𝙁𝙪𝙘𝙠𝙗𝙪𝙙𝙙𝙞𝙚𝙨 [ᴊᴊᴋ.ᴋᴛʜ/ᴍʏɢ.ᴘᴊᴍ]

²⁸ ▪︎of funerals and letters▪︎

Taehyung

,,Komm schon Taehyungie, wenn du nicht zu spät kommen willst solltest du dich jetzt wirklich beeilen." Jin schaut mich mitleidig an, während ich mein Spiegelbild anstarre. Der schwarze Smoking passt wie angegossen, die ebenfalls schwarzen Lackschuhe an meinen Füßen glänzen. Meine Haare sind noch schwarz, ich habe sie nicht mehr umgefärbt. Auch nicht nach dem Vorfall von vor einer Woche.

Ich zupfe meine Krawatte noch ein letzes Mal zurecht. Vielleicht wäre es besser zu spät zu kommen. Ich möchte nicht zu seiner Beerdigung, alles in mir sträubt sich dagegen. Durch den Spiegel sehe ich, wie Jin von hinten auf mich zukommt. Er legt eine Hand auf meiner linken Schulter ab und streicht mir mit der anderen sanft über die Haare.

,,Komm schon Tae-Baby, ich weiß du hast keine Lust zu gehen aber jetzt hast du dich schon fertig gemacht. Wir sind für dich da, du bist nicht alleine. Appa kommt mit, Yoongi wird da sein und ich bin auch bei dir."

Ein tiefer Seufzer verlässt meinen Körper. ,,Ich weiß. Ich wünschte nur ich wüsste, dass sie es mir nicht übel nimmt."

,,Bestimmt nicht. Das Gericht wird dich nicht für schuldig befinden und sie wird es auch nicht tun. Ich- Ich hätte dir das hier gerne schon früher gegeben, allerdings hat man es mir auch erst nach seinem Tod letzte Woche zugeschickt." Jin hält mir einen kleinen weißen Umschlag entgegen, auf dem in geschwungener Schrift mein Name steht.

Ich fange an zu zittern, versuche die aufkommenden Tränen in meinen Augen zu unterdrücken und knibble mit meinen Fingern die Verschluss-Lasche des weißen Papiers auf. Die Schrift auf dem Umschlag ist unverkennbar. Ihre Schrift würde ich überall wiedererkennen.

Mit noch immer zittrigen Finger ziehe ich das weiße, sorgfältig gefaltete Papier aus dem Umschlag und beginne zu lesen.

Hallo mein Schatz

Wenn du diesen Brief erhalten hast, kann ich dir nur sagen wie unendlich Leid mir alles tut. Ich wollte nie das es soweit kommt und dennoch war mir irgendwie klar, dass ich es nicht verhindern kann. Du weißt genauso gut wie ich, was diese Krankheit bedeutet und jetzt scheint sie ihr Versprechen wohl gehalten zu haben. Was auch immer passiert ist, gibt dir nicht die Schuld daran, auch wenn ich jetzt schon irgendwie weiß, dass du es trotzdem tun wirst.
Was deinen Vater angeht hoffe ich nur, dass er dich zu sich nimmt wenn ich nicht mehr bei dir bin. Ich weiß du hasst ihn aber gib ihm eine Chance. Alles passiert aus einem bestimmten Grund, damals wie auch heute.
Dein Vater hat uns nicht grundlos verlassen mein Schatz, bitte denk immer daran und versuch wenigstens für mich mit ihm klar zukommen. Auch wenn ich dir nie erklären konnte warum, bitte glaub mir einfach wenn ich dir sage, dass hinter seiner schwierigen Persönlichkeit auch eine liebevolle Seite steckt und es mir unendlich leid tut, dass du diese nur damals als Baby kennengelernt und nun wahrscheinlich alle Erinnerungen an sie vergessen hast. 

Was du mit unserem Haus machst bleibt dir überlassen. Verkauf es oder bleib darin wohnen. Genug Geld um es zu bezahlen ist da und ich möchte, dass du dieses auch nutzt. Sparen ist gut Tae aber in Anbetracht dessen wie viel es ist und mit der Hoffnung, dass du später mal einen ebenfalls gut bezahlten Job finden wirst, dürfte es kein Problem sein wenn du dir auch mal etwas gönnst.

Bitte tu mir jedoch den Gefallen und trauere nicht zu lang um mich. Ich weiß es ist nicht einfach los zulassen aber denk daran, dass ich niemals ganz weg sein werde. Ich bin immer noch für dich da, nicht mehr direkt neben dir aber ich werde an dich denken und von dort oben auf dich aufpassen.
Taehyung mein Schatz, ich habe keine Ahnung wie alt du sein wirst, wenn du diesen Brief liest aber ich bin mir sicher aus dir wird ein wundervoller junger Mann werden, so wie es der kleine Junge den ich großgezogen habe auch schon immer war. Folge deinen Träumen und lass dir niemals von irgendwem vorschreiben, was du zu tun hast und was nicht. Ich hoffe du wirst irgendwann einen wundervollen Freund und Mann finden und endlich ein glückliches Leben führen können und ja Tae, ich hatte keine Tomaten auf den Augen, sogar ein Blinder kann aus 10 Kilometer Entfernung sehen, dass du schwul bist. Vielleicht hast du mir das nie gesagt, weil du dir darüber selbst noch nicht im Klaren bist oder dachtest ich hätte etwas dagegen aber eine Mutter kennt ihr Kind manchmal besser als es sich selbst. Versprich mir einfach, dass du beim Thema Liebe immer nur auf dein Herz und nicht die Worte anderer Menschen hören wirst. Besuch mich mal mit ihm, wenn du ihn gefunden hast, ich würde den Menschen der dich glücklich macht sehr gerne kennen lernen.