~Prolog~

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Stille.
Totenstille.
Nur mein leiser, immer schneller werdender Atem und mein Herz, welches so laut gegen meinen Brustkorb klopfte, dass ich Angst hatte, jemand würde es hören.
Hier war niemand.
Ich war alleine in dieser Gasse, die so leer und verlassen wirkte, alles sah so verwahrlost aus.
Heruntergekommene Häuser, in denen selten ein Licht brannte.
Kaputte Pflastersteine, die schon seit Jahren auf eine Erneuerung zu warten schienen, bedeckten den Boden.
Demolierte Laternenpfosten, die gar keine oder nur eine ganz schwache Beleuchtung darstellten.
Ich schüttelte mich. Nein, hier war niemand, ich war ganz alleine.
Dennoch durchzog mich Angst.
Selbst der Mond stand nicht auf meiner Seite, hatte sich hinter einer dicken, scheinbar undurchbrechbaren Wolkendecke versteckt.

Unsicher setzte ich an, weiter zu gehen. Jedes Geräusch, welches von meinen schwarzen Turnschuhen durch das Pflaster hervorgerufen wurde, fühlte sich an, als wären es Laute hinter mir.

Schritte.
Das waren eindeutig Schritte.
Sofort blieb ich stehen, hielt wie erstarrt inne.
Die Geräusche verstummten ebenfalls.
War ich das?
Oder...jemand anders?
Mein Herz klopfte noch schneller als vorhin.
Was sollte ich tun?

Laufen.
Ich musste fliehen, auch wenn ich dies nur wegen meinen eigenen Schatten tat.
Es gelang mir, mich aus meiner Starre zu lösen, rannte sofort los.
Doch, da war etwas hinter mir.
Rhythmische Geräusche, wie von einer sehr durchtrainierten Person, die so gar nicht zu meinem hastigen Lauf passten.
Das war nicht ich.
Jemand folgte mir.
Sofort kam Panik in mir auf, begann schneller zu rennen.

Eine Nische.
Schnell hechtete ich auf diese zu, presste mich eng an die unverputzte Ziegelmauer. Ihre Kälte spürte ich sogar durch meine dünne Jacke.
Angst hielt mich fest umklammert, ließ mich nicht los.

Tip.
Tap.
Tip.
Tap.
Schritte.
Leise und doch so selbstsicher.
Sie wurden immer lauter, kamen immer näher.
Angsterfüllt kniff ich meine Augen zusammen.
Hoffentlich war das nur ein Albtraum; Nicht Real.
Nur in meinem Kopf.

Die Geräusche kamen immer näher, bis sie schließlich auf einmal verstummten.
Stille umgab mich wieder.
Totenstille.
War ich wieder alleine?

Vorsichtig öffnete ich meine Augen, blickte direkt in zwei leuchtend weiß strahlende Augen.
Mein Schrei hallte durch die Nacht.
Ich schrie so laut ich konnte.
Doch niemand würde mich hören; Ich war alleine.
Panisch presste ich mich eng an die Wand, versuchte irgendwie zu fliehen.
Die Angst war zur bloßen Panik umgewandelt, zog mich in ein tiefes, schwarzes Loch, aus dem ich nicht entkommen konnte.

In diesem Moment spürte ich einen schmerzhaften Schlag. Meine Beine sanken mir weg, meine Sicht wurde immer verschwommener.
Bevor ich auf den Boden aufschlug, blickte ich zu dieser furchteinflößenden Gestalt, die vor mir stand.
Der Mond hatte sich wieder hervorgekämpft, tauchte die dunkle Nacht, die bis jetzt um mich geherrscht hatte, in ein mysteriös wirkendes Licht.
Was ich sah, nahm mir den Atem weg.
Dieses Wesen...es hatte keinen Schatten.
Nein.
Es war ein Schatten.
Ein Schatten mit weiß glühenden Augen.

Fading Shade [#NewBookChallenge]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt