Traurige Begegnung

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Traurig kniet Linus vor Jakob's Grab. Wie so oft. Er schaut auf den Grabstein. Gerade mal 17 Jahre ist Jakob geworden. Er legt eine rote Rose nieder und streichelt über den kalten Stein.

"Ach Jakob, was soll ich denn jetzt nur  tun. Ich wünschte, du könntest mir einen Rat geben", flüstert Linus. Dann schließt Linus seine Augen und denkt an die Zeit mit Jakob. An all das, was sie gemeinsam erlebt haben. Und er malt sich aus, was noch vor ihnen gelegen hätte.

Gleichzeitig sieht er die ganzen Erlebnisse mit seinen Freunden, den Eichhörnchen, vor sich. Sie waren immer für ihn da und er für sie. Auch das kann doch nicht einfach gelöscht werden!

Wieder fleht Linus um ein Zeichen und senkt seinen Kopf. Da geht ein leichter Windzug über seine blonden Haare. Wie ein sanftes Streicheln. Linus schluckt. Es kommt ihm unheimlich vor, die Wärme und Liebe, die er durch den Windzug spürt.

Er schaut zum Himmel. Linus schluckt, atmet tief durch. "Jakob, stehst du zu mir, egal was ich jetzt tun werde?"

Da kommt erneut ein warmer Wind, der durch Linus' Gesicht streicht und seine Seele berührt. Es fühlt sich für Linus an wie eine stumme Zustimmung aus dem Jenseits, egal wie seine Entscheidung ausfallen wird. Linus fühlt sich auf einmal geborgen. Als wäre Jakob noch für ihn da.

"Vielleicht sollte ich nicht in das Schicksal hereinpfuschen", murmelt Linus vor sich hin. "Es soll alles bleiben wie es ist. Ich muss lernen damit zu leben", beschließt Linus. Er verweilt noch ein wenig am Grab, hängt seinen Gedanken nach. Etwas zuversichtlicher und überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, entfernt sich Linus vom Grab. Er will zu den Eichhörnchen. Ihnen sagen, dass er ihre Gabe nicht in Anspruch nehmen wird. Und dass er seine Gabe behalten möchte.

Langsam schlurft Linus in Richtung des massiven Friedhoftores. Da hört er eine traurige Stimme hinter sich, die zögerlich "Linus?" fragt. Linus schaut sich um. Er sieht in die leeren Augen einer Frau. "Linus, es ist schön, dass du Jakob noch immer besuchst....", sagt sie und bricht dann in Tränen aus.

Linus schluckt. Er erkennt die Frau sofort, auch wenn sie äußerlich alt geworden ist. Es ist Jakob's Mutter. Wie soll gerade er sie nun trösten? Zaghaft nimmt er ihre Hand. Jakob's Mutter nimmt die Stütze des Jungen dankbar an. "Linus", schluchzt sie, "ich vermisse Jakob so sehr. Er fehlt uns allen so sehr. Ach könnte ich die Zeit zurückdrehen, nur einmal noch. Aber das kann ja leider niemand."

Linus fröstelt. Ganz leise sagt er: 'Ich vermisse Jakob auch. Er fehlt mir so sehr. Bei jedem Atemzug den ich mache." Dann reißt er sich los und läuft weinend davon. Verwirrt und traurig bleibt Jakob's Mutter zurück. Linus rennt und rennt. Unaufhörlich pocht und hämmert es in seinem Kopf. Völlig außer Atem kommt er an dem Baumstumpf an. Die Eichhörnchen schauen ihn entsetzt an. Er wirkt völlig fertig und ausgelaugt. "Ich habe eine Entscheidung getroffen", keucht er.

als der Himmel Feuer fing Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt