Der Plan

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Squirrel seufzt, soweit Eichhörnchen das können, tief durch und beginnt: "Also Linus. Wir wissen ja alle, was vor fast einem Jahr schlimmes passiert ist. Wir haben alle gesehen und gespürt, wie sehr du unter dem Verlust von Jakob gelitten hast und du auch heute noch leidest. Deshalb haben wir Eichhörnchen lange geredet und diskutiert, ob wir unsere Gabe einsetzen sollen, um dir zu helfen."

Linus schaut erwartungsvoll auf das Eichhörnchen. Wie soll das denn funktionieren?

Squirrel muss sich ein wenig sammeln. Dann erläutert er es: "Wir können jemanden, der die Gabe hat, uns zu verstehen, einmalig einen Zeitsprung ermöglichen und zwar immer genau ein Jahr rückwärts."

Linus zittert und traut seinen Ohren kaum: "Das ist ein Scherz, oder? Das kann einfach nicht funktionieren. So etwas gibt es nicht."

Squirrel antwortet möglichst ruhig: "Es gibt auch Menschen wie du, die die Gabe haben, mit uns zu sprechen. Auch das gibt es den Gesetzen der Natur zufolge eigentlich nicht."

Linus nickt: "Da habt ihr Recht. Außer Jakob hat mir das auch nie jemand geglaubt. Jakob war einfach einmalig. Ich vermisse ihn jede Sekunde. Und ich würde alles dafür tun, ihn wiedersehen zu können. Wie genau soll das denn funktionieren?"

"In einer Woche jährt sich das schreckliche.... Unglück", antwortet Squirrel. "Wie gesagt, wir können das genau nur ein Jahr später machen. Sonst hätten wir dich bestimmt nicht so lange leiden lassen. Du bist ja schließlich unser Freund! Wir treffen uns also an diesem Morgen hier an dem Baumstumpf und dann versetzen wir dich an den Morgen vor einem Jahr zurück."

"Das heißt, ich kann dann verhindern, dass wir zur Waldhütte gehen und Jakob der Blitz trifft?", fragt Linus hoffnungsvoll.

"Nein", antwortet Squirrel ehrlich und erläutert das: "Es wird alles wieder so sein wie damals. Du wirst nicht wissen, was passiert. Du hast das komplette letzte Jahr vergessen. Du wirst Jakob unbedarft wiedersehen."

Linus schluckt. Das alles kommt dem blonden Jungen völlig unrealistisch vor. Seine Gehirnzellen rattern. Dann sagt er leicht bockig: "Das kann ja gar nicht funktionieren. Wenn ich nicht weiß, was passieren wird und alles vergessen habe, kann ich ja gar nicht verhindern, dass Jakob vom Blitz erschlagen wird. Ich meine damit, es wird doch alles genauso passieren wie damals. Warum sollte ich das denn nochmal durchmachen müssen?"

Squirrel sieht, wie aufgebracht Linus ist. Beruhigend legt das Eichhörnchen seine Tatze auf Linus und schaut mit seinen Knopfaugen intensiv in Linus' wasserblaue Augen: "Wir sind ja auch noch da. Wir werden nämlich nichts vergessen. Wir werden es zu verhindern wissen. Versprochen!"

"Indem ihr mich warnt? Mir sagt, wir sollen auf jeden Fall in der Waldhütte bleiben und nicht nach draußen gehen, wenn das Gewitter anfängt?", fragt Linus.

"Wir werden sehen. Aber es wird schon klappen. Versprochen!", antwortet Squirrel leicht ausweichend.

Linus schaut zum Himmel. Dort irgendwo hinter der Sonne muss sein geliebter Jakob sein. Und der würde bestimmt auch gerne noch viele Jahre bei ihm hier unten sein wollen. 

Linus sagt also mit fester Stimme: "Das letzte Jahr war so grausam. Ich würde es sowieso gerne aus meinem Gedächtnis löschen. Ich bin dabei!"

Mit einer Mischung aus Erleichterung und Bedrücktheit schauen die Eichhörnchen Linus an.

"Es gibt aber noch etwas, was du wissen musst, Linus", sagt Squirrel betreten. "Jedes Glück hat seinen Preis. Und wir dürfen dir die Folgen nicht verheimlichen. Also ...."

Squirrel zittert merklich und auch Linus wird wieder nervöser. Voller Angst erwartet er, was Squirrel zu sagen hat.

als der Himmel Feuer fing Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt