41.

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»Und hat, dann er gesagt, dass wir auch gerne Bungee-Jumping machen könnten...oh, ich glaube er hat auch irgendetwas mit Haien vorgeschlagen. Ist das nicht süß? Er war so...nervös. Ich...ich hätte nie gedacht, dass eine Junge mal wegen mir nervös werden könnte. Du etwa?« Ich lache auf, als mir auffällt, dass mein Gesicht rot anläuft. Es ist seltsam mit Kyran über einen Jungen zu sprechen. Diese ganze Theorie war was ganz anderes, aber jetzt ist alles so echt geworden.

Ich sehe Kyran an, der neben mir her läuft und an seiner Lippe herum kaut, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Er wirkt heute schon den ganzen Tag über so anders, so abwesend und irgendwie traurig. Als würde ihn etwas schweres belasten. Ich habe das Gefühl, als würde er über irgendetwas nachdenken und ich weiß nicht, ob er mir überhaupt zuhört.

»Er meinte, wir könnten machen, was immer ich möchte«, rede ich weiter drauf los, doch als wir fast vor meiner Haustür stehen, werde ich unruhig und bleibe stehen. Kyran aber scheint immer noch nichts zu bemerken, denn er dreht sich nicht zu mir um, er bleibt nicht einmal stehen.

»Warum bist du denn die ganze Zeit so ruhig?«, frage ich und erst als ich nach ihm rufe, bleibt er schließlich verwirrt stehen und dreht sich in alle Richtungen, bevor er bemerkt, dass ich einige Meter hinter ihm stehen geblieben bin.

Als er mich sieht, werden seine Augen ganz groß und er geht die wenigen Schritte zurück, während er mich unsicher mustert. Er fährt sich mit einer Hand durch die Haare. »Alles okay? Hast du dich verletzt?«

Ich sehe ihn verwirrt an. Hat er mich eben gefragt, ob ich mich verletzt habe? Hat er mir denn überhaupt nicht zugehört?

»Mir geht es bestens«, antworte ich. »Was ist denn mit dir los?«

»Mit mir? Wieso?« Er hebt eine Braue, so als verstehe er nicht, was ich sagen will. Es ist doch offensichtlich, dass Kyran irgendetwas bedrückt. Ob wohl irgendetwas mit seiner Familie ist? Ob er etwas von seiner Mutter gehört hat?

»Ich weiß nicht«, sage ich etwas unsicher und mustere ihn erneut von oben nach unten. »Du bist irgendwie...komisch heute. So ruhig und...naja, abwesend eben.«

»Tut mir leid«, sagt er und wischt sich dann übers Gesicht. Seine blauen Augen wirken müde und das schon den ganzen Tag über, so als belaste ihn seit heute Morgen tatsächlich irgendetwas. Am liebsten würde ich ihn fragen. Ich würde so gerne wissen, was in seinem Kopf vorgeht, doch leider fehlt mir der Mut, ihn zu fragen. Sobald ich den Mund aufmache, bereue ich was ich sage. Es ist jedes Mal dasselbe. Ich sage etwas, denke meistens ganz lange darüber nach und am Ende kommt es ganz anders rüber, als es sollte. Vermutlich bin ich kein Mensch der Worte. Aus diesem Grund schweige ich lieber.

»Du kannst nicht mit ihm auf ein Date gehen«, meint Kyran plötzlich, als wir schließlich einige Schritte weiter gegangen sind und kurz vor meinem Haus stehen. Dieses Mal ist derjenige, der einfach stehen bleibt.

Ich drehe mich verwirrt zu ihm um und runzele die Stirn. »Warum denn nicht?«

Er zögert kurz, aber er wirkt nicht unsicher, sondern fast schon ein wenig ängstlich. »Weil ich dich-«

»Weißt du, ich glaube er könnte der Richtige sein. Er ist echt nett und...sorry, was wolltest du sagen?«, murmle ich entschuldigend, als mir auffällt, dass ich Kyran einfach unterbrochen habe.

Kyran beißt sich auf die Unterlippe und als sich unsere Blicke für kurze Zeit kreuzen, wendet er hastig den Blick ab. »Ach egal. Wann ist das Date mit diesem Elias-Typen?«

»Elijah«, korrigiere ich ihn.

»Wie auch immer.«

Ich denke kurz nach, bevor es mir wieder einfällt. »Nächsten Samstag.«

Er scheint ebenfalls kurz nachzudenken und nickt schließlich. »Okay. Ich bin dabei.«

»Wie du bist dabei?« Meine Stirn legt sich vor Verwirrung in Falten, als Kyran mir lächelnd auf die Schulter klopft. Aber sein Lächeln wirkt leider nur halbherzig. »Ich lasse dich ganz bestimmt nicht alleine mit diesem Typen.«

»Aber er wird doch denken, ich sei vollkommen verrückt.«

Kyran schüttelt den Kopf. »Eine Sonnenbrille und eine andere Garderobe und er wird mich gar nicht bemerken, Mia. Ich bin die ganze Zeit hinter euch, ohne dass er Bescheid weiß.«

Jetzt wo er das sagt, wird mir klar, dass ich mich gleich viel wohler fühle, wenn ich weiß, dass Kyran bei mir ist. Alleine seine Anwesenheit beruhigt mich. Ich glaube, seine Idee ist gar nicht so abwegig, wie sie im ersten Moment geklungen hat.

Also nicke ich schließlich lächelnd. »Okay.«

»Klasse«, meint er und zwinkert mir zu. »Wir sehen uns dann morgen.«

Ich zeige verwirrt auf mein Haus. »Willst du denn nicht mit zu mir?«

Er lächelt bedauernd und legt den Kopf schief. »Tut mir leid. Heute nicht. Ich habe ein wenig Stress im Moment.«

»Dein Vater?«, frage ich vorsichtig nach und beiße mir schnell auf die Zunge, um auch ja nicht noch mehr zu sagen.

Kyran lächelt und schüttelt den Kopf, während er rückwärts auf sein Haus zusteuert. »Nein. Mit meinem Vater ist alles in Ordnung. Mach dir keine Gedanken. Ich habe alles im Griff.«

»Okay«, antworte ich, leicht verwirrt, aber auch enttäuscht. »Dann bis morgen.«

»Ach, und Mia?«, ruft er mir rüber. Nicht so laut, dass es die Nachbarn hören, aber für mich reicht es. »Weißt du, es gibt bestimmt noch einige andere Jungs da draußen, die du schon nervös gemacht hast, ohne es zu bemerken.«

Etwas verwundert sehe ich ihn an. Hat er mir vorhin also doch zugehört? Dabei habe ich gedacht, dass er kein Wort, das ich von mir gegeben habe, mitgehört hat.

Ich runzele verwirrt die Stirn. »Echt? Wer denn?«

Er lächelt und zuckt mit den Schultern, bevor er sich umdreht und im Haus verschwindet, nachdem er die Haustür aufgeschlossen hat. Und dann lässt er mich einfach alleine. Mit meinen Fragen und Sorgen.

KyranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt