Kapitel 4

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Einen Moment lang war ich überfordert, doch dann fasste ich einen Entschluss. "Das fällt ihnen ja früh auf, dass sie ein Arsch waren.", bemerkte ich und zog die Augenbrauen hoch. "Ich war der Jenige von dem sie Hilfe wollten, dann haben sie bitte die Geduld zu warten und sagen mir vor allem nicht, was zu tun oder zu lassen ist und wie ich meine Arbeit zu machen habe."

Der junge Mann senkte beschämt den Kopf und ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen. Ich fühlte mich ein wenig als würde ich mit einem kleinen Kind schimpfen und allein die Tatsache, dass er hergekommen war um sich zu entschuldigen, hatte mein Wut längst verrauchen lassen. Ich hätte niemals erwartete, dass so etwas passieren würde.

"Ich weiß, ich gehe am besten wieder.", sagte er geknickt und wendete sich um. "Nein, ich... warten sie... bitte." wollte ich ihn aufhalten. Ich wollte nicht, dass er einfach wieder ging, es interessierte mich viel zu sehr wer er war. "Wie heißen sie?", fragte ich freundlich und lächelte vorsichtig. Überrascht starrte er mich an und antwortete dann langsam: "Ich bin Michael und sie? Oder darf ich du sagen?"

"Ich bin Maurice.", grinste ich schief. "Okay, du hast Erde an der Nase Maurice.", machte er mich aufmerksam und schnell rieb ich mir durch das Gesicht. "Immer noch?", fragte ich beschämt und er schüttelte den Kopf. Normalerweise wäre mir das kein bisschen unangenehm gewesen, bei der Arbeit im Garten war das normal, doch Michael, brachte mich damit irgendwie aus dem Konzept.
Ich schüttelte kurz den Kopf und fragte ihn dann interessiert: "Wie bist du eigentlich hergekommen? Es ist mir selbst schon nicht leicht gefallen diesen Ort jemals zu entdecken und ich arbeite schließlich hier."

Er zuckte die Schultern. "Ich habe deine Kollegin gefragt wo du bist und hab ihr erzählt, dass ich mich entschuldigen wollte. Sie hat mich in den Garten geschickt und gesagt ich würde dich irgendwo weiter hinten finden."
Ich stutzte, wenn er mich hier gefunden hatte, musste es ihm wirklich wichtig gewesen sein mich zu sehen, sonst hätte der Garten ihm niemals den Weg gezeigt. Vielleicht war er gar nicht so ein schlechter Mensch wie ich befürchtet hatte.
"War es falsch her zu kommen?", wollte er wissen, vermutlich weil ich nicht geantwortet hatte.
Schnell schüttelte ich den Kopf und während ich mich auf den Weg zurück zum Laden machte erzählte ich: "Ich finde es toll, dass du zurück gekommen bist. Meistens sind alle Kunden freundlich und ich habe mir ganz schön viele Gedanken gemacht. Irgendwie ist mir das nicht aus dem Kopf gegangen und heute hatte ich-", ich brach ab als ich merkte was für ein schlechtes Gewissen ich ihm so bereitete.
"Tut mir leid ich wollte nicht noch mehr darauf herumhacken.", entschuldigte ich mich hastig. Er lachte leise.
"Alles gut, ich hab's ja verdient."

Eine Weile schwiegen wir bis er interessiert von mir wissen wollte: "Warum habt ihr so große Azaleen in eurem Garten, werden die auch verkauft?"
Ich schüttelte den Kopf. Was sollte ich ihm erzählen? Die Wahrheit würde er mir wohl nicht glauben und obwohl der Garten zugelassen hatte, dass er mich fand, würde Isabella sicher nicht wollen, dass er etwas wusste.
"Die Rohdodendren stehen da schon seit Jahren, die Gründerin fand sie zu schön um sie zu entfernen."

Wir waren beim Schuppen angekommen kommen und Michael streckte mir erneut die Schokolade entgegen, die ich beim ersten Mal nicht genommen hatte. "Hier, das ist deine. Ich... sollte dann wohl nach hause."
Ich antwortete nicht sofort sondern betrachtete ihn einen Moment. Die Sonne schien mir in den Rücken und einige Strahlen brachten seine Augen zum glitzern, so dass er sie leicht zusammen kneifen musste. Er grinste mich schief an und ich musste Freya wohl oder übel Recht geben. Er war wirklich hübsch.
"Dann komm gut nach hause.", wünschte ich und mit einem Nicken verschwand er.

Ich schlüpfte durch die Tür in das niedrige Gebäude und lehnte mich einen Moment gegen die Wand. Was war gerade bitte passiert? Ich hätte mit allem gerechnet aber nicht mit einer Entschuldigung und Schokolade.
Ich warf einen kurzen Blick auf die Packung, Traube-Nuss war nicht meine Lieblingssorte, aber Schokolade blieb Schokolade.
"Oh Maurice, woher hast du die Schokolade? Ich bekomme doch bestimmt was ab.", Freya war aus einem der Räume gekommen und grinste mich scheinheilig an.

Ich öffnete die Packung und stellte die Bedingung: "Nur wenn du erräts von wem sie kommt."
Überlegend legte sie die Stirn in Falten. "Familie? Freunde? Du hast sie gefunden?"
Ich schüttelte den Kopf. Einen Moment schwieg sie, dann rief sie: "Von einem Kunden! Von der freundlichen Oma?"
Ich musste lachen und erklärte: "Fast richtig, aber das lasse ich durchgehen. Sie kommt von dem Typen der sich gestern so aufgeregt hat."
"Ist nicht wahr!", sie riss die Augen erstaunt auf. "Der Gutaussehende?"
Ich nickte. "Er hat sich entschuldigt und mir die Schokolade geschenkt. Ich dachte du hättest ihn zu mir geschickt."

Sie schüttelte den Kopf und musterte erst mich und dann die Schokolade, die ich ihr hin hielt, kritisch. Während sie abbiss, wollte sie wissen: "Ist er nett? Also abgesehen von den letzten beiden Tagen."
"Schon.", antwortete ich gedehnt. "Ich habe ja kaum mit ihm gesprochen."
Freya hatte die Schokolade aufgegessen und grinste mich verschwörerisch an. "Wenn er extra zurück kommt um sich bei dir zu entschuldigen, dann ist das bestimmt nicht das letzte Mal, dass du ihn gesehen hast."
Sie schob sich an mir vorbei und verschwand im Garten. Ich runzelte die Stirn und schüttelte mir den Gedanken, Michael wieder zu sehen aus dem Kopf.
Die Blumenkästen warteten.

Garden || ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt