"So, gehen wir jetzt zurück?", fragte ich Micha und war schon im Begriff in die Richtung zu laufen aus der wir gekommen waren.
"Es ist so ruhig hier, so friedlich.", stellte der Angsprochene fest und ich nickte. "Deshalb bin ich so gerne hier und jetzt komm, ich dachte du wolltest dir den Rückweg anschauen."
Schnell schloss er zu mir auf und wir schlenderten zurück.An jeder Kreuzung schlugen wir den linken Weg ein und mir war längst aufgefallen, dass der Garten sich verändert hatte. Unter den Büschen drückten sich Walderdbeeren in den Schatten und große lilane Fingerhüte streckten sich ins Licht. Mit Micha wechselte ich nur wenige Worte, er achtete genau auf unsere Umgebung. Erstaunt bemerkte ich die jungen Birken, die sonst nur in der Nähe des geheimnisvollen Tores, hinterdem der Teich lag zu finden waren.
Aprupt blieb meine Begleitung stehen und blickt hinab auf eine Porzelanfigur, sie stellte eine kleine himmelblaue Schnecke mit roter Kravatte dar. "Die ist definitiv neu.", stellte er fest und schaute sich weiter um. "Warte mal! Der ganze Weg hier war vorher nicht da.", rief er.
Ein Grinsen huschte über mein Gesicht, insgeheim hatte ich gehofft er würde die Veränderung bemerken.Der kleine Pfad, der sich aufgetan hatte, war schmaler als die anderen Wege und kleine Efeutriebe schlängelten sich an seinen Rändern. Weiter hinten ragten blühende Rohdodendren in violett und weiß auf. Direkt an der Gabelung neben dem blauen Schneckchen rankte eine Clematis anmutig an einem schwarzen Gitter empor und in den dicken Ästen der Büsche hingen hin und wieder zarte Mobiles aus Glasmurmeln. "Jetzt die Wahrheit.", Micha grinste mich überlegen an.
"Du musst vorher versprechen mich nicht für verrückt zu erklären.", stellte ich klar und er nickte. "Dann müssten wir schon Beide irre sein, immerhin hab ich dich drauf angesprochen."Wir bogen auf den Trampelpfad ab und ich begann zu erzählen: "Wie man eventuell bemerkt hat, ist der Garten nicht ganz normal. Ich würde ihn nicht unbedingt als magisch bezeichnen, das klingt so realitätsfern, er ist einfach besonders.
Er macht gewissermaßen was er will, sieht so aus wie er will und lässt auch nur die Leute hinein die er mag. Man kann nicht herkommen mit der Intention etwas zu finden, der Garten richtet sich viel mehr danach wo du wirklich hin willst oder wo er dich gerne hätte. Die wenigsten können überhaupt bis in den Teil des Gartens kommen, der sein eigenes Leben führt und die Unachtsamsten entdecken nicht einmal den Laden.
Es hat mich gewundert, dass du mich hier überhaupt finden konntest."
Michael ging überhaupt nicht darauf ein, dass ich gesagt hatte er sei besonders sondern wollte interessiert wissen: "Und keiner Pflegt das hier? Wie funktioniert das ganze."
Ich zuckte mit den Schultern. "Es ist nicht wichtig wie es funktioniert oder was dahinter steckt, es geht nur darum, dass der Garten etwas ganz Besonderes ist."
Wir verfielen in Schweigen, doch schließlich rang ich mich nervös dazu durch zu sagen: "Isabella, die Besitzerin der Gärtnerei, hat mir erzählt der Garten hat sein eigenes Leben doch er richtet sich nach denen die er mag. Also... bist du vielleicht nur hier weil ich wollte... dass du hier bist. Ich bin oft hier und finde immer das was mir fehlt, ob es nun Entspannung, Mut oder Minze für einen Tee ist."
Nachdenklich schwieg Micha und gestand schließlich: "Ich weiß nicht einmal genau warum ich heute hergekommen bin, eigentlich hätte ich mir gesagt ich hätte einfach nicht genau hingeschaut. Aber ich bin gerne hier."
"Na dann.", lächelte ich.Die Umgebung hatte sich gewandelt, wir liefen wieder auf einem breiteren Weg und duftende Fliederbüsche ließen ihre üppigen Blüten herab hängen. Am Boden wuchsen blühende Lavendel stäucher und gelbe Löwenmäulchen zwischen Seifenkraut und einigen versteckten Stiefmütterchen und Primeln. Eine Biegung führte auf eine kleine Wiese die im Halbschatten einer riesigen, wunderschönen Rotbuche lag.
Ich hatte diesen Ort noch nie zuvor gesehen, doch es war wunderschön.
Michael schien das ähnlich zu sehen den er blickte erstaunt und zugleich verzaubert auf die umliegenden Pflanzen.Ich stand neben ihm und musterte ihn von der Seite. Die warme Nachmittagssonne warf kleine, tanzende Lichtflecken auf sein Gesicht und ließe so leichte Bartstoppeln erkennen. Er drehte sich zu mir und grinste mich an. Einen Moment verfing ich mich in seinen glitzernden Augen, doch schnell erwischte ich mich dabei und ließ mein Blick über die Wiese schweifen.
"Der Hut sieht wirklich gut aus, nur diese eine Stähne... darf ich?", wollte er wissen, seine Finger schwebten ein Stück vor mir in der Luft.
"Klar."
Schnell strich er mir eine der blonden Locken aus der Stirn und schob die unter den Hut.
"Wollen wir langsam zurück?", fragte ich und er nickte.Wir unterhielten uns über alles mögliche von unserem Traumreiseziel bis zu den vergangenen Jahren. "Ich wollte eigentlich ein duales Studium machen, aber ich bin letztendlich auf einen Ausbildungsplatz gestoßen. Das Angebot konnte ich nicht ablehnen, jetzt arbeite ich seit drei Jahren in einem Studio für Gamedesing. Ich mache also viel mit Technik, aber auch ein bisschen was vom Spielkonzept und der Vermarktung.", berichtete er und ich merkte wie begeistert er über seine Arbeit sprach.
Bis wir zurück im Schuppen und bei meinen Sachen waren, erzählte ich von meinem angefangenen Physikstudium und wie aus dem anfänglichen eher gezwungenem Praktikum hier, alles entstanden war.Im Büro lief ich hinüber zum Schreibtisch und heftete die Liste von der Bestandsaufnahme in den eigentlich vorgesehenen Ordner. Auf einen losen Zettel mit einem Datum aus dem letzten Jahr schrieb ich schnell meine Telefonnummer.
Als ich Michael den Zettel hin hielt wollte ich wissen: "Wenn du Gamedesing machst, spielst du doch bestimmt auch selber oder?"
Grinsend verstaute er den Zettel in der Jackentasche.
"Worauf willst du hinaus?"
"Naja, eigentlich bist du ja ganz nett. Vielleicht könnten wir...", schlug ich langgezogen vor und betonte das "eigentlich" besonders.Mich drehte sich weg und schmollte: "Ich bin super nett, erzähl doch keine Lügen."
Ich musste kichern. "Also ja oder nein?"
"Natürlich.", lachte er. "Ich schreib dir."
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Garden || Zomdado
FanfictionBegonnen hatte alles mit einem dreiwöchigen Praktikum, nun arbeitete Maurice schon seit vier Jahren in der Gärtnerei. Er kannte all die Geheimnisse des verwunschenen Gartens und vor allem wusste er, dass die Gärtnerei sich vor allen verbarg die sie...