische Liebesgeschichte beginnt.