Natürlich hatte ich Freyas Angebot nicht ausgeschlagen und war nun mit einer Kugel Himbeereis auf dem Weg ins Einkaufszentrum. Ich wollte meiner Schwester neue Stifte kaufen, sie liebte es zu zeichnen und seit sie den Kunstleistungskurs im Abi belegte tat sie, laut meiner Mutter, nichts anderes mehr. Sie schickte mir ab und an stolze Fotos von ihren Ergebnissen und man konnte sehen wie sie immer besser wurde.
Als ich schließlich vor zwei Regalen voller Buntstifte, Kreiden und Filzstiften stand war ich der Verzweiflung nahe. Auch ich mochte es manchmal zu zeichnen und es kam vor, dass ich mit den Ergebnissen sogar recht zufrieden war, doch mir hatten ein einfacher Bleistift und ein Radiergummi immer gereicht.
Irgendwann entschied ich mich für ein kleines Set mit den wichtigsten Farben. Es brannte mich in den Fingern eines der umfangreichen Sets zu kaufen, es schien als gäbe es keine Farbe die darin nicht enthalten war, doch die Preise waren absurd. Ich hatte zwar reichlich wenig Ahnung, doch ich hoffte, dass meine Schwester etwas mit den Stiften anfangen können würde.
Nachdem ich gezahlt hatte, machte ich mich zügig auf den Weg nach hause, immer hin wartete noch der Einkauf.Ich war gerade dabei die Papiertüte in den dritten Stock zu tragen, als mein Handy klingelte. Mit einem Seuftzen stellte ich die Tasche ab und kramte es aus meiner Jackentasche.
"Hi Maudado.", kam es aus dem Lautsprecher.
"Hey Manu, was gibt's?", erkundigte ich mich. Manu war ein Freund den ich vor Ewigkeiten über das Internet kennen gelernt hatte.
"Das ist eine sehr gute Frage.", sagte er lang gezogen und schwieg dann.
Verwirrt starrte ich in die Luft und warf dann einen erschrockenen Blick auf die Uhrzeit.
"Ohh man, es tut mir leid. Ich hab beim Einkaufen zu lange gebraucht.", jammerte ich. Wir waren vor einer halben Stunde verabredet, Manu wollte unbedingt mit mir Raft spielen.
"Womit habe ich das nur verdient?", seuftzte er dramatisch.
"Warte kurz.", wies ich ihn lachend an, legte auf und beeilte mich dann die Einkäufe nach oben zu bringen.Der Rest des Nachmittags verging wie im Flug und viel zu späte begann ich zu kochen. Eigentlich hatte ich mir Eintopf machen wollen, doch das würde nun zu lange dauern. Somit gab es nur einfache Nudeln, gebraten mit etwas Gemüse.
Als ich schließlich im Bett lag, kehrten meine Gedanken zu dem unfreundlichen Kunden zurück. Ich wusste nicht warum, doch ich konnte ihn einfach nicht vergessen.
Wie hatte er die Gärtnerei überhaupt finden können? Hatte Isabella sich getäuscht? Das wäre das erste Mal in drei Jahren, dass ich das erlebt hatte, außerdem kannte sie den Garten besser als irgendwer anders. Die letzte Möglichkeit die noch blieb war also, dass er nicht so ein schlechter Mensch sein konnte, wie er es vermuten ließ. Aber nach dem was heute passiert war, konnte ich nicht daran glauben.Wie konnte man nur so unfassbar unhöflich sein? Wahrscheinlich war er nicht schlimmer als eine Menge anderer Menschen auch, doch aus genau diesem Grund mied ich solche Menschen.
Freyas Kommentar er würde gut aussehen, schob ich bei Seite. Was brachte einem das Aussehen wenn man so unfreundlich war?--
Am nächsten Morgen kam ich mit knapp zwanzig Minuten Verspätung an und handelte mir einen strengen Blick von Ralf ein. Er arbeitete seit fast zehn Jahren hier, doch die Frage ob er Mitbegründer der Gärtnerei war, hatte er mir damals verneint.
"Tut mir leid, ich bleib nachher länger.", entschuldigte ich mich schnell und verschwand im Mitarbeiterraum um meine Sachen zu verstauen.Ich hatte unfassbar schlechte Laune, meine Gedanken hatten mich letztendlich länger wach gehalten als ich erwartet hätte und so hatte ich verschlafen, um dann gestresst und ohne wirkliches Frühstück viel zu spät los zu radeln.
Bis zur Mittagspause war ich beschäftigt mit Unkraut zupfen und Aufräumen im Gewächshaus. Für den Nachmittag hatte ich mir vorgenommen neue von den schon mit Blumen zusammengestellten Balkonkästen, die es zu kaufen gab, zu bepflanzen.Doch bis zur Pause hatte ich das Gefühl kurz vor dem Durchdrehen zu stehen, irgendwer hatte eine Palette mit etlichen Schattenpflanzen wie Stiefmütterchen, fleißigen Lieschen und Nachtschatten ausgerechnet an die Südseite des Schuppens gestellt. Vermutlich nur vorrübergehend, doch wer wusste schon wann sich Jemand darum kümmern würde. Genau wie um die Säcke mit Blumenerde, von denen mir beim verräumen natürlich einer aufgerissen war, wie hätte es auch anders sein sollen?
Die auf dem Boden verstreute Erde hatte ich nur halbherzig beseitigt und war nun endlich mit meinem Sandwich auf den Weg in den Garten.Verträumt lief ich die verschlungenen Pfade entlang und versuchte den Stress hinter mir zu lassen. Doch der wirklich verwunschene Teil des Gartens wollte sich einfach nicht zeigen. Schließlich fand ich mich in einem gepflegten Rohdodendrenhain wieder, in einem Meer aus farbenfrohen Knospen und ersten aufblühenden Blütenkelchen.
Ich nahm einen tiefen Atemzug der moosig riechenden Luft und das erste Mal an diesem Tag schlich sich ein ehrliches Lächeln auf mein Gesicht.Plötzlich räusperte sich jemand halblaut hinter mir und ich zuckte erschrocken zusammen, um im nächsten Moment nach Luft zu schnappen.
"Eh, das tut mir leid. Ich wollte sie nicht erschrecken.", vor mir stand tatsächlich der unfreundliche Kunde der letzten Tage.
Dieses mal trug er kein Hemd, sondern ein leichtes T-shirt, die Haare hatte er nicht mehr streng zurück gebunden, sie fielen ihm caotisch über die Ohren und ein wenig ins Gesicht. Die wohl größte Veränderung hatte in seiner Mimik und Körperhaltung statt gefunden. Er wirkte zwar offen, doch auch beschämt und unsicher."Ich...", setzte er an und startete direkt einen neuen Versuch: "Ich war wirklich ein Arsch, als ich die letzten Male hier war. Ich hatte total viel um die Ohren, der Geburtstag und eine Familienfeier, nebenbei durfte ich noch Babysitter spielen. Oh gott, das klingt alles wie schlechte Ausreden."
Betreten sah er mich an.
"Ich habe mich daneben benommen, eigentlich wäre ich wohl nicht wieder gekommen, aber seit ich gestern wieder im Auto saß hatte ich so ein schlechtes Gewissen. Ich hab... also...", er stotterte und kratzte sich verlegen am Kopf.
"Ich hab ihnen Schokolade mitgebracht, ich dachte mit Blumen können sie nicht besonders viel anfangen."
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Garden || Zomdado
FanficBegonnen hatte alles mit einem dreiwöchigen Praktikum, nun arbeitete Maurice schon seit vier Jahren in der Gärtnerei. Er kannte all die Geheimnisse des verwunschenen Gartens und vor allem wusste er, dass die Gärtnerei sich vor allen verbarg die sie...