Zwischen Rosen und Verbänden

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Ich verabschiedete mich von Clara und Lia und ging nach Hause.
Zu Hause angekommen bemerkte ich das ich alleine war. Auch wenn ich nie wirklich mit meiner Mutter sprach, fühlte ich mich so allein gelassen. Vielleicht sollte ich sie mal besuchen? Ich könnte nicht ewig davor weg rennen.
Doch zuerst musste ich das mit Liam klären. Langsam muss ich mein Leben ein bisschen gerade biegen, ich musste es jedenfalls versuchen.
Ich rief bei Liam an und er klang total besorgt. Er sagte mir, das er sogar bei Lia und Clara komplett Sturm Geklingelt hat. Er musste sich ja wirklich Sorgen um mich gemacht haben.
Aber naja, wir machten uns ein Treffpunkt aus, um uns ein mal auszusprechen.
Als ich dort ankam, wartete er mit einem Strauß Rosen in der Hand. Wie aufmerksam von ihm.
Ich umarmte ihn kurz und bedankte mich für die Rosen. Die legte ich allerdings kurz auf eine Bank auf die wir uns auch hin setzten.
Ehe ich ein Wort sagen konnte, begann Liam über mich zu klagen: "Wo warst du die letzten Tage? Geschweige denn die letzte Nacht! Ich hab überall wo es ging angerufen. Ich war sogar bei deiner Mutter im Krankenhaus um zu fragen-..."
"Wo warst du?" Sagte ich erschrocken.
"Bei deiner Mutter im Krankenhaus. Sie war ganz komisch drauf. Also klar, ich kann verstehen das es ihr nicht gut geht, aber sie wollte gar nichts mehr von dir hören. Sie hat ganze Zeit abgeblo-.."
"Ich will davon nichts hören. Geh einfach nie wieder meine Mutter besuchen, hast du verstanden?"
"Hä ja gut. Kannst du mir erzählen was zwischen euch vorgefa-"
"Nein."
"Wieso unterbrichst du mich ständig? Das nervt langsam."
"Mach ich doch gar nicht."
Bruh. So eiskalt war ich lange nicht mehr zu ihm.
Er sah kurz genervt weg und sprach weiter: "Nagut, ist ja auch egal. Worüber ich mit dir reden wollte ist jetzt wichtiger. Also Bitte unterbrich mich nicht ok?"
"Ok."
"Hör mir zu Kater. Ich liebe dich wirklich. Und ich kann auch verstehen das es dir momentan nicht gut geht. Aber wie du bemerkst leidet auch unsere Beziehung stark darunter. Ich hab mir über legt das wir..-"
"Schluss machen?" Unterbrach ich ihn wieder.
"Eine Pause machen! Ich hab lange darüber nach gedacht und ...-"
"Zwei Tage. Wenn überhaupt."
Er holt tief Luft.
"Ich glaube das wäre das beste für uns beide. Du hast eine Weile deine Ruhe. Und ich hab eine Weile meine Ruhe."
Achso jetzt bin ich auch noch eine Belastung für ihn? Mir reichts.
"Das mit den Rosen hättest du dir dann echt sparen können."
"Das ist das einzige was du dazu zu sagen hast?"
Ich drehte mich von ihm weg und fing an ohne ein Geräusch zu machen zu weinen. Ich wollte nicht das er das sieht.
"Und du willst mich jetzt wirklich alleine lassen..." Ich sagte das so leise, das er es wahrscheinlich nicht ein mal gehört hat.
"Wenn du das nicht willst, müssen wir das auch nicht machen."
Ich versuchte meine Tränen so gut es ging zu unterdrücken. Aber verdammt es war so schwer. Ich versuchte jeglichen Augenkontakt zu vermeiden.
"Doch doch. Alles gut. Melde dich wenn du wieder Bock auf mich hast." Ich stand langsam auf und wollte gerade gehen als Liam mich plötzlich am Arm fest hält.
"Aber vergiss bitte nicht. Ich liebe dich wirklich."
Ohne ein Wort zu sagen ging ich einfach. Das war mir echt zu viel. Er weiß das es mir momentan scheiße geht und will genau jetzt einfach abhauen? Meinetwegen. Diese dämlichem Rosen ließ ich einfach auf der Bank liegen.
Weinend ging ich langsam die Straße entlang. Kein schluchzen, kein Pieps. Die Tränen flossen einfach langsam mein Gesicht entlang.
Es war schon etwas spät, aber die Besuchszeiten im Krankenhaus standen noch.
"Noch schlechter kann der Tag eh nicht werden." Dachte ich mir während ich das Krankenhaus betrat.
Ich wischte meine restlichen Tränen weg. Und wusste, heute werde ich nicht noch mal weinen.
Ich betrat das Zimmer meiner Mutter. Sie schlief. Ich setzte mich einfach neben ihr und schaute sie an. Ich traute mich nicht mal sie anzufassen. Ich hatte einfach Angst das sie aufwacht.
Ehe ich mich versah kam auch schon ein Arzt ins Zimmer rein: "Guten Abend, Kater. Ich hatte schon gehofft dich hier zu sehen. Deine Mutter wird bald entlassen, allerdings muss ihr Verband regelmäßig gewechselt werden. Ich zeige dir heute noch wie man das macht."
Na toll. Bei dem letzten Versuch meine Mutter anzufassen, schreckte sie sofort zurück. Und jetzt soll ich ihr ein Verband anlegen?
"Mach dir keine Sorgen, das ist nicht so schwer."
Ich nickte kurz.
Meine Mutter drehte ihren Kopf zum Arzt und öffnete langsam die Augen. Sie schaute mich kein einziges Mal an. Aber mir war klar, das sie wusste das ich hier bin.
"Guten Abend. Wie geht es Ihnen heute?"
"Scheiße."
Das war so ziemlich typisch meine Mutter.
"Nun gut. Wenn es Ihnen nichts aus macht, zeige ich ihrer Tochter schnell wie man ihr Verband wechselt." Entgegnete der Arzt.
"Nein." Sagte meine Mutter kurz. Sie hat mir noch keinen einzigen Blick gewürdigt. Sie tat so, als wäre ich gar nicht da.
"Nun gut. Zwingen kann ich Sie leider auch nicht. Morgen schicke ich Ihnen eine Krankenpflegerin mit nach Hause, die ihnen das dann in Ruhe zeigen und erklären kann. Ok?"
"Ok." Sagte ich kurz und nickte.
"Wann kann meine Mutter denn nach Hause?"
"Das erzähle ich ihnen draußen."
Langsam Schloss ich die Tür hinter mir zu.
"Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ihre Mutter wirklich zu Ihnen nach Hause soll. Sehen sie, die Polizei hat ermittelt wer der Täter sein könnte, der ihrer Mutter die Flasche an den Kopf warf."
"Und wer war es?"
Der Arzt keuchte.
"Wir haben sie selbst gefragt. Und sie meinte das SIE die jenige waren, die das getan hat. Es scheint als haben sie nicht das beste Verhältnis zu ihrer Mutter."
Er schaute mich skeptisch an.
Ich versuchte meine Tränen wieder zu unterdrücken, dieses Mal würde ich nicht weinen.
Das haben wir ihr allerdings nicht geglaubt, denn die Polizei hat Fingerabdrücke an den Glasscherben gefunden, die identisch mit einem gewissen Tom Frese sind. Kennen sie ihn eventuell?"
Mein Herz blieb stehen und im nächsten Moment sah ich nur noch schwarz...

Mein Leben vor dem SelbstmordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt