55.

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Am nächsten Wochenende sind meine Eltern nicht da. Bis jetzt habe ich ihnen noch nichts von Kyran und mir erzählt. Ich kam einfach noch nicht dazu, es ihnen zu sagen. Und als sie mir verkünden, dass sie das Wochenende über wegfahren, weil meine Mutter bei einem Gewinnspiel einen Kurztrip nach Frankreich gewonnen hat, ergreife ich die Chance.

Kyran sagt, dass er sofort vorbeikommt, aber da habe ich schon meine Sachen zusammengepackt und bin auf dem halben Weg zu ihm. Mein Rucksack ist mit einem Pyjama, Bärteddy und einer Zahnbürste vollgestopft, als ich an seiner Haustür klingle.

Überrascht legt er das Handy, das er noch an sein Ohr gehalten hat, weg und sieht mich an. »Meintest du nicht eben noch....«

»Als ich dich angerufen habe, stand ich schon an der Haustür«, erkläre ich grinsend, schiebe ihn sanft zur Seite, um mich selber ins Haus zu lassen. Ich schaue mich um, so als wäre ich zum ersten Mal hier und drehe mich in dem Moment zu ihm, als er gerade die Haustür wieder schließt.

»Wo ist dein Vater?«

»Er...er hatte einen wichtigen Termin«, sagt er und plötzlich bildet sich ein breites Grinsen auf seinem bis eben noch überraschtes Gesicht. Er kommt auf mich zu. »Und er wird heute Nacht auch nicht nach Hause kommen.«

Bevor ich antworten kann, legt er die Arme um meine Hüften, drückt mich an sich und küsst mich. Ich kichere an seinen Lippen, als ich es nicht schaffe ruhig stehenzubleiben und langsam nach hinten torkele, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand falle. Während seine Hände sich in die Hintertaschen meiner Jeans schieben, fahre ich mit meinen Fingern durch sein Haar.

Irgendwann lässt er einfach von mir los. Ich schnappe nach Luft und sehe ihm in die fast schon glühenden Augen, die mich keine Sekunde loslassen. Überrascht, dass er einfach den Kuss abgebrochen hat, denn sonst bin ich diejenige, die ihn mit Gewalt von mir schubsen muss.

»Oh Gott«, murmelt er, lässt mich los und fährt sich stöhnend durch die Haare. Er tritt zurück, entfernt sich von mir, bis er mit dem Rücken gegen die andere Seite der Wand knallt.

Ich sehe ihn fragend an. »Was hast du?«

Kyran vergräbt sein Gesicht in den Händen, rutscht an der Wand hinab und bleibt schließlich auf dem Boden sitzen. »Ich bin ein schrecklicher Mensch.«

»Was hast du denn?« Ich gehe langsam auf ihn zu und lasse mich neben ihn auf den Boden fallen. Meine Hand legt sich wie selbstverständlich auf sein angezogenes Knie, während ich versuche, sein Gesicht zu sehen, aber er verwehrt mir diesen Anblick. »Kyran? Wieso solltest du ein schrecklicher Mensch sein?«

»Ich...ich bin so...« Er spricht nicht weiter, vergräbt sein Gesicht nur noch weiter in seinen Händen.

Ich hebe meine Hand, um sie ihm auf die Schulter zu legen. Leider verstehe ich immer noch nicht, was mit ihm los ist. »Was?«

Er hebt den Kopf leicht an und dreht den Kopf, so dass er mich ansieht. Als ich ihn sehe, kann ich mir das breite Grinsen nicht verkneifen, das sich gerade in meinem Gesicht ausbreitet. Und ich dachte, ich wäre die Einzige, die von Zeit zu Zeit aussieht wie eine reife Tomate. Kyrans Gesicht ist rot, roter geht's gar nicht.

»Du bist knallrot«, spreche ich das Offensichtliche aus und lache leise. »Gott, ist das niedlich.«

»Wenn du wüsstest, was in meinem Kopf vorgeht, dann würdest du das nicht mehr als niedlich bezeichnen.«

Ich sehe ihn an, sichtlich amüsiert darüber, dass ihm die Situation peinlich und unangenehm zu sein scheint.

»Du bist so unschuldig und dann komme ich und...«

KyranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt