Kapitel 5

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Natasha P.o.V.

Der Lauf der Waffe schlug mir beim Laufen unangenehm gegen den Oberschenkel und einige Strähnen meiner Haare zogen mir aufgrund des Windes durchs Gesicht und blieben dort hängen. Immer wieder musste ich mir mit meiner freien Hand durchs Gesicht fahren, um sehen zu können. Die unerträgliche Hitze machte das Laufen auch nicht angenehmer.                   
Dennoch hörte ich nicht auf zu laufen. Ich wusste, dass es wichtig war so schnell wie möglich die größte Distanz zwischen uns und dieser widerlichen Einrichtung zu bringen. Vermutlich waren diese Typen schon längst hinter uns her und sollten sie mobil unterwegs sein, dann waren wir noch immer in größter Gefahr.

Während wir stillschweigend vor uns hin liefen, fiel mein Blick auf die Umgebung. Wenige Minuten zuvor waren wir noch umgeben von einer kargen Wüste, aber jetzt zeichneten sich Umrisse einer zerstörten Stadt ab. Ruinen so weit das Auge reichte. Viele waren schon fast nicht mehr zu erkennen, weil sie fast komplett unter dem Sand begraben waren, dennoch war es unverkennbar. Hier mussten früher einmal Menschen gelebt haben. Automatisch fragte ich mich, was passiert sein muss, dass dieser Ort so menschenleer war.  Wussten wir davon und A.N.G.S.T. hatte uns auch diese Erinnerung genommen? Würden wir es je erfahren? Wahrscheinlich nicht.

Irgendwann hielten wir an und verschnauften für einen Moment. "Was denkt ihr? Ob sie uns gefolgt sind?", fragte Newt. "Ich kann mir vorstellen, dass sie uns nicht einfach so laufen lassen werden, aber ich gehe davon aus, dass sie vor Ort erstmal genug Chaos zu richten haben. Dennoch sollten wir vorsichtig sein und ein aufmerksames Auge haben", erwiderte Minho.

"Wir sollten auch eins darauf haben", setzte Thomas an und deutete mit seinem Finger hinter Minho auf die ungeheuer schwarzen Wolken, die sich uns mit erstaunlicher Geschwindigkeit näherten. "Du hast Recht, wir sollten nichts riskieren. Suchen wir uns einen Unterschlupf", schlug Minho vor. Ich blickte mich um und stellte genau wie die anderen fest, dass es hier kaum Gebäude gab und die wenigen, die noch hier standen kein Dach mehr aufzuweisen hatten. Sollte sich das Unwetter weiter so schnell nähern, dann würde das Unterschlupf suchen ziemlich schwierig werden. "Minho was sollen wir machen? Hier gibt es nichts, was uns Schutz bieten könnte." Ich blickte nervös zu ihm und dann wieder in die Landschaft.

Währenddessen fixierte sich sein Blick auf etwas, dass neben uns leicht aus dem Sand ragte. Er ging näher, um es begutachten zu können. Minho schaufelte den herumliegenden Sand etwas weg. "Das dürfte ein Straßenschild oder sowas sein", beteuerte er. "Lass mich mal sehen". sagte ich und kniete mich neben ihn. "Sieh mal, auf dem Schild ist ein Flugzeugsymbol. Vielleicht gibt es hier in der Nähe einen Flughafen?"  "Ich weiß nicht, ob das Schild nicht vielleicht her geweht wurde und selbst wenn, woher willst du wissen, dass dieser nicht genauso beschädigt ist, wie die anderen Gebäude hier Natasha?" "Naja ein Flughafen ist doch recht groß und bestimmt recht stabil gebaut. Ich glaube, dass er noch intakt ist."  Minho zögerte einen Moment und guckte kurz rüber zu Thomas, der nur die Schultern zuckte. Er stieß ein kaum hörbares Schnaufen aus und sagte dann: "Was soll's wir versuchen es. Der Pfeil zum Flughafen zeigt in diese Richtung, also gehen wir da lang." Er stand auf ging an Thomas vorbei. Für einen kurzen Moment dachte ich noch über andere Möglichkeiten nach, aber mir fiel nichts ein, weswegen ich schnell aufsprang und ihm folgte. "Hoffen wir mal, dass das Glück heute auf unserer Seite steht", fügte er im Gehen hinzu, ohne sich zu uns umzudrehen.

Eine gute halbe Stunde watschelten wir vor uns hin und das Unwetter lag uns noch immer bedrohlich im Rücken. Langsam wurde es auch dunkel und die Umgebung wurde noch ein wenig schwerer zu erkennen.  Irgendwann erreichten wir einen etwas größeren Sandhügel, den wir bestiegen. Oben angekommen hielten wir kurz an und blickten nach unten in der Hoffnung irgendwas erkennen zu können. Und tatsächlich: die Umrisse glichen dem eines Flughafens. Ich streckte meine Hand nach vorne und informierte Minho: "Sieh nur, das könnte ein Flughafen sein. Wir lagen also richtig." "Ja du hast Recht, das dürfte wirklich ein Flughafen sein", erwiderte Minho, "machen wir schnell, dass wir dorthin kommen.

Und so liefen wir voller Vorfreude den Hügel wieder hinunter und rannten Richtung Flughafen. Je näher wir kamen, desto deutlicher wurde auch, dass er kaum beschädigt war. Natürlich war auch dieser nicht im absolut perfekten Zustand, aber dennoch schien er wenigstens ausreichend Schutz vor dem Unwetter zu bieten.  Es dauerte auch nicht lange, da hatten wir die Hallen erreicht. Mein Blick fiel auf die riesigen, verschmutzten Fenster und auf die staubigen, verlassen Check-In Schalter. Die anderen sahen sich ebenfalls um. Nur Minho, Alby und Thomas schienen ein wacheres Auge zu haben und sahen sich nach eventuellen Gefahren um. Soweit ich das Ganze aber beurteilen konnte, gab es hier vorerst nichts Gefährliches.

Wir schritten durch die Sicherheitskontrollen und Thomas und Newt erlaubten sich einen Spaß, indem sie so einen alten Detektor nahmen und sich gegenseitig 'abscannten'. Ich verdrehte leicht die Augen. Immer nur Unsinn im Kopf...

"Lasst uns dort bei den Sitzmöglichkeiten niederlassen", schlug Minho vor, während er auf eine der ersten Wartebereiche zeigte, an dem sich die Passagiere eines Fluges immer aufhielten. Die Idee fand ich nicht schlecht, denn diese Ecke vom Flughafen sah bis jetzt am gemütlichsten aus und nach unserer erfolgreichen Flucht konnten wir wirklich etwas Ruhe gebrauchen. Zu unserem Glück hatten diese Wartebereiche einige "Ruheecken", die über gepolsterte Liegestühle verfügten, welche die meisten von uns auch sofort besetzten. Der Rest machte es sich auf den Stühlen gemütlich.

Ich stand noch und blickte mich nochmal genauer um. Ich entdeckte einige interessante Läden, die von Klamotten bis Lebensmittel fast alles verkauften.  Zwar sahen diese auch schon geplündert aus, aber die Chance bestand, dass sich doch noch was nützliches finden ließ. Ich drehte mich zu Newt um und fragte ihn, ob er sich mit mir mal umschauen würde. Er nickte und ich sagte noch schnell Thomas Bescheid. "Macht ruhig, vielleicht findest du ein paar passendere Klamotten. Ich finde es nämlich echt eklig, dass du immer noch barfuß in den Schuhen von diesem komischen Mann rumläufst. Minho, ich und ein paar andere gucken währenddessen, ob wir ein bisschen Nahrung und was zu trinken auftreiben können."

Ich nickte und ging dann wieder zu Newt, damit wir losziehen konnten. Er neckte mich und flüsterte: "Am besten wäre doch ein Kleid und dazu passende High Heels, findest du nicht?" Ich stieß ihm leicht in die Rippen und lachte verlegen: "Schauen wir, dass wir was wüstentaugliches finden. Vielleicht ist für dich ja auch noch was dabei." Ich zwinkerte ihm zu und schlich an ihm vorbei in den ersten Laden.

THE MAZE RUNNER 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt