𝙁𝙪𝙘𝙠𝙗𝙪𝙙𝙙𝙞𝙚𝙨 [ᴊᴊᴋ.ᴋᴛʜ/ᴍʏɢ.ᴘᴊᴍ]

³⁰ ▪︎vincent van gogh▪︎

Taehyung

Ich kippe das nächste Glas voller Vodka meinen Rachen hinunter und genieße das Brennen, welches meinen Hals anschließend durchzieht. Yoongi würde mich hassen, wenn er wüsste was ich hier tue. Er hat Alkohol schon immer gehasst.

Allerdings ist Yoongi nicht hier. Yoongi ist in Korea und ich weit weg von ihm. Genaugenommen bin ich um die 10562 Kilometer weiter weg und das auch schon seit drei Wochen. Drei Wochen in denen ich vermutlich schon in jeder Bar Brawley's gesessen bin.

Amerika ist schön. Los Angeles gibt einem ein unglaubliches Gefühl. Vieles sieht heutzutage anders aus als damals. Natürlich ist es schon ziemlich lange her, dass wir hier gewohnt haben. Ich glaube als wir umgezogen sind, bin ich sechs gewesen.

Ich habe bewusst die Wohnung in Brawley und nicht die in Los Angeles gewählt um unterzutauchen. Brawley ist eine wirklich tolle Stadt, Salton Sea mochte ich schon immer. Als Kind bin ich nicht oft hier gewesen, ein- zweimal vielleicht aber es hat ausgereicht um diesen Ort in Erinnerung zu behalten. Manche Dinge verzaubern einen eben schon nach kurzer Zeit.

Ungewollt muss ich an Jeongguk denken. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und ich trinke schnell noch ein Glas mit irgendeinem alkoholischen Getränk darin. Das erneute Brennen in meinem Hals lenkt ab.

Nach dem Vorfall im Krankenhaus bin ich einfach abgehauen. Ich habe in meiner Villa das Nötigste zusammengepackt und den nächsten Flug in die USA gebucht. Das einzig von mir zurückgelassene Zeichen ist ein Zettel auf meinem Küchentisch.

Sie sollen nicht nach mir suchen und mir die Zeit geben, die ich brauche. Und das es mir leid tut. Das habe ich drauf geschrieben. Den Zettel haben sie gelesen, die unzähligen Textnachrichten und verpassten Anrufe von Jin, Namjoon, Yoongi, Jimin und sogar Jeongguks Eltern sprechen Bände.

Vielleicht ist es übertrieben so zu handeln. Das ist vermutlich der Gedanke, den meine Familie momentan hat aber ich finde ihn gerechtfertigt. Es ist wahr, Jeongguk und ich hatten Anfangs keine gute Zeit. Unser Start war mehr als schlecht aber mit der Zeit habe ich ihn trotz unserer vielen Streits immer lieber gewonnen. Bis es mir dann irgendwann klar geworden ist.

Die ganze Zeit haben wir uns selbst angelogen. Vielleicht haben wir es getan, weil wir dachten, es wäre richtig so. Vielleicht auch, weil wir Angst davor hatten, was kommen könnte. Genutzt hat es uns rein gar nichts. Jetzt ist es zu spät. Zu spät um Jeongguk zu sagen, dass ich ihn liebe.

Ich habe viel zu lange gebraucht um einzusehen, dass es so ist. Wenn ich darüber nachdenke, hätte es mir wirklich schon viel früher auffallen können. Das erste Mal definitiv nach der Sache im Wald. Dann bei dem Dreh. Es war das erste Mal, dass ich mit jemandem gedreht habe, bei dem ich auch etwas gefühlt habe.

Wenn man noch genauer überlegt ist es sehr komisch, weil wir uns nicht wirklich lange gekannt haben. Das einzige was uns wirklich miteinander verbunden hat war die Tatsache, dass Jimin und Yoongi sich getroffen haben und dann die Wette, die Jeongguk und ich hatten. Viel mehr war da nicht wirklich.

Dann, als er plötzlich verschwunden war, da hat die Sache mit der Sorge um ihn angefangen. Ich habe mir eingeredet, ich bräuchte ihn nicht und das es mir egal sein kann, wo er ist. Die Wahrheit ist, dass ich mir schon von Anfang an Vorwürfe gemacht habe.

Als Hobi ihn gefunden hat, nach diesen vielen Wochen, ich war so glücklich. Dann hat dieses Monster, dass ich meinen Vater nennen muss, erneut alles zerstört. Ich bekomme das Bild, wie er seine Waffe auf Jeongguk richtet nicht mehr aus meinem Kopf. In meinem gesamten Leben hab ich noch nie so viel Angst gehabt.

,,Jo Vincent, ich dachte mir schon, dass ich dich hier treffen würde!" Aron begrüßt mich mit einem Handschlag und lässt sich auf den Barhocker neben mir fallen. Vincent ist mein Deckname hier, abgeleitet von Vincent van Gogh, einem meiner Lieblingskünstler. Die meisten Leute aus dieser Gegend kennen mich nicht und das soll nach Möglichkeit auch so bleiben.