Gespräch

447 20 0
                                    

"Kater! Wach endlich auf!"
Mein Lehrer schaute mich wütend an. Ich hab nicht geschlafen oder so, aber ich habe gar nicht aufgepasst. Alle Schüler im Raum schauten mich teilweise kichernd an. Ja lacht ruhig. Wenn ihr wüsstet was in mancher Köpfe so abgeht, würdet ihr alle euer Maul halten.
Ich bin nicht wirklich beliebt in meiner Klasse. Alle sagen das ich komisch sei, weil ich nie rede und kaum Kontakte knüpfe. Dabei war ich nicht immer so. Früher hatte ich sehr gute Freunde, man könnte schon sagen ich war beliebt. Aber als meine Probleme erst anfingen, hab ich zu all meinen Freunden den Kontakt abgebrochen. Ich wollte nicht das sie sehen was für eine Familie ich habe. Ich schäme mich so sehr. Sie hätten mich niemals verstanden. Niemals!
"Kater. Kann ich bitte nach der Stunde mit dir reden?"
Ich schaue ihn kein einziges mal an und nicke leicht.
Es hat geklingelt und ich gehe zu ihm zum Pult.
"Setz dich."
Ich setze mich auf irgendeinen Stuhl hin der mitten in der klasse steht.
"Kannst du mir mal bitte sagen, was mit dir los ist? Du redest nie. Deine Noten sind auf gut deutsch gesagt scheisse. Hast du vielleicht familiäre Probleme?"
Ich schaue kurz hoch. In sein ratloses Gesicht. Ich zucke die Achseln und schaue wieder zu Boden. Langsam füllten sich meine Augen mit Tränen.
"Kater. Ich zwinge dich nicht mir zu erzählen was los ist. Falls du wirklich private Probleme hast würde ich dir raten Hilfe zu holen. Professionelle Hilfe."
Redet der etwa von so einem Psycho-Heini ?
Niemals erzähle ich jemanden meine Geheimnisse. Niemals wieder. Ja. Ich war mal so dumm und hab es meiner früheren Lehrerin erzählt. Einfach alles. Das mein Vater tot ist, mein Stiefvater ein verdammtes Schwein und meine Mutter eine Alkoholikerin.
Sie versprach mir es keinem zu sagen. Und besonders nicht meinen "Eltern".
Doch wie es das Schicksal wollte, kam ich nach Hause und meine Mutter schrie mich direkt an: "Was hast du deiner Lehrerin erzählt?!" Sie schaute mich in dem Moment mit glühenden Augen an. Bevor die Situation eskalieren konnte, bin ich schnell hoch gerannt und sah wie meine Mutter versuchte mir eine Bierflasche hinter her zu werfen. Sie zersplitterte an der Wand. Ich rannte so schnell ich konnte in mein Zimmer und Schloss mich ein. Ein Glück das mein Stiefvater noch nicht da war. Wenn er wüsste was ich gemacht hatte...
"Kater?"
"Hm." Meine Stimme klingt eiskalt.
"Ich glaube dieses Gespräch wird keine weiteren Wirkungen haben. Bitte nimm mein Rat an und hol die Hilfe!"
Ich stehe auf und nehme mir meine Tasche.
"Ich brauche keine Hilfe."
Und schon verschwand ich aus der Tür.

Mein Leben vor dem SelbstmordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt