Kapitel 2

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Natasha p.o.v.

Behutsam schlich ich durch die Gänge. Es war echt keine Menschenseele zu sehen. Wie konnten die denn alle zusammen essen? Das war doch total bescheuert.
Echt, also einfacher konnten die es mir nicht machen.
Wobei...sie konnten mir verraten, wo Thomas und der Rest gefangen gehalten wurde. Ich vermutete, dass sie in einem der Probantenlager der früheren Testungen waren, aber alle davon zu durchsuchen würde vermutlich sehr lange dauern und die Zeit hatte ich nicht.  Deswegen kam es mir gerade recht, dass ich an einem der Überwachungsräume vorbeilief.
Ich erinnere mich vage an diesen hier. Thomas und ich hatten Toni, dem Überwachungstechniker immer ein paar Streiche gespielt, da er uns immer sofort verpfeifte, wenn wir irgendeinen Mist gebaut hatten.

Die Tür stand leicht geöffnet, also spähte ich vorsichtig rein. Wie ich vermutet hatte, war der Raum leer. Toni musste auch beim Essen in der Kantine sein. Hier drin roch es fürchterlich nach Bier und einer  Mischung aus etwas, dass ich wie Griewerfürze und Kadaver bezeichnen würde. Es war so als würde die Lüftung hier drin nicht funktionieren und es war unordentlicher als vermutet. Dieser Kerl machte sich nichts draus mal aufzuräumen und er war sehr achtlos, weswegen er auch vermutlich die Tür offen gelassen hatte.

Ich ging zu den Computern und öffnete dort die Datei mit dem Kameras aus den Probantenlagern. Es dauerte nicht lange, da hatte ich meine Freunde ausfindig gemacht. Sie waren in einem der neueren Räume am Ende des Lagers. Diese waren zwar etwas moderner und wirkten nicht so wie Zellen für Gefangene, aber dafür waren sie auch am weitesten weg. Der kürzeste Weg dorthin führte durch sämtliche Labors, die normalerweise voll waren mit Wissenschaftlern. Den würde ich nicht nehmen können. Der andere Weg war etwas länger, aber dort würde ich abends nach dem Essen vermutlich auf niemanden mehr treffen, weswegen ich wohl oder übel die Zeit investieren musste.
Damit Toni nicht so schnell feststellen konnte, dass ich unerlaubt auf diesen Gängen rumlief, zog ich eine alte Datei von diversen Kameraaufnahmen rüber und überspielte diese auf die aktuellen. Jetzt sah man die Aufnahmen von vor zwei Wochen.

Ich wollte mein Werk gerade feiern, da hörte ich wie jemand rülpsend und mit schweren Schritten auf den Überwachungsraum zukam. Das musste Toni sein. Ich konnte nicht mehr raus, ohne von ihm gesehen zu werden. Das einzige, was ich schaffte, bevor er den Raum betrat, war mich unter einer Ablage neben der Türöffnung zu verstecken.
Ich hielt mir die Hand vor dem Mund, damit er meinen schnellen Atem nicht hören konnte. Gemütlich spazierte er auf seinen Schreibtischstuhl zu und ließ sich dann wie ein Betonhammer drauffallen. Wie schon erwartet, hat er natürlich die Tür halb offen gelassen. Hätte er sich umgesehen, dann hätte er mich garantiert entdeckt, aber er hatte nur Augen für die neue Bierdose, die er sich mitgebracht hatte und jetzt genüsslich öffnete und daraus trank.
Dennoch wusste ich, dass er Bewegungen in seinem Augenwinkel, wie ein Adler einfangen konnte. Ich würde also nicht unbemerkt entkommen, wenn ich einfach zur Tür hinausschleichen wollte. Meine einzige Chance bestand darin ihn irgendwie abzulenken, damit er für einen kurzen Moment in die andere Richtung schaute und ich in der Zeit hinauslaufen könnte. Denn noch nichtmal er konnte sehen, was hinter seinem Rücken passiert. 
Nur wie sollte ich das anstellen? Ich sah mich um, aber das einzige was haufenweise in diesem Raum vorkam, waren leere Bierdosen. Überall lagen sie rum. Mich würde nicht wundern, wenn aus irgendeinem der Bierdosen plötzlich ein mutiertes Tier kriechen würde.

Jedoch kam mir eine Idee. Wenn ich es schaffte eine Bierdosen in den richtigen Winkel des Raumes zu werfen, dann würde er den Blick von mir abwenden und ich könnte fliehen. Nur leider musste es auch so aussehen, als wäre die Bierdose nicht geworfen worden und das war der schwierigste Teil. Ich ermutigte mich. Lange würde ich sowieso nicht mehr unentdeckt bleiben und meine Freunde brauchten mich. Also nahm ich mir so vorsichtig wie möglich eine der Bierdosen, die links neben mir lag und zielte fein säuberlich auf die andere Seite des Raumes, wo sich schon ein kleiner Stapel gebildet hatte. Wenn ich richtig traf, könnte man vielleicht denken, dass die Bierdosen von selbst umgefallen wären.
Na gut, ich sollte mich konzentrieren.
Ich setzte gerade zum Zielen an, aber war noch nicht richtig zufrieden mit der vermuteten Flugkurve, da drehte sich sein Kopf in meine Richtung. Ehe ich mich versehen konnte, flog die Bierdose in die andere Richtung und riss den Stapel an Bierdosen auseinander. Geschockt drehte er sich um, damit er nachvollziehen konnte, was hinter ihm Geräusche gemacht hat, aber da war ich schon aus dem Raum gesprintet. Schnell versteckte ich mich im nächsten Gang und wartete, dass mich jemand verfolgte oder Alarm geschlagen wurde. Aber es kam niemand und alles blieb ruhig. Mein Plan musste also funktioniert haben. Jetzt konnte ich endlich meine Freunde ausfindig machen und ihnen hier raus helfen.  

THE MAZE RUNNER 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt