4. Kapitel

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Es herrschte wieder diese unheimliche Stille.
Nichts geschah, wir starrten uns nur gegenseitig an.
Dieses Wesen und ich.
Kein Geräusch störte uns, kein Laut drang zu uns.
Da war nur ich und dieser...Dämon.

Mein Gegenüber stieß wieder ein leises, heiser klingendes Kichern aus. Ein Zittern lief durch meinen Körper, ich spannte mich an.
Jetzt war alles aus.
Aus und vorbei.
Mein ganzes Leben; Unwichtig.
Es war in jedem Augenblick zu Ende.

„Du siehst aber komisch aus"
Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich die Stimme hörte. Sie klang wie die Stimme eines kleinen Jungen; Etwas frech und sehr kindlich.

Langsam wich ich einen Schritt zurück, tastete nach meiner Taschenlampe. Was sollte ich nur tun? Was...war dieses Wesen? Was wollte es von mir?
„Wer...wer bist du...?", hauchte ich leise und kaum hörbar, starrte das Geschöpf an; Ließ es keine Sekunde aus den Augen.

„Ich heiße Jaro"
Das Wesen kicherte wieder.
„Du redest auch voll seltsam"

„Ähm..."
Ich räusperte mich etwas. Diese Gestalt benahm sich wie ein kleines Kind.
„Ich...ich bin Aja", stellte ich mich mit meinem Namen vor.
„Weißt du, wie ich hier rauskomme?", fragte ich Jaro leise.

„Aus diesem Haus? Klar! Draußen ist aber nur ein großer, riesiger Wald, in dem man sich verlaufen kann", antwortete er mir.
Seine hellblauen Augen hüpften unruhig umher, als würde er hin und her springen.

Na super.
Ein riesiger Wald hatte mir gerade noch gefehlt.
„Äh...und...und weißt du, wie...ich hier hergekommen...bin?"
Meine Stimme zitterte immer noch und ehrlicherweise hatte ich gerade ziemlich Angst, auch wenn Jaro sehr harmlos wirkte. Aber wer wusste schon, ob dies bleiben würde...

„Du hier her? Brios hat dich dort in dem anderen Raum abgelegt"
„Ah, okay...", antwortete ich leise, strich durch meine Haare.
War das dieser...Dämon mit den weißen Augen?

Leise seufzte ich auf, schloss für einen Moment meine Augenlider. Ich fühlte mich so unglaublich müde und erschöpft. In der letzten Zeit hatte ich so gut wie gar nicht gut geschlafen. Ich wollte einfach nur nachhause in mein Bett fallen und schlafen.

„Warum bist du eigentlich nicht bei diesem anderen Wesen da? Schaut auch so komisch aus und hat genauso seltsame Augen, die nicht leuchten", fragte mich Jaro. Seine Stimme klang so unglaublich neugierig und wissbegierig. Wie ein Kind, das versucht die Welt zu erkunden. Nur, dass er eben kein Mensch war. Zumindest schloss ich diesen Entschluss, da diese leuchtenden Augen wohl eher nicht so...menschlich waren. Ebenso wie der fehlende Schatten bei dem anderen Wesen, dessen Name ich schon wieder vergessen hatte. Bei Jaro konnte ich es nicht sagen, dazu war es zu dunkel.

„Bei diesem anderen Wesen...?", wiederholte ich leise, blickte in diese hellblauen Augen.
„Ja, ich zeige dir, was ich meine, folge mir"

Das Wesen drehte sich etwas um, ging zielsicher in eine Richtung.
„Jaro...? Wo bist du?"
„Kannst du mich denn nicht sehen?"
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Nein, wo bist du?"
„Komisches Wesen..."

Tatsächlich entdeckte ich diese hellblauen Augen wieder, atmete etwas erleichtert aus. Irgendwie...machte mir dieses Wesen keine Angst; Jaro wirkte so harmlos und kindlich.
Ich folgte diesem Licht, welches mich eine Treppe nach oben führte und schließlich stehen blieb.

Dieses Kratzen.
Da war es wieder.
Nur viel lauter; Ganz nah.
Es kam von dieser Tür, die ich im schwachen Schein der Taschenlampe erspäht hatte.
Langsam blickte ich zu Jaro und mein Herz drohte stehenzubleiben.
Es war die Tür, hinter der ich dieses Kratzen vernahm.
Ganz klar und deutlich.

Fading Shade [#NewBookChallenge]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt